Dauererektion: Was ist eigentlich Priapismus?

Was wünscht "Mann" sich mehr? Eine Erektion ist der körperliche Inbegriff der sexuellen Erregung – und erfreut sowohl Träger als auch Partner. Was aber passiert, wenn "er" einfach nicht wieder runtergeht? Eine Dauererektion ist alles andere als Spaß und muss im Ernstfall operativ behandelt werden. 

Mann steht nackt vor einer Frau, sie schaut erschrocken
Bei einer Dauererektion vergeht die sexuelle Lust sehr schnell Foto: iStock/Milkos

Was ist eine Dauererektion?

Eine Dauererektion ist eine überdurchschnittlich lang bestehende Erektion des Gliedes. Bei sexueller Erregung des Mannes kommt es zu einer Erektion: Die Muskeln im Penis erschlaffen und schaffen so Platz für das Anschwellen der Schwellkörper. Die Arterien erweitern sich und mehr Blut kann schneller in die Schwellkörper fließen. Diese werden größer, drücken dadurch wieder auf die Venen und das Blut kann nicht mehr abfließen. Die Muskeln spannen sich wieder an und verhindern so ebenfalls den Blutabfluss und sorgen zusätzlich für die Steifheit.

Welche Arten der Dauererektion gibt es?

Keine Sorge – das Krankheitsbild einer Dauererektion stellt sich in beiden möglichen Formen gleich dar. Der Penis ist versteift, aber er erschlafft nicht in einem angemessenen Zeitraum. Der Unterschied liegt in der Entstehung. Medizinisch wird von einem Low-Flow-Priapismus gesprochen und einem High-Flow-Priapismus. Deutlich häufiger, nämlich bei neun von zehn Männern kommt es zum Low-Flow-Priapismus, lediglich 10 Prozent der Betroffenen entwickeln einen High-Flow-Priapismus.

Low-Flow-Priapismus (Ischämischer Priapismus)

Bei dieser Dauererektion ist ein verminderter Blutabfluss ursächlich. Das für eine Erektion notwendige Blut staut sich im Penis, anstatt abzufließen. So entsteht eine Unterversorgung mit Sauerstoff – denn nur eine kontinuierliche Blutzirkulation ermöglicht eine konstante Sauerstoffzufuhr für das Gewebe. Dauert dieser Zustand länger als vier Stunden an, können extreme Schmerzen auftreten. Mögliche Folgen einer Dauererektion sind Erektionsstörungen oder auch Gewebeschädigungen des Penis.

High-Flow-Priapismus (Nichtischämischer Priapismus)

Bei dieser deutlich seltener auftretenden Form der Dauererektion dreht sich die Ursächlichkeit quasi um. Eine unkontrolliert hohe Blutzufuhr führt zu der unerwünschten Schwellung des Penis. Meist ist der Penis zwar erigiert und geschwollen, aber nicht steif. Seltener sind hier dauerhafte Erektionsstörungen eine Folge.

Wie sieht die Behandlung bei einer Dauererektion aus?

Priapismus ist ein medizinischer Notfall und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Um Erektionsstörungen oder auch Gewebeschäden als Folge zu verhindern, sollte ein Arzt direkt aufgesucht werden.

Neben der körperlichen Untersuchung und einer ausführlichen Anamnese, um mögliche Verletzungen auszuschließen, wird eine Blutprobe aus dem Penis entnommen. Dabei soll geklärt werden, um welche Form der Dauererektion es sich im akuten Fall handelt. Ein Ultraschall (Duplex-Sonographie) stellt den Blutfluss fest und zeigt, ob eine Beschädigung der Schwellkörper vorliegt.

Eine erste Maßnahme sollte immer das Auflegen von Eis sein.

Neben der Verabreichung eines Schmerzmittels muss die Schwellung des Penis korrigiert werden. Für diesen Zweck wird das Geschlechtsorgan lokal betäubt und ein Medikament zur Verengung der Blutgefäße direkt in den Penis gespritzt. So wird die weitere Blutzufuhr verhindert und das Abschwellen erleichtert. In besonders kritischen Fällen kann der Arzt mithilfe einer Spritze das Blut direkt aus dem Penis entnehmen, um eine sofortige Linderung herbeizuführen.

Im Falle eines High-Flow-Priapismus besteht eine bis zu 60-prozentige Chance, dass die Symptome natürlich wieder abklingen. Kühlung, Kompression und entzündungshemmende Medikamente sollen diesen Vorgang unterstützen.

Eine Operation ist die letzte Lösung. Hier wird ein Shunt verlegt, der eine gesunde Blutzirkulation wiederherstellen soll.

Was sind die Ursachen einer Dauererektion?

Auch wenn die Symptomatik offensichtlich ist, der Hintergrund des Priapismus ist alles andere als eindeutig. In circa der Hälfte aller Fälle bleibt die Ursache unklar. Die restlichen Fälle lassen sich auf diese Ursachen zurückverfolgen:

Quellen:
Dr. Schaenzler, Nicole/ Dr. med. Hoffbauer, Gabi (2001): Wörterbuch der Medizin, München: Südwest Verlag.
Dr. med. Yael Adler (2018), darüber spricht man nicht, Droemer Verlag, München