Der Urin stinkt – diese Krankheit kann dahinter stecken
Übler Geruch beim Toilettengang oder gar stinkender Urin – ein Grund zur Sorge? Wenn sich der Geruch des Urins verändert, muss das nicht immer gleich auf eine Infektion hinweisen. Unser Experte Dr. med. Christoph Pies, Urologe und Buchautor, erklärt, welche Ursachen möglich sind und wie normaler Urin riecht. Mit seinem Werk „Was passiert beim Urologen? Das Enthüllungsbuch für Sie und Ihn“ will er Männern die Angst vor einem Besuch beim Urologen nehmen.
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Wie riecht (gesunder) Urin?
Urin bzw. Harn ist ein natürliches Abbauprodukt unseres Körpers. Mit ihm schwemmt der menschliche Körper regelmäßig Abbauprodukte des Stoffwechsels hinaus. Gleichzeitig unterstützt das Urinieren den Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts. Erwachsene scheiden pro Tag zwischen 1,5 und 2 Liter Urin aus.
Der Geruch kann – neben Der Urinfarbe – ein Indiz für den Gesundheitszustand eines Menschen sein. Harn kann die unterschiedlichsten Gerüche annehmen, zum Beispiel:
süßlicher Uringeruch (nach Obst)
scharf-beißender Uringeruch nach Ammoniak
fauliger Uringeruch
alkoholischer Uringeruch
fischähnlicher Uringeruch
“Allerdings ist frischer Urin normalerweise fast geruchlos”, sagt Dr. med. Christoph Pies. “Der häufig vorkommende, strenge Geruch nach Ammoniak entsteht erst nachträglich und durch die Zersetzung des Harns durch Bakterien.”
Ursachen für stinkenden Urin: Wann kann sich der Geruch des Urins ändern?
Eines vorweg: “Vorübergehende Geruchsveränderungen sind meist harmlos”, sagt Pies. Laut dem Urologen könnten zum Beispiel auch vorher verzehrte Lebensmittel Schuld sein. “Beispielsweise kann der Urin nach dem Verzehr von Spargel kurzzeitig nach Schwefel riechen. Grund hierfür ist die im Spargel enthaltene Schwefelverbindung Asparagusinsäure. Auch Knoblauch oder Zwiebeln können den Urin nach Schwefel riechen lassen.”
Urin riecht nach einer Weile unangenehm nach Ammoniak, das ist meistens ganz normal. Dennoch könnten auch Erkrankungen Auslöser für eine wahrnehmbare Geruchsveränderung sein. Diese Ursachen von übel stinkendem Urin sind möglich:
- Lebensmittel: Der Uringeruch kann auch von vorher verzehrten Nahrungsmitteln beeinflusst werden. Prominentes Beispiel: Spargel. Aber auch Kohl, Knoblauch, Kaffee, Alkohol oder spezielle Medikamente können Einfluss auf den Geruch des Harns nehmen. “Auch ein Geruch nach Röstaromen entsteht meistens durch Lebensmittel”, sagt Pies. Die gute Nachricht: Diese Ursache ist völlig harmlos und erledigt sich nach kurzer Zeit von selbst.
- Harnwegsinfektion: Fischiger oder ungewöhnlich strenger Uringeruch kann sich bemerkbar machen, sobald eine Harnwegsinfektion oder Blasenentzündung vorliegt. “Bei Harnwegsinfektionen ist der Geruch besonders intensiv”, so Pies. Die vorhandenen Bakterien verändern den Geruch des Urins, in dem sie ihn zersetzen. Doch auch Viren oder Pilze können Auslöser einer Infektion sein.
- Dehydrierung: Harn besteht zu rund 95 Prozent aus Wasser. Weitere Bestandteile sind: Harnsäure, Harnstoff, Elektrolyte, Kreatinin, Zitronensäure und Vitamine. Sobald eine Störung dieses Verhältnisses vorliegt, verändern sich Farbe und Geruch. Bei einer intensiven Farbe und einem starken Ammoniak-Geruch kann eine Dehydrierung Ursache sein. Das heißt: Der Wasseranteil im Urin ist viel geringer.
- Ketone im Urin: “Beim Auftreten von sogenannten Ketonen im Urin entsteht ein süßlich-fruchtiger bis saurer Geruch, der an acetonhaltigen Nagellackentferner erinnert”, so der Experte. “Ursache kann ein unbehandelter Diabetes mellitus sein, aber auch bei Fieber, starker körperlicher Anstrengung, langen Hungerphasen sowie nach schweren Verletzungen oder Operationen können Ketone im Urin auftreten”, sagt Pies.
- Tumor: “Riecht der Urin nach faulen Eiern, kann unter Umständen ein Tumor oder ein anderer gewebezerstörender Prozess im Harntrakt vorliegen”, sagt Dr. Pies. Es könnte sich um einen Tumor im Harntrakt, an der Blase oder an den Nieren handeln. Besonders, wenn der stark unangenehme Geruch zusammen mit Blut im Urin vorkommt, kann ein Tumor die Ursache sein. Suchen Sie zügig einen Arzt auf.
- Ahornsirupkrankheit: Hierbei handelt es sich um eine (angeborene) Erkrankung, die den Stoffwechsel der Aminosäuren stört. Das dazugehörige, prägnante Symptom: ein süßlicher, etwas würziger Geruch nach Ahornsirup.
Stark riechender Urin: Wann sollte ich zum Arzt?
Es muss sich nicht zwangsläufig um eine ernsthafte Erkrankung handeln, wenn der Harn mal stärker riecht oder gar stinkt. Doch sobald sich die Geruchsveränderung mehrere Tage lang äußert, diese nicht durch Lebensmittel oder Medikamente ausgelöst wurde und der Geruch einfach nicht von selbst abklingt, sollten Sie vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen. Auch wenn neben dem schlechten Geruch eine Verfärbung des Urins, Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftritt, sollten Sie die Ursache von einem Arzt feststellen lassen.
Schwangere Frauen sollten lieber gleich einen Arzt aufsuchen. Denn schon eine vergleichsweise harmlose Harnwegsinfektion kann schnell zu Komplikationen führen.
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