Das geht an die Nieren!

Einmal jährlich sollten Gesunde beim Arzt ihre Nierenfunktion mittels Harntest überprüfen lassen
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Nieren befreien unsere Körper unermüdlich von Schadstoffen. Und genau das macht sie so anfällig. Ihre größten Feinde: Bluthochdruck und Diabetes.

„Nieren sterben leise“, sagt Professor Gunter Wolf aus Jena, einer der führenden Nieren-Spezialisten Deutschlands. „Oft werden Probleme mit diesem Organ jahrelang übersehen und erst dann diagnostiziert, wenn die Nierenfunktionseinschränkung so weit fortgeschritten ist, dass Heilung unmöglich wird.“

Nieren: Lebenswichtiges Kraftwerk im Körper

Allein in den letzten 15 Jahren ist in Deutschland die Zahl derer, die auf ein geeignetes Spenderorgan warten, von 60 000 auf ca. 80 000 angestiegen. Experten gehen davon aus, dass inzwischen jeder zehnte Erwachsene eine eingeschränkte Nierenfunktion hat – ohne etwas davon zu ahnen. Denn Schmerzen treten meist erst im Spätstadium auf. Eine Nierenschädigung kann sich durch Wassereinlagerungen, Juckreiz, Nervenstörungen, Knochen- oder Muskelschwäche äußern. Eine Urin- und Blutuntersuchung zeigt jedoch schnell, ob die Nieren ihrer Aufgabe noch ausreichend nachkommen.

Stress, Übergewicht, Bewegungsmangel

Regelrechte Nierenzerstörer sind Bluthochdruck und Diabetes. Beide Volkskrankheiten nehmen dramatisch zu. Verantwortlich hierfür sind in erster Linie Bewegungsmangel, Übergewicht, Fehlernährung und Stress. Dazu kommt die allgemein gestiegene Lebenserwartung und der damit einhergehende Verschleiß der Organe. Experten sind davon überzeugt, dass sich jedes zweite Nierenversagen letztlich auf einen dieser Faktoren zurückzuführen lässt. Ein weiterer möglicher Auslöser ist der übermäßige Gebrauch rezeptfreier Schmerzmittel. Denn diese vermindern die Produktion bestimmter Substanzen, ohne die die Niere nicht mehr richtig durchblutet wird. Mit entsprechenden Folgen: Weil sie die Durchblutung der Nieren und dadurch ihre Harnproduktion drosseln, stauen sich Wasser und Mineralstoffe im Körper. Dies stellt eine Belastung dar, die im schlimmsten Fall zum Nierenversagen, der extremsten Form der Nierenschwäche, führt.

Warum Nieren nur wenig verzeihen

„Schäden an den Nieren sind deshalb so gefährlich, weil sich Nierenzellen im Gegensatz zu den Zellen anderer Organe nicht vollständig regenerieren können“, sagt Prof. Wilhelm Kriz von der Universität Heidelberg. Jede Niere besteht aus etwa 1,5 Millionen Nierenkörperchen. Diese werden bereits vor der Geburt gebildet. Das heißt: Ist die Niere einmal zerstört, kann kein Medikament der Welt ihre Zellen zu neuem Wachstum anregen. Fatal, denn die Nieren filtern täglich mehr als 300 Liter Blut, kontrollieren 180 Liter Wasser, sortieren Abfallprodukte aus, leiten lebenswichtige Mineralstoffe weiter, produzieren blutbildende Hormone und helfen bei der Einstellung des Blutdrucks. Entsprechend kompliziert wird es, wenn sie den Dienst einstellen.

Zu viel Salz ist Gift für Nieren

Doch wie kann ich meine Nieren schützen? Eine der wichtigsten Regeln: Sparsam mit Salz umgehen! Geschädigte Nieren scheiden es schwerer aus als gesunde, was den Blutdruck erhöht. Nikotin wirkt sich ebenso ungünstig aus. „Bei rechtzeitiger Diagnose bestehen gute Chancen, die Funktionsfähigkeit der Nieren zu erhalten“, sagt Prof. Wolf. „Daher ist es so wichtig, dass Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden. Damit könnten viele Nierenproblemen bereits im Anfangsstadium erkannt werden.“ Ein kostenloser Urinstreifentest wird in jeder Praxis durchgeführt. Dieser gibt Aufschluss über einen Eiweißwert, der fast alle Nieren-Erkrankungen im Frühstadium im Urin anzeigt. Ähnliche Tests sind für den Heimgebrauch (Apotheke) erhältlich.

Die Schutzformeln für die Nieren

- Alle 60 Minuten ein großes Glas Wasser trinken. Das verbessert nachhaltig die Reinigungsfunktion der Nierenzellen.

- Die 70/30-Regel: 70 Prozent der Nahrung sollten aus fettarmen, pflanzlichen, ballaststoffreichen Lebensmitteln bestehen, 30 Prozent dürfen tierisches Fett sein. Beispiel Frühstück: Ein Joghurt und eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse oder Geflügelwurst.

- Täglich 20 Minuten strammes Gehen fördert die Widerstandsfähigkeit der Nierenkörperchen. Das Erkrankungsrisiko sinkt mit Bewegung um 48 Prozent.

- Einmal jährlich sollten Gesunde beim Arzt ihre Nierenfunktion mittels Harntest  überprüfen lassen. Risikopatienten sogar alle sechs Monate.

- Wer Schmerzmittel einsetzen muss, sollte sich an Medikamente mit Einzelwirkstoffen halten und möglichst wenig Kombi-Präparate wählen. Als nierenschädigend gelten, 15 Tabletten pro Monat über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr.