Demenz: Impfung gegen Gürtelrose senkt das Risiko

Ein internationales Team von Forschenden hat den Zusammenhang von Demenz und einer Gürtelrose-Impfung untersucht. Das Ergebnis: Das Risiko einer Erkrankung verringert sich erheblich!

Hände in Schutzhandschuhen halten Spritze mit „Herpes Zoster
Eine Impfung gegen Gürtelrose kann womöglich auch vor Demenz schützen Foto: istock/kemalbas
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Zuvor haben Studien darauf hingewiesen, dass Herpes-Viren eine Rolle bei der Entwicklung einer Demenz spielen könnten. Wissenschaftler:innen aus den USA, Deutschland und Österreich haben nun analysiert, wie eine Impfung gegen Herpes Zoster, wie die Gürtelrose fachlich genannt wird, wirkt. Sie fanden heraus, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Demenz-Erkrankung deutlich reduziert.

Studie: Gürtelrose-Impfung kann Demenz-Risiko um 20 Prozent senken

Schätzungen zufolge leiden rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz. Die am meisten verbreitete Form ist die Alzheimer-Demenz. Doch wie genau entsteht die Erkrankung? Welche Faktoren sind ausschlaggebend und gibt es erhöhte Risiken? Um diese noch unklaren Fragen zu beantworten, forschen Expert:innen weltweit.

Nun hat eine neue, noch nicht begutachtete Studie eines internationalen Teams der Universitäten aus Stanford, Heidelberg, Mainz und Wien bei der Untersuchung des Zusammenhangs einer Gürtelrose-Impfung und Demenz entdeckt, dass das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken und Gürtelrose auslösen kann, auch für Entwicklung einer Demenz ursächlich sein könnte. 

„Unsere Ergebnisse deuten stark auf eine wichtige Rolle des Varizella-Zoster-Virus bei der Entstehung von Demenz hin.“
Die Studienautor:innen

Darüber hinaus hat das Team eine weitere wegweisende Entdeckung gemacht: Demnach kann das Risiko, an Demenz zu erkranken, durch eine Impfung gegen Gürtelrose in den nächsten sieben Jahren um 19,9 Prozent reduziert werden.

Gürtelrose-Impfung schützt vor Demenz – Studie in Wales

Für ihre Untersuchungen haben die Forschenden Daten von 282.541 Walisern unter die Lupe genommen. Warum Wales? Seit 2013 haben alle nach dem 2. September 1933 Geborenen dort einen Anspruch auf eine Impfung gegen Gürtelrose – Menschen, die vor diesem Datum geboren wurden, dagegen nicht.

So konnten die Wissenschaftler:innen die Daten vor und nach diesem Datum vergleichen – eine einzigartige natürliche Versuchsgruppe. Dazu wurden unter anderem alle erhaltenen Impfungen, die Gesundheitsversorgung, Sterbeurkunden und das Geburtsdatum betrachtet.

Impfung gegen Gürtelrose: Schutz vor Demenz bei Frauen größer

Eine Gürtelrose-Impfung schützt nach diesen neuesten Erkenntnissen also nicht nur vor Herpes Zoster – auch die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, verringert sich in den folgenden sieben Jahren um knapp 20 Prozent.

Die Forschenden haben außerdem herausgefunden, dass das Risiko für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz bei Frauen stärker reduziert war als bei Männern. Für andere Demenzformen, etwa die vaskuläre Demenz, galt das nicht. Das Team betonte aber auch, dass weitere Studien notwendig seien, um präzisere Ergebnisse und eine bessere Einschätzung, beispielsweise der optimalen Impf-Intervalle, zu ermöglichen.

Deutschland: Gürtelrose-Impfung ab 60 Jahren

Wie sieht es in Deutschland mit einem Impfschutz aus? Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät allen Menschen ab 60 Jahren zu einer Impfung gegen Herpes Zoster. Patient:innen mit einem geschwächten Immunsystem oder einer schweren Vorerkrankung wird die Gürtelrose-Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen – diese könnte dann zusätzlich auch vor einer Demenz schützen. Informationen zum persönlichen Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, bieten Seiten wie https://www.impfen.de/guertelrose.

Quellen: 

Causal evidence that herpes zoster vaccination prevents a proportion of dementia cases, in: medrxiv.org

Herpes Viruses and Senile Dementia: First Population Evidence for a Causal Link, in: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov