Diagnose Brustkrebs – Was Sie jetzt wissen müssen

Knoten sind häufig gutartige Fibroadenome, die meistens nicht operiert werden müssen
Knoten sind häufig gutartige Fibroadenome, die meistens nicht operiert werden müssen. Eine Gewebeprobe beim Arzt kann schnell Klarheit bringen Foto: shutterstock

Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock. Doch gerade jetzt ist es wichtig, schnell zu handeln. Erfahren Sie jetzt, woran Sie denken müssen und was Sie zur Therapie-Unterstützung tun können.

Wann muss operiert werden?

Durch eine Gewebeprobe lässt sich absichern, ob ein Knoten gutartig ist. "Ein gutartiger Knoten wie ein Fibroadenom muss nicht zwingend entfernt werden. Wenn er jedoch kosmetisch beeinträchtigt, wächst, vielleicht auch drückt oder bei Berührung schmerzt, sollte er entfernt werden. Die Möglichkeit der Überwachung und die histologischen Befunde sind eine gute und sichere Methode," erklärt Dr. Ursula Scholz, Ärztin des Mammazentrum Hamburg am Krankenhaus Jerusalem.

Wie groß sind meine Heilungschancen?

Durch Mammadiagnostik ist die Heilungsrate inzwischen hoch. "Da werden viele Befunde herausgefischt, ganz kleine Karzinome und Vorstufen, die sonst hätten wachsen und irgendwann zum Krebs werden können, wenn die Frauen nicht zur Mammografie gegangen wären", so Dr. Scholz. "Die Chemotherapie wird immer spezieller, wir haben zusätzlich die antihormonelle Therapie oder die Antikörpertherapie, sodass man eigentlich je nach Tumorbiologie, Größe und Aggressivität von über 90 Prozent Heilungsrate bei bestimmten Brustkrebsarten sprechen kann."

Welche Hilfe steht mir zu?

Häusliche Pflege, eine Haushaltshilfe oder auch Kinderbetreuung für die Kleinkinder während der Therapie beantragt man bei der Krankenkasse. Bei Fragen zu Rehabilitations-Maßnahmen, auch zu Wiedereingliederung in den Beruf, auf die Sie nach längerer Krankheit ein Recht haben, beraten Mitarbeiter der zentralen Reha-Servicestellen. Scheuen Sie sich auch nicht, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.

Muss Bestrahlung immer sein?

"Wenn Brusterhaltend operiert wird, ja", so Dr. Scholz. "Daten belegen, dass Patienten von der Strahlentherapie deutlich profitieren und ein geringeres Risiko haben, dass der Krebs wieder auftritt. Effektiv ist auch eine sogenannte 'Boost-Bestrahlung', das Tumorumfeld wird zum Schluss gesondert über fünf Tage gezielt bestrahlt. Heute sind Bestrahlungen schonender als früher. Wir haben die Möglichkeit einer 'intraoperativen Bestrahlung': Schon während der OP, wenn der Tumor entfernt ist, wird über eine Sonde im Gewebe bestrahlt. Das verkürzt anschließend die Dauer der Bestrahlung, sie ist verträglicher und das Risiko wird weiter reduziert."

Der Krankheit zum Trotz: schminken! Aber wie?

Die DKMS Life, eine Tochter der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, organisiert jährlich bundesweit über 1000 kostenlose Kosmetikseminare für Krebspatientinnen in mehr als 200 Einrichtungen. Kosmetikerinnen zeigen, wie man mit wenigen Tricks Hautflecken, Augenringe oder Wimpernverlust kaschiert.

Gehen Sie liebevoll mit sich um, Bewegung und Sport erhöhen die Heilungschancen, sonnige Ferientage unterstützen die seelische Balance, Kosmetik hebt das Selbstwertgefühl.

Was kann ich tun, wenn das Krankengeld nicht reicht?

Sechs Wochen krank oder länger? Dann bekommen Sie Krankengeld – 70 Prozent des Gehalts. Wenn es nicht reicht, können Sie bei der Agentur für Arbeit Sozialhilfe beantragen – die sogenannte Grundsicherung. Wer als Krebspatient unverschuldet in finanzielle Not gerät, z. B. weil ein Familienmitglied statt seines Einkommens nur noch Krankengeld bezieht, kann beim Härtefonds der Deutschen Krebshilfe kurzfristig Hilfe beantragen.

Darf ich verreisen, wenn ich krankgeschrieben bin?

Solange Sie Gehalt beziehen, müssen Sie das mit Ihrem Arbeitgeber klären. Wenn Sie Krankengeld erhalten, sollten Sie Ihre Krankenkasse über Ihre Reisepläne informieren. "Die Kasse prüft dann, ob der Krankengeldbezug fortgesetzt wird. Dem steht nichts entgegen, wenn Ihr Arzt bescheinigt, dass die Reise medizinisch unbedenklich ist und die Reise keine Reha und keine Wiedereingliederungsmaßnahme blockiert", so Hermann Bärenfänger, Techniker Krankenkasse, Hamburg.

Zahlt meine Krankenkasse eigentlich auch eine Perücke?

Wenn durch die Chemotherapie die Haare ausfallen, bringt die Perücke ein Stück Normalität zurück. Die Kassen zahlen durchschnittlich 360 Euro dazu, vorausgesetzt man wählt ein zertifiziertes Haarstudio, das von der Kasse zugelassen ist. Eine gute Kunsthaar-Perücke kostet 780 Euro. "Wir raten von Echthaar ab", sagt Norbert Rakos, Leiter der Hamburger Haar-Praxis Rasch. "Die Kosten sind zu hoch, gemessen an der Tragedauer, und die Pflege ist zu intensiv." Was sollte man beachten? "Entscheidend ist die Qualität des Unterbaus einer Perücke. Patientinnen sollten am besten schon vor der Chemotherapie kommen und nicht zu viele Berater mitnehmen, sie verunsichern eher."

Ist Sport jetzt noch gesund?

Studien beweisen eindeutig, dass Sport heilungsfördernd wirkt. "Kliniken bieten Sportkurse für Krebspatienten an, an denen die Patientinnen schon während der Chemotherapie teilnehmen können. Häufig machen sie das erst, wenn die Chemotherapie vorbei ist und sie sich besser fühlen. Das sind vor allem Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walken, Joggen", erklärt Dr. Scholz.

Was muss in der Patientenverfügung stehen?

In einer Patientenverfügung können Sie festlegen, welche lebenserhaltenden Maßnahmen Sie ablehnen. Sie können sie selber formulieren, Vorlagen finden Sie aber auch im Internet. Gültig ist die Verfügung nur mit eigenhändiger Unterschrift und Datum. Einen Notar brauchen Sie nicht. Sinnvoll ist aber, dass ein Zeuge (Verwandte, Freunde, Arzt) die Verfügung unterschreibt.

Brustaufbau – wie wird das gemacht?

Man kann Silikonimplantate verwenden. Dann wird bereits während der OP ein Expander eingesetzt, der dann nach und nach mit Kochsalzlösung aufgefüllt und ausgebaut wird, bis schließlich die Implantate eingesetzt werden. "Das macht man bei Patientinnen, die nicht bestrahlt worden sind, bei denen kein Tumor nachgewiesen ist und die kleinere Brüste haben. Ab Körbchengröße C greift man auf Eigengewebe zurück, wenn die Patientin nicht ganz schlank ist. Bei einer sehr schlanken, durchtrainierten Person ohne ein Gramm Fett am Bauch, geht das nicht, dann sind Implantate vorzuziehen", so Dr. Scholz.

Wo werde ich als Brustkrebspatientin optimal behandelt?

Suchen Sie nach einer Klinik, in der alle Spezialisten unter einem Dach versammelt sind. Das garantiert eine ganzheitliche Behandlung. Bei der Deutschen Krebsgesellschaft finden Sie ein Verzeichnis zertifizierter Brustzentren. Holen Sie sich auch eine Zweitmeinung ein, Sie haben das Recht dazu.