Das bewegte die Welt der Medizin 2018 – Teil 2
Der HIV-Selbsttest und ein neues Migränemedikament kommen in die Apotheken, die ersten genmanipulierten Babys werden geboren und Forscher haben erstmals Mikroplastik im menschlichen Stuhl nachgewiesen – Teil zwei des medizinischen Jahresrückblicks.

Nachwuchs mit zwei Müttern, ohne Vater
Chinesischen Forschern ist es erstmals gelungen, im Labor Mäuse aus einer weiblichen Eizelle und einer Stammzelle eines anderen Weibchens zu zeugen. Das ist eine medizinische Sensation – denn die Zeugung eines Lebewesens mit gleichgeschlechtlichen Eltern verstößt gegen ein Naturgesetz: Um sich normal zu entwickeln, benötigt der Nachwuchs das Erbgut von Mutter und Vater. Viele Gene unterliegen der sogenannten genomischen Prägung – dabei ist ausschließlich die von der Mutter oder vom Vater stammende Ausprägung des Gens aktiviert, die andere ist deaktiv. Schafften es Forscher dennoch, Tiere gleichgeschlechtlicher Eltern im Labor zu zeugen, fehlte diese „Erbgut-Mischung“. Die Folge: Es kam zu Missbildungen und die Tiere verstarben schnell.
Wissenschaftler der Chinese Academy of Sciences in Peking wendeten einen Trick an, um dieses Hindernis zu umgehen: sie erzeugten spezielle Stammzellen eines Mäuseweibchens, die wie Spermien und Eizellen nur einen Chromosomensatz besitzen. Solche Zellen haben nur weniger Regionen, die der genomischen Prägung unterliegen. Diese deaktivierten die Forscher und injizierten die Stammzellen in die Eizelle eines anderen Mäuseweibchens. So entstanden tatsächlich gesunde weibliche Mäusebabys ohne jede Fehlbildung – sie konnten sogar selbst gesunde Nachkommen zeugen.
HIV-Selbsttest kommt in die Apotheken
Seit Herbst 2018 sind HIV-Selbsttests in deutschen Apotheken und Drogerien erhältlich. Mitte September hatte der Bundesrat entsprechend entschieden – mit der Änderung soll die Hemmschwelle bei Betroffenen gesenkt werden, sich auf das Virus zu testen. Denn eine frühe Diagnose kann lebensrettend sein: Je früher das HI-Virus festgestellt wird, desto größer sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Therapie. Für den Heimtest wird etwas Blut aus der Fingerkuppe entnommen und in den Testapparat getropft – dieser zeigt nach etwa 15 Minuten das Ergebnis an.
Plastik im menschlichen Stuhl nachgewiesen
Österreichischen Forschern gelang es in diesem Jahr erstmals, Ansammlungen von Mikroplastik in menschlichen Stuhlproben nachzuweisen. Die Wissenschaftler an der Medizinischen Universität Wien analysierten eine Woche lang Stuhlproben von acht Probanden im Alter zwischen 33 und 65 Jahren. Tatsächlich ließen sich in allen Stuhlproben winzige Plastikteilchen nachweisen. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass diese sich in unseren Nahrungsmitteln anreichen – bisher konnte aber niemand beweisen, dass sie auch im menschlichen Verdauungssystem ankommen.
Neues Migräne-Medikament erhältlich
Seit dem 1. November 2018 gibt es in deutschen Apotheken das Migränemedikament Aimovig auf Rezept zu kaufen: Sein Wirkstoff Erenumab blockiert den Botenstoff CGRP, der für die Migräneschmerzen verantwortlich gemacht wird. Er wird Betroffenen einmal monatlich unter die Haut gespritzt – und konnte in Studien die Anfallhäufigkeit bei Betroffenen deutlich verringern. Mediziner setzen große Hoffnungen in das neue Medikament und versprechen sich davon Fortschritte in der Migränebehandlung.
Genmanipulierte Babys geboren
Der chinesisch-stämmige Wissenschaftler He Jiankui sorgte im November mit einer Behauptung für Wirbel: Nach seiner Aussage kamen in China Zwillingsmädchen zur Welt, deren DNA er mithilfe der Genschere CRISPR/CAS9 verändert hat, als sie noch Embryos waren. Die Manipulation habe bewirkt, dass die Mädchen resistent gegen das HI-Virus seien. Die Reaktion auf Hes Behauptung war ein lauter Aufschrei der Empörung aus der Welt der Wissenschaft: Ein solcher Eingriff in das menschliche Erbgut ist in den meisten westlichen Nationen verboten und gilt als großer Tabubruch.
Teil 1 des Jahresrückblicks