Dauerhafte Blähungen: Ursachen, Gefahren und Hilfen

Luft im Darm zu haben, ist völlig normal. Aber was passiert, wenn Blähungen dauerhaft vorkommen? Ab wann spricht man überhaupt von dauerhaften Blähungen? Können diese gefährlich werden und was kann man selbst dagegen unternehmen?

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Damit wir nicht platzen, verfügt der menschliche Körper über verschiedene Wege, um überschüssige Luft wieder abzugeben. Das meiste wird vom Darm an die Blutbahnen abgegeben, dort gebunden und über die Lungen wieder ausgeatmet oder über den After abgelassen. Gase, die unangenehme Bauchschmerzen, Völlegefühl und den Abgang von mitunter übelriechenden „Pupsen“ verursachen, können die Lebensqualität enorm beeinflussen. Besonders belastend sich für Betroffene dauerhafte Blähungen.

Wann sind es dauerhafte Blähungen?

Blähungen, Flatulenz, Windabgänge, Fürze, Pupse. Es gibt unzählige Namen für die Luftansammlungen im Darm, die für uns Menschen peinlich und im wahrsten Sinne des Wortes anrüchig sein können. Handelt es sich um ein Völlegefühl, der Bauch fühlt sich an wie ein Luftballon und die Luft kann nicht entweichen, spricht man in der Medizin von Meteorismus. Solch ein Blähbauch ist in der Regel mit Schmerzen verbunden. Gehen die Gase bzw. die Luft sogar übermäßig häufig ab, spricht man von Flatulenz (vom lateinischen Flatus – Wind), also den umgangssprachlichen Blähungen.

Wenn die Anzahl der Windabgänge 10 bis 20 Mal am Tag nicht überschreitet, besteht kein Grund zur Besorgnis. Denn im Verdauungstrakt werden täglich bis zu 14 Liter Gase gebildet. Allein bei der Zerkleinerung von Nahrung im Magen und der Neutralisierung der Magensäure im Darm entstehen große Mengen an Kohlendioxid. Dieses wird über die Blutbahnen gebunden und über die Lunge wieder ausgeatmet. In unserem Darm leisten Milliarden von Bakterien, das sogenannte Mikrobiom, lebenswichtige Dienste. Sie helfen bei der Aufspaltung und Verwertung von Nährstoffen, produzieren Vitamine und unterstützen unser Immunsystem bei der Abwehr von krankmachenden Keimen.

Sind Bakterienstämme unterrepräsentiert oder fehlen diese ganz, dann ist die Darmflora gestört und Erkrankungen wie dauerhafte Blähungen können entstehen. Gase (Luft) kommen zusammen mit der Nahrung und Getränken in den Bauchraum (zum Beispiel durch kohlensäurehaltige Getränke, Brot, Sahne, Hülsenfrüchte) aber auch durch das vermehrte Schlucken von Luft (Aerophagie) beim hastigen Essen. Auch Rauchen und Stress können zu Blähungen führen.

Treten Blähungen täglich häufiger auf und teilweise mit ungewöhnlich starken, fremdartigen Gerüchen, so spricht man von massiven dauerhaften Blähungen (Meteorismus). Dabei kann es zu Gasabgängen von bis zu 30 Mal am Tag und mehr kommen. Für die Betroffenen stellt dies eine starke Belastung dar, denn die Blähungen sind nicht nur schwer mit dem gesellschaftlichen Leben zu kombinieren, sie sind oft auch mit Schmerzen und Völlegefühl verbunden.

Können extreme Blähungen gefährlich werden?

Blähungen können unterschiedlichste Ursachen haben. Der Grund für extreme Blähungen ist nicht immer leicht festzustellen. Oft stecken Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktose, Gluten, Fruktose u.a.), Allergien, Infektionskrankheiten oder Bewegungsmangel dahinter. "In der Vorgeschichte eines Reizdarms finden sich oft durchgemachte Magen-Darm-Infekte als Auslöser", erklärt Gastroenterologin Dr. med Katrin Niemax. Wenn allerdings keine klare Ursache auszumachen ist und die Blähungen mit quälenden Schmerzen sich über einen langen Zeitraum melden, dann sollte nachgeforscht werden. Denn extreme Blähungen können ein Symptom von Erkrankungen sein, die gefährlich werden können. Dabei treten zusätzlich zu den Blähungen andere Symptome auf. 

Achten Sie auf mögliche Alarmzeichen:

  • Wiederholtes Erbrechen

  • Blut im Erbrochenen

  • Wiederholter voluminöser, übelriechender Stuhl

  • Blut im Stuhl (oder Teerstuhl)

  • Unbeabsichtigter Gewichtsverlust

  • Fieber

Meist ist der Darm selbst betroffen, manchmal funktioniert die Bauchspeicheldrüse nicht richtig. Die obigen Alarmsymptome können Anzeichen für eine Darmentzündung oder einen Darm-Tumor sein.

Dauerhafte Verstopfung oder ständiger Durchfall sind weitere mögliche Begleitsymptome ernsterer Erkrankungen. Die Farbe des Stuhlgangs gibt ebenfalls Hinweise darauf, ob etwas im Organismus nicht stimmt. Stellt man entfärbten Stuhl fest oder hat glänzende Fettstühle kann dies ein Signal für eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse sein. Folgen sind Schmerzen, Flatulenzen oder in einem späteren Stadium eine Gewichtsabnahme.

Ist das Herz geschwächt oder die Leber erkrankt, dann staut sich das Blut in den Venen bis zur Leber und führt zum Pfortader-Hochdruck. Die Folgen können auch hier Völlegefühl, mangelnder Appetit und Aufblähung sein. Wenn der Bauch stark überbläht ist und die Luft nicht entweichen kann, kommt es in seltenen Fällen zum sogenannten Roemheld-Syndrom. Wenn sich im Dickdarm zu viele Gase bilden, kann das Zwerchfell auf das Herz drücken und Symptome ähnlich wie bei einem Herzinfarkt auslösen.

Extreme Blähungen: wann zum Arzt?

Wenn die extremen Blähungen sich nicht durch Nahrungsumstellungen und Änderungen der Lebensgewohnheiten (Stressreduktion, Bewegung) bessern lassen, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Nehmen die Schmerzen sowie die Menge der Gasabgänge zu und treten womöglich Alarmzeichen auf, dann ist ein Facharzt der Gastroenterologie die richtige Adresse. „Wenn extreme Blähungen über einen längeren Zeitraum auftreten, sollte in der Diagnostik ausgeschlossen werden, dass es sich um Unverträglichkeiten von Lactose oder Fructose handelt. Auch die Sprue, also die Unverträglichkeit von Gluten, ist eine häufige Ursache von Blähungen und Durchfällen.“, bestätigt Dr. med. Katrin Niemax.

Verschiedene Untersuchungen helfen meist schnell, die Ursache für die hartnäckigen Blähungen zu finden. Über Entzündungswerte im Blut, Stuhluntersuchungen, das Abtasten und eine Ultraschalluntersuchung des Bauches finden Ärzte Hinweise auf den Ursprung der Erkrankung. Wenn diese Untersuchungsverfahren keinen Aufschluss geben, werden Diagnose-Methoden wie zum Beispiel eine Magen- und eine Darmspiegelung angewandt.

Expertin Dr. med. Katrin Niemax, die in ihrer Praxis jährlich mehr als 2.500 Magen-Darm-Spiegelungen durchführt: „Wir untersuchen in der Darm-Endoskopie bis zum terminalen Ileus, dem letzten Abschnitt des Dünndarms, ob Patienten unter entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn leiden oder Divertikel im Dickdarm haben oder gar ein Karzinom“. Laktoseunverträglichkeiten lassen sich mit Atemtests nachweisen. Die Sprue wird über Bluttests und eine Gewebeentnahme aus dem Dünndarm nachgewiesen.

Was hilft gegen dauerhafte Blähungen?

Nicht nur die abgehenden Winde sind für die Betroffenen ein Problem. Ein stark aufgeblähter Bauch und Blähungen können erhebliche Schmerzen verursachen. Schlimmer wird es zusätzlich, wenn der Patient unter einem Reizdarm-Syndrom leidet, denn hier ist das Schmerzempfinden des Verdauungstraktes gesteigert. Aber was hilft gegen Blähungen?

Blähungen sind häufig ernährungsbedingt. Stark blähende oder sehr ballaststoffreiche Lebensmittel sollten vermieden werden. Um Luftschlucken vorzubeugen, sollten kohlesäurehaltige Getränke gemieden und auf das Kauen von Kaugummi verzichtet werden. Insbesondere zuckerfreie Kaugummis verursachen durch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit und Xylitol in höheren Dosen Blähungen. Ebenfalls helfen Spaziergänge dem Darm, besser zu arbeiten.

Dauerhafte Blähungen natürlich behandeln

Funktionelle Verdauungsstörungen mit Blähungen, Völlegefühl, Schmerzen und Krämpfen lassen sich durch pflanzliche Helfer behandeln. Homöopathische Arzneimittel wie Nux Vomica, Lycopodium oder Carbo Vegetabilis können ebenfalls Bauchschmerzen und Meteorismus lindern. Zur richtigen Anwendung kann ein homöopathischer Arzt befragt werden. Pfefferminze, Anis, Fenchel und Kümmel sind seit Jahrhunderten aus der pflanzlichen Apotheke nicht wegzudenken. Sie werden auch als Carminitiva bezeichnet. In Form von Tees reichen die Wirkstoffe allerdings nicht aus, um ihre Wirkung zu entfalten. Erst ihre hochdosierten Extrakte wirken entblähend und krampflösend. Eine Tagesdosis von zwei Kapseln eines solchen Carminitivums entsprechen ungefähr 73 Tassen Pfefferminz-Kümmeltee. Diese 11 Liter täglich zu trinken würde unseren Organismus deutlich überfordern. Außerdem wirken magensaftresistente Kapseln direkt dort, wo sie gebraucht werden: im Darm. Verschiedene klinische Studien haben die Wirksamkeit von der Wirkstoffkombination aus Pfefferminzöl und Kümmelöl nachgewiesen. Besonders Kümmelöl entbläht und hemmt die Gasbildung. Pfefferminzöl lindert Krämpfe und Schmerzen. Die synergetischen Effekte der beiden ätherischen Öle reduziert zudem eine übersteigerte Schmerzempfindung im Bauch und dauerhafte Blähungen werden deutlich reduziert.

Unsere Expertin Dr. med Katrin Niemax ist Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie.