Diagnose Alzheimer: Die beste Hilfe für ein würdevolles Leben
Wenn Familienmitglieder an Alzheimer erkranken, sind auch deren Angehörige gefragt, sie zu unterstützen. Praxisvita hat wertvolle Infos.
Mit Anfang 70 wurde Gunter L.* allmählich vergesslich. Nichts worüber sich seine Frau Elli große Gedanken machte. Das sei doch im Alter normal, sagte sie sich. Doch mit fortschreitendem Alter wurde ihr Mann auch immer unselbstständiger. Er gab seine Hobbys auf, vergaß Namen und Gesichter. Immer öfter war er gereizt. Dann die Diagnose: Alzheimer.
Alzheimer ist schwer zu erkennen
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und führt zu einem langsamen Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Die Betroffenen sind immer weniger in der Lage, etwas Neues zu lernen, sich an Bekanntes zu erinnern oder Entscheidungen zu treffen. Wie schnell die Krankheit verläuft und wie stark die Symptome sind, ist von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich. Deshalb ist es auch so schwer, Alzheimer zu erkennen. "Nur bei jedem zehnten Patienten werden alle modernen Untersuchungsmethoden ausgeschöpft", kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie. "Und nur 60 Prozent der Betroffenen werden nach der Diagnose auch angemessen behandelt", ergänzt Professor Matthias Riepe von der Uni Ulm. Dabei kann eine rechtzeitige Therapie die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Patienten länger erhalten – und so auch die Angehörigen entlasten.
Dafür stehen Medikamente, z. B. mit dem Wirkstoff Memantin, zur Verfügung. "Die Therapie mit Memantin greift in allen Altersgruppen", sagt Professor Riepe. Studien zeigen, dass sich bei acht von zehn Patienten die geistigen Fähigkeiten innerhalb von drei bis sechs Monaten verbesserten oder stabilisierten. Das bedeutet auch eine Entlastung für die Angehörigen.
Holen Sie sich Hilfe bei Alzheimer
"Die Pflege eines Alzheimer-Patienten ist nicht selten ein Vollzeit-Job, der bei einem Viertel der Angehörigen zu schweren psychischen Belastungen bis hin zu Depressionen führen kann", sagt der Experte. Betroffene und Angehörige sollten sich mit der Krankheit auseinandersetzen. Neben dem Arzt sind Selbsthilfegruppen die ersten Ansprechpartner. Eine der wichtigsten Aufgaben der Angehörigen ist es, den Patienten Mut zu machen und sie bei den alltäglichen Dingen zu unterstützen.
Weiterhin Freunde treffen trotz Gedächtnisstörungen
Dieser Aufgabe nahm sich auch Elli bereitwillig an. Da die Alzheimer-Krankheit bei ihrem Mann nur langsam voranschritt, hatte sie einige Jahre Zeit, sich auf die Veränderungen einzustellen. Sie sorgte auch dafür, dass Freunde und Familie weiter zu Besuch kamen und ihr Mann so nicht vereinsamte. Bis heute helfen moderne Medikamente und viel Zuwendung ihm dabei, sein Leben weitgehend selbstbestimmt zu gestalten.
Das hilft Betroffenen bei Alzheimer
Schöne Erinnerungen auffrischen: Demenzkranke finden sich auch in gewohnter Umgebung nur noch schwer zurecht. Deshalb sollte man ihnen Geborgenheit und Vertrautheit geben. Blättern Sie zum Beispiel gemeinsam in alten Fotoalben der Familie. Hören Sie sich auch die immer gleichen Geschichten geduldig und interessiert an!
Orientierung erleichtern: Mit ein paar einfachen Mitteln können Sie dafür sorgen, dass sich ein Alzheimer-Patient noch sehr lange gut in der eigenen Wohnung zurechtfindet. Bringen Sie leicht verständliche Symbole oder Pfeile an – am besten in Bodennähe, da die Betroffenen ihren Blick beim Gehen oft nach unten richten.
Geregelter Tagesablauf: Feste Zeiten und ein routinierter Tagesablauf geben Menschen mit Alzheimer Sicherheit. Stehen Sie jeden Morgen zur gleichen Zeit auf und halten Sie einen festen Schlaf-Rhythmus ein. Das Essen sollte immer zur gleichen Zeit auf den Tisch kommen. Sie können den Betroffenen auch die Orientierung im Jahresverlauf erleichtern: z. B. mit Adventsoder Osterschmuck.
*Name von der Redaktion geändert
Erfahren Sie außerdem im Video, wie Sie die richtige Waschung für einen pflegebedürftigen Angehörigen am besten planen.
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