Dauerschwindel: Woher kommt das ständige Schwindelgefühl?

Anhaltender Schwindel ist für die Betroffenen sehr belastend – viele trauen sich kaum noch aus dem Haus. Wie kommt es zu Dauerschwindel? Und warum erhalten manche Patient:innen keine eindeutige Diagnose?

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Wer unter ständigem Schwindel leidet, möchte den Problemen auf den Grund gehen und sie möglichst beheben. Wie sich Dauerschwindel äußert, welche Ursachen hinter den Beschwerden stecken können und warum nicht immer ein eindeutiger Grund gefunden wird.

Frau in rotem Shirt, Augen geschlossen, fasst sich an den Kopf
Dauerschwindel kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen Foto: iStock/m-gucci

Was ist Dauerschwindel?

Im Gegensatz zu plötzlichen Schwindelattacken, die unvermittelt auftauchen und wenige Sekunden bis zu ein paar Stunden andauern, kann ein dauerhaftes Schwindelgefühl über Tage und Wochen oder schlimmstenfalls noch länger anhalten. Die Dauer ist abhängig von der Ursache.

Der Dauerschwindel kann in Form eines Drehschwindels auftreten. Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sich die Welt um sie herum wie im Karussell dreht – auch im Liegen hört es nicht auf. Andere nehmen es eher als ständigen Schwankschwindel oder Wanken wahr, auch ein Benommenheitsgefühl oder Gangunsicherheit können auftreten.

Dauerschwindel: Ursachen für ständigen Schwindel erkennen

Da der Schwindel dauerhaft ist, nimmt die Angst, dass der Zustand so bleiben könnte, oftmals zu. Viele Menschen fühlen sich dann nur noch zu Hause sicher und ziehen sich komplett zurück. Daher ist es wichtig, die Ursache zu erforschen und den Schwindel entsprechend zu behandeln.

Tritt der Schwindel plötzlich auf wie eine Attacke? Oder vielleicht nur in bestimmten Situationen? Hält er mehrere Stunden oder ist dem Betroffenen seit Tagen schwindelig? Ist der Schwindel vielleicht sogar chronisch? Wird das Symptom Schwindel von Übelkeit, Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen oder anderen Beschwerden begleitet? Durch gezielte Fragen und eine eingehende Untersuchung können Ärzt:innen bei dauerhaftem Schwindel die Ursache oftmals schon am jeweiligen Muster erkennen.

Neuritis vestibularis: Anhaltender Schwindel – wenn sich alles dreht

Eine Form des Dauerschwindels ist der anhaltende Drehschwindel. Dieser beginnt oft mit einer plötzlichen Attacke, die stunden- bis tagelang anhalten kann. Neben dem Gefühl, dass sich alles dreht, zeigen sich häufig Symptome wie:

  • Erbrechen und Übelkeit

  • Unkontrolliertes Augenzittern (Nystagmus)

  • Fallneigung

Ursache dieses Drehschwindels ist ein entzündeter Gleichgewichtsnerv, auch Neuritis vestibularis genannt. Expert:innen nehmen an, dass dieser durch eine Herpesvirus-Infektion ausgelöst wird. Das Gleichgewichtsorgan fällt dann auf einer Seite vorübergehend aus, das Gehirn erhält nicht mehr alle Informationen, die zur räumlichen Orientierung notwendig sind. Nach ein bis zwei Wochen nehmen die Beschwerden dann wieder ab.

Ständiger Schwindel durch eine beidseitige Vestibulopathie

Bei dieser Erkrankung ist das Gleichgewichtsorgan auf beiden Seiten gestört. Zugleich sind auch Teile der Gleichgewichtsnerven funktionell beeinträchtigt. Häufigste Ursache ist die Menière-Krankheit, einer Störung des Innenohrs mit einer plötzlichen Verschiebung von Flüssigkeiten, die zu Fehlinformationen führt. Die Folge sind plötzlicher Drehschwindel, zum Teil über mehrere Stunden, ein Druckgefühl im betroffenen Ohr, temporärer Hörverlust und Tinnitus.

Morbus Menière betrifft meist nur ein Ohr. Tritt die Störung auf beiden Seiten auf, kann sich eine beidseitige Vestibulopathie entwickeln. Zu den weiteren möglichen Auslösern für den Dauerschwindel zählen eine Hirnhautentzündung (Meningitis), eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder selten eingesetzte Antibiotika (Aminoglykoside), die das Innenohr schädigen könnten. 

Kommt der Dauerschwindel von der Halswirbelsäule (HWS)?

Expert:innen vermuten, dass auch Schäden an der Halswirbelsäule (HWS) zu dauerhaftem Schwindel führen können. Ursachen können zum Beispiel Verspannungen oder Gelenksblockaden, aber auch die Folgen eines Unfalls oder von Verletzungen sein. In diesem Fall wird die Funktion der Gefäße und Nerven, die für das Gleichgewicht mitverantwortlich sind, beeinträchtigt. Wissenschaftlich ist der Zusammenhang allerdings noch nicht eindeutig nachgewiesen.

Dauerschwindel: Ein Tumor könnte zum ständigen Schwindelgefühl führen

In seltenen Fällen kann ein anhaltender Schwindel auch durch einen Tumor verursacht werden. In diesem Fall kommt es oftmals zusätzlich zu weiteren Symptomen:

  • Neu auftretende, schlimmer werdende Kopfschmerzen

  • Sehstörungen

  • Übelkeit und Erbrechen

Treten diese Symptome gemeinsam auf und verstärken sich, sollte man dies auf jeden Fall ärztlich abklären lassen.

Keine körperlichen Ursachen? Es könnte psychosomatischer Dauerschwindel sein

In vielen Fällen ist bei Dauerschwindel die Psyche beteiligt. Expert:innen sprechen dann auch von somatoformen oder funktionellem Schwindel. Wenn sich keine organischen Ursachen für den ständigen Schwindel finden lassen, sollte man auch an eine psychische Erkrankung wie eine Angststörung, eine Depression oder Burn-out denken – zumal, wenn sich weitere Symptome wie Luftnot oder Antriebslosigkeit dazugesellen.

Allerdings kann sich der funktionelle Schwindel auch aus einem zuvor erlebten, organisch bedingten Schwindel entwickelt haben, zum Beispiel nach der Menière-Krankheit. Die Art und Intensität des Schwindels sind von Person zu Person ganz unterschiedlich, bei manchen tritt ein leichter Dauerschwindel auf, andere spüren heftigen Schwank- oder Drehschwindel.

Das Fatale an dieser Art von Schwindel: Da sich keine körperlichen Ursachen für die Symptome finden lassen, vertrauen die Betroffenen ihrem Körper nicht mehr. Sie haben Angst, das Haus zu verlassen und ziehen sich immer mehr zurück. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, das Problem zu benennen und den Patient:innen Lösungen aufzuzeigen. Bei ständigem Schwindel kann zum Beispiel eine kognitive Verhaltens- oder Psychotherapie helfen. Aber auch physiotherapeutisches Schwindeltraining und sportliche Betätigung sind empfehlenswert, um den Dauerschwindel in den Griff zu bekommen.

Quellen:

Schwindel in: hirnstiftung.org

Anhaltender Drehschwindel in: hno-aerzte-im-netz.de

Schwindelformen: Neuritis vestibularis (anhaltender Drehschwindel) in: neurologen-und-psychiater-im-netz.org

Ursachen von Schwindel in: neurologen-und-psychiater-im-netz.org

Schwindel – was steckt dahinter? in: patienten-information.de

Brandt, T., Dieterich, M., & Strupp, M. (2013). Verschiedene Schwindelsyndrome. In Vertigo–Leitsymptom Schwindel (pp. 119-135). Springer, Berlin, Heidelberg.