Depression und Krankschreibung: Worauf Sie achten sollten
Schätzungen zufolge erkranken etwa 20 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens an Depressionen. Viele Betroffene sind kaum noch in der Lage zu arbeiten. Dennoch scheuen sich viele, wegen Depression eine Krankschreibung zu beantragen. Warum? Und was sollte man bei einer Krankschreibung wegen Depression beachten?
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- Bei Depressionen arbeiten oder krankschreiben lassen?
- Bei Depression arbeitsunfähig schreiben: Das spricht dafür
- Krankschreibung bei Depression: Gründe dagegen
- Schlechtes Gewissen wegen Krankschreibung bei Depression?
- Schon eine mittelgradige depressive Episode führt zur Arbeitsunfähigkeit
- Krankschreibung wegen Depression: Was ist erlaubt?
Die einen haben Angst, stigmatisiert zu werden. Andere haben ein schlechtes Gewissen bei einer Krankschreibung wegen Depression. Doch wer unter der psychischen Erkrankung leidet, ist oftmals nicht mehr arbeitsfähig. Warum es sinnvoll ist, bei Depression eine Krankschreibung zu beantragen und worauf man noch achten sollte.

Bei Depressionen arbeiten oder krankschreiben lassen?
„Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen und sind mit einer hohen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Krankheitslast verbunden,“ schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Internetseite. Anzeichen und Ausprägungen sind höchst unterschiedlich, weshalb es bis zur Diagnose oft ein langer Weg ist – zumal die Ursachen noch nicht genau geklärt sind. Expert:innen vermuten ein Zusammenspiel aus sozialen und neurobiologischen Faktoren.
Die Hauptsymptome einer Depression sind:
Niedergeschlagenheit
Interessenlosigkeit
Daneben kommt es häufig zu Konzentrationsstörungen, Selbstzweifeln, Schlafstörungen, Unruhe, Libidoverlust sowie körperlichen Symptomen wie Magen- oder Gliederschmerzen, die die Lebensqualität einschränken und sich auch auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Eine Krankschreibung wegen Depression kann daher sehr sinnvoll sein, um sich auf die eigene Genesung und die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit zu konzentrieren.
Bei Depression arbeitsunfähig schreiben: Das spricht dafür
Wer unter einer Depression leidet, fühlt sich oftmals lust- und energielos oder kann sich schlecht konzentrieren. Je schwerer der Verlauf, desto ausgeprägter sind die Symptome.
Viele Betroffene sagen dennoch: Trotz Depression habe ich Angst, mich krank zu melden. Angst, den Job nicht erfüllen zu können und vielleicht sogar gekündigt zu werden. Dieser Stress und ständige Überforderung können die Depression noch verschlimmern. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) bzw. Krankschreibung ist in diesem Fall dringend ratsam.
Krankschreibung bei Depression: Gründe dagegen
In manchen Fällen kann es aber auch sinnvoll sein, weiterhin zur Arbeit zu gehen. Der geregelte Tagesablauf und die finanzielle Sicherheit können das seelische Wohlbefinden verbessern, die Arbeit kann das Selbstwertgefühl steigern. Außerdem sind soziale Kontakte, auch mit Kolleg:innen, für depressive Menschen wichtig.
Ob eher die Krankmeldung bei Depression oder die Arbeit hilft, muss individuell abgewogen werden. Am besten holt man sich ärztlichen Rat oder bespricht sich mit einer Psychotherapeutin bzw. einem Psychotherapeuten.
Schlechtes Gewissen wegen Krankschreibung bei Depression?
Fühlt man sich arbeitsunfähig durch Depression, sollte man sich beispielsweise wegen eventueller Mehrarbeit für die Kolleg:innen keine Gedanken machen. Genau wie bei einer Grippe, einem Beinbruch oder einer anderen körperlichen Krankheit braucht man auch bei einer psychischen Erkrankung kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man sich krankschreiben lässt.
Viele fragen sich bei einer Krankschreibung wegen Depression zudem, was sie ihren Vorgesetzten und Kolleg:innen sagen sollen. Obwohl die psychische Erkrankung so weit verbreitet ist und auch viel Aufklärungsarbeit geleistet wurde, sprechen die meisten nur ungern darüber – zum einen aus Angst um den Job, zum anderen aber auch, weil die Symptome einer Depression vielfach immer noch für Schwäche oder mangelnde Selbstdisziplin gehalten werden. Seelische Erkrankungen sind noch immer nicht so sichtbar und so akzeptiert wie körperliche.
Wichtig zu wissen ist daher, dass man weder gegenüber Kolleg:innen noch gegenüber Arbeitgeber:innen erklären muss, warum man krankgeschrieben ist. Auf der AU vom Hausarzt bzw. von der Hausärztin ist die Art der Erkrankung nicht angegeben – auch wenn zum Beispiel ein Neurologe oder eine Psychiaterin die Krankschreibung ursprünglich verordnet hat.
Schon eine mittelgradige depressive Episode führt zur Arbeitsunfähigkeit
Die Schwere einer Depression wird in leicht, mittelgradig und schwer eingeteilt. Bereits bei leichten depressiven Beschwerden kann eine Auszeit Sinn machen. Erst recht kann man mit einer mittelschweren Depression arbeitsunfähig sein. Denn in dieser Phase können die Symptome schon so ausgeprägt sein, dass die Betroffenen alltägliche sowie berufliche Aufgaben kaum noch oder gar nicht mehr ausüben können.
Bei einer schweren Depression ist eine Krankschreibung unbedingt notwendig. Nur so hat man ausreichend Zeit für eine professionelle Behandlung, möglicherweise auch stationär. Auch kann die Dysthymie, also eine chronische leichte Depression, zu Arbeitsunfähigkeit führen. Zwar sind die Symptome in diesem Fall schwächer ausgeprägt, sie dauern jedoch über Jahre an und können einen schweren Verlauf nehmen.
Je nach Schweregrad kann eine Krankschreibung nur wenige Wochen, mehrere Monate oder auch dauerhaft nötig sein. Für einen Zeitraum von sechs Wochen hat man Anspruch auf Lohnfortzahlung. Danach erhält man Krankengeld von der Krankenkasse, etwa zwei Drittel des Gehalts.
Wer arbeitsunfähig wegen Depressionen ist, muss sich Hilfe suchen. Ruhe allein reicht nicht aus – es ist wichtig, die Depression zu behandeln. Dies kann eine Gesprächs- oder Psychotherapie sein, ambulant oder stationär, begleitet von Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist für viele Betroffene eine große Hilfe.
Krankschreibung wegen Depression: Was ist erlaubt?
Wer wegen einer Depression krankgeschrieben wird, muss den oder die Arbeitgerber:in sofort informieren und auch eine AU vorlegen – ohne den Grund zu nennen, wenn man das nicht möchte. Aktivitäten, zum Beispiel Sport, helfen bei Depression. Doch darf man überhaupt das Haus verlassen, wenn man krankgeschrieben ist?
Grundsätzlich darf man alles tun, was zur Genesung beiträgt. Auf keinen Fall muss man zu Hause bleiben, im Gegenteil. Ablenkung und positive Erfahrungen tun gut. Dazu gehören bei einer Depression unter anderem:
Einkaufen
Sportliche Betätigung
Spaziergänge
Kinobesuche
Treffen mit Freund:innen
In leichteren Fällen kann auch ein Urlaub positiv wirken. Dieser sollte vorher aber mit dem Arbeitgeber bzw. der Krankenkasse abgestimmt werden. Bei einer mittelgradigen oder schweren Depression ist ein Urlaub nicht empfehlenswert: Der unregelmäßige Tagesrhythmus, die ungewohnte Umgebung und letztlich auch der Erwartungsdruck an eine Besserung könnten die Krankheit verschlimmern.
Wer wegen Depression eine Krankschreibung erhalten hat, sollte sich also in erster Linie um sich selbst kümmern und das tun, was die Beschwerden reduziert – keinesfalls muss man ein schlechtes Gewissen wegen einer Krankschreibung bei Depression haben.
Wenn Sie sich ständig erschöpft und traurig fühlen oder unter Schlafproblemen leiden, kann dies auf eine Depression hindeuten. Spätestens nach zwei Wochen Niedergeschlagenheit ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe finden Sie verschiedene Anlaufstellen. Dort sind auch Adressen für Notfälle gelistet. Bei konkreten Suizidgedanken ist es wichtig, die nächstgelegene Klinik mit psychiatrischer Notaufnahme aufzusuchen.
Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie jederzeit anonym die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 anrufen.
Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber depressive Symptome bei anderen bemerken, erhalten Sie auf der Website der Deutschen Depressionshilfe konkrete Handlungsempfehlungen. Besteht eine konkrete Suizidgefahr ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei zu verständigen.
Quellen:
Depression in: bundesgesundheitsministerium.de
Depressive Symptomatik bei Erwachsenen in Deutschland in: rki.de
Depression – Ist eine Krankschreibung für mich sinnvoll? in: patienten-information.de
Wolfersdorf, M. (1993). Leitfaden zur Diagnostik und Therapie bei depressiven Erkrankungen in der allgemeinärztlichen Praxis. In Depressionen (pp. 193-218). Springer, Berlin, Heidelberg.