Das Tourette-Syndrom äußert sich vor allem durch motorische und vokale Tics
- Überblick
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Das Hauptsymptom eines Tourette-Syndroms sind die sogenannten Tics, also unwillentliche, spontan einschießende und oft wiederholt auftretende Bewegungen oder Laute, die der Betroffene zwar kurzfristig unterdrücken aber nicht dauerhaft vermeiden kann.
Ärzte unterscheiden grundsätzlich vier verschiedene Arten von Tics:
- Einfache motorische Tics betreffen nur wenige Muskeln und treten sehr häufig im Gesicht oder im Kopf- und Schulterbereich auf. Typische Beispiele sind Zwinkern, Naserümpfen, Backen aufblasen, Grimassieren oder Stirnrunzeln.
- Bei komplexen motorischen Tics werden verschiedene Muskelgruppen aktiviert. Sie wirken häufig wie beabsichtigte Bewegungen. Zu den komplexen motorischen Tics zählen zum Beispiel Springen, im Kreis drehen, Klatschen, Aufstampfen und Schlagen oder Kneifen des eigenen Körpers.
- Zu den einfachen vokalen Tics gehören unter anderem Räuspern und Schniefen, Husten, Quieken, Grunzen, Summen oder Schreien.
- Komplexe vokale Tics sind zum Beispiel das Ausstoßen von Schimpfwörtern, Beleidigungen und schmutzigen Wörtern (Koprolalie) oder die Wiederholung von gerade gehörten Lauten bzw. von gerade selbst gesprochenen Wörtern (Echolalie, Palilalie).
Die Tourette-Syndrom-Symptome beginnen meistens im frühen Grundschulalter. Die Tics sind anfangs oft nur schwach ausgeprägt, überwiegend treten einfache motorische Tics im Gesicht auf. Häufig bemerken die Kinder in diesem Alter ihre Tics selbst überhaupt nicht. Sprechen die Eltern ihr Kind auf seine ungewöhnlichen Bewegungen oder Laute an, weiß dieses häufig nicht, wovon die Eltern reden. Erst ab dem zehnten Lebensjahr beschreiben viele Kinder, die am Tourette-Syndrom leiden, ein Vorgefühl, wie zum Beispiel ein Kribbeln im Bauch oder ein Spannungsgefühl in den Muskeln, mit dem sich ein herannahender Tic ankündigt. Den Tic selbst nehmen Betroffene jedoch erst dann wahr, wenn dieser bereits in der Ausführung ist. Allerdings lernen die meisten Kinder mit zunehmendem Alter, ihre Tics vor allem in der Öffentlichkeit zu kontrollieren und so lange zu unterdrücken, bis sie sich in einer geschützten Umgebung wie der Familie befinden. Hier müssen sie jedoch früher oder später unvermeidbar ihrem Drang folgen und dem Tic nachgeben.
Ähnlich dem Vorgefühl beschreiben viele Tourette-Betroffene nach dem Tic ein Nachgefühl, dass der Tic „nicht richtig“ ausgeführt wurde oder es sich „falsch“ anfühlt. Das erzeugt eine innere Unruhe und Anspannung und den Drang nach Wiederholung des Tics, bis das Nachgefühl als „richtig“ empfunden wird. Deshalb treten Tics häufig nicht einzeln sondern in Serien auf. Viele Tourette-Patienten berichten von ihren Symptomen, dass ihre Tics vor allem in Stresssituationen und bei emotionaler Anspannung zunehmen, während sie bei Tätigkeiten, die interessant sind oder eine starke Konzentration erfordern, nachlassen. Außerdem sind die Tics leicht durch äußere Reize auslösbar, zum Beispiel dadurch, dass ein Betroffener über seinen Tic spricht. Viele Patienten fühlen sich auch von den Tics anderer Tourette-Patienten magisch angezogen und übernehmen diese unwillentlich.
Bei fast allen Menschen mit Tourette-Syndrom treten nicht nur Tics, sondern auch zusätzliche psychiatrische Störungen als Symptome auf. Zu den typisch Begleiterkrankungen gehören:
- Zwangs- und Angststörungen
- Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen (ADS, ADHS)
- Teilleistungsstörungen (z. B. Legasthenie oder Dyskalkulie)
- emotionale Störungen wie Depressionen und Störungen der Impulskontrolle
- Schlafstörungen und
- autoaggressives Verhalten
Die Begleiterkrankungen sind oft umso stärker ausgeprägt, je schwerer das Tourette-Syndrom verläuft. Viele Patienten fühlen sich durch die psychiatrischen Begleiterscheinungen nicht weniger stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt als durch die Tics selbst. Eine Behandlung dieser Erkrankungen und ihrer Symptome ist deshalb ebenso wichtig wie die Behandlung des Tourette-Syndroms selbst.