Diagnose: Wie wird ein Karpaltunnelsyndrom festgestellt?

Aus der Serie: Karpaltunnelsyndrom

Zur Karpaltunnelsyndrom-Diagnose wird der Arzt Sie genau fragen, wo überall Empfindsamkeitsstörungen auftreten und ob Sie in der Vergangenheit an der Hand oder am Unterarm Verletzungen oder Knochenbrüche erlitten haben. Eine mögliche knöcherne Ursache kann der Arzt auf einem Röntgenbild erkennen. Darüber hinaus bestimmte Funktionstests zur Karpaltunnelsyndrom-Diagnose hilfreich.

Funktionstests zur Karpaltunnelsyndrom-Diagnose

  • Hoffmann-Tinel-Test: Bei dem Test wird überprüft, ob das Hoffmann-Tinel-Zeichen auslösbar ist. Es handelt sich dabei um einen Klopftest. Der Arzt beklopft mit Zeige- und Mittelfinger den Mittelnerv am Handgelenk. Das löst beim Karpaltunnelsyndrom schmerzhafte Missempfindungen mit Ausstrahlung in den Daumen und Zeigefinger aus – ähnlich wie bei einem Stromschlag. Der Hoffmann-Tinel-Test ist in der Medizin ein zuverlässiges Diagnoseinstrument.
  • Phalen-Test: Bei dem Phalen-Test handelt es sich um ein neurologisches Testverfahren, mit dessen Hilfe ein Karpaltunnelsyndrom bereits im Anfangsstadium sicher diagnostiziert werden kann. Der Arzt beugt das Handgelenk über eine Minute kräftig (die Handinnenfläche in Richtung Unterarm). Besteht ein Karpaltunnelsyndrom, werden Schmerzen und Taubheit in der Hand ausgelöst.
  • Reverse-Phalen-Test: Dabei überstreckt der Arzt das Handgelenk in die andere Richtung (Handaußenfläche in Richtung Unterarm).
  • Flaschen-Test: Der Flaschen-Test ist einfach, aber zugleich aufschlussreich. Dafür muss der Betroffene eine Flasche an ihrer dicksten Stelle umfassen. Der Arzt überprüft währenddessen, ob und unter welcher Anstrengung der Daumen noch ausreichend weit abgespreizt werden kann.
  • Ein fortgeschrittenes Karpaltunnelsyndrom erkennt der Arzt daran, dass der Daumen nicht mehr aktiv gegen die Kleinfingerkuppe geführt werden kann.

Diagnostische Testverfahren: Überprüfung der Oberflächensensibilität und des Tastsinns

Neben der Testdiagnostik werden der Tastsinn und die Oberflächensensibilität der Haut untersucht. Dabei überprüft der behandelnde Arzt das Hautgefühl das Patienten, indem er den Daumen und die ersten beiden Finger im Wechsel mit Watte und einem spitzen Gegenstand berührt. Auch Büroklammern und Münzen kommen bei dem Test zum Einsatz: Sie müssen nach und nach einzeln vom Tisch des Arztes weggenommen werden. Auf diese Weise erhält der Arzt Aufschluss über die Funktion des Tastsinns und der Greifbewegung.

Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms beklopft der Arzt den Mittelnerv am Handgelenk
Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms beklopft der Arzt den Mittelnerv am Handgelenk. Hierbei wird beim Karpaltunnelsyndrom das sogenannte Hoffmann-Tinel-Zeichen – eine schmerzhafte, elektrisierende Missempfindungen mit Ausstrahlung in den Daumen und Zeigefinger – ausgelöst Foto: Fotolia

Elektromyografie zur Karpaltunnelsyndrom-Diagnose

Um die Diagnose Karpaltunnelsyndrom zu sichern, können sogenannte neurophysiologische Untersuchungen wie die Elektroneurografie oder die Elektromyografie Gewissheit bringen. Bei der Elektroneurografie misst der Arzt die Leitgeschwindigkeit des Nervs und stellt fest, ob er geschädigt ist und eine Störung der Reizleitung vorliegt. Die Elektromyografie ist zur Karpaltunnelsyndrom-Diagnose noch etwas genauer und hilft dem Arzt zu unterscheiden, ob eine Nerven- oder Muskelschädigung vorliegt und an welcher Stelle sie sich genau befindet.

Besteht die Vermutung auf Gewebeveränderungen der Hand (beispielsweise durch einen Tumor), kann der Arzt eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) oder eine Magnet-Resonanz-Tomografie (Kernspintomografie) im Rahmen der Karpaltunnelsyndrom-Diagnose einsetzen.