Darmsanierung nach Antibiotika – wirklich nötig?
- Darmsanierung
- Darmreinigung
- Auswirkungen von Antibiotika auf den Darm
Antibiotika können Leben retten. Genauso ist bekannt, dass sie bei zu häufiger Einnahme Schäden im Körper des Patienten anrichten. Insbesondere Vertreter der Naturheilkunde plädieren daher für eine Darmsanierung nach einer Antibiotika-Einnahme. Doch ist das wirklich nötig? Lesen Sie hier, welche Auswirkungen das Medikament auf unseren Darm hat.

In Deutschland verschreiben niedergelassene Ärzte rund 600 Tonnen Antibiotika im Jahr. Laut Kritikern häufig sinnlos. Denn nicht bei jedem Schnupfen oder Husten braucht es tatsächlich das Medikament. Eine Erkältung wird nämlich in den überwiegenden Fällen durch Viren ausgelöst – und gegen diese sind Antibiotika komplett machtlos. Antibiotika wurde dafür entwickelt, bei Infektionen Bakterien zu bekämpfen.
Darmsanierung nach Antibiotika: nützliche Bakterien „füttern“
Doch leider zerstören sie nicht nur die „bösen“, sondern auch die „guten“ Bakterien, die wir zum Beispiel für eine geregelte Verdauung benötigen. Die körperlichen Folgen kennen viele Betroffene: Sie bekommen Durchfall, Frauen leiden plötzlich unter einer Pilzinfektion im Intimbereich. Antibiotika setzen nämlich nicht nur den schützenden Bakterien des Darms zu, sondern auch jenen in der Scheide der Frau. Studien belegen, dass nach mehrmaliger Antibiotika-Einnahme die Vielfalt der Bakterien im Darm dauerhaft verändert ist.
Doch damit nicht genug: Forscher vermuten, dass eine durch Antibiotika und andere Einflüsse (Stress) gestörte Darmflora langfristige Schäden auslöst, beispielsweise Rheuma, Allergien, Übergewicht und Depressionen. Selbst auf die Psyche eines Menschen hat eine geschädigte Darmflora laut Medizinern negative Konsequenzen. Wissenschaftliche Studien, die diese Thesen eindeutig bestätigen, fehlen allerdings bisher.
Darmsanierung nach Antibiotika: Mittel aus der Apotheke oder Nahrungsergänzungsmittel
Was also tun, damit der Körper gesund bleibt? Macht eine Darmsanierung nach Antibiotika Sinn, so wie es insbesondere Vertreter aus der Naturheilkunde befürworten? Schulmedizin und Naturheilkunde werden sich in dieser Frage nicht einig. Mittlerweile verdichten sich allerdings die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass eine gezielte Einnahme von Darmbakterien dem menschlichen Körper beispielsweise dabei hilft, Entzündungsprozesse einzudämmen. Krankheiten wie das Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können damit nach Ansicht von Ärzten besiegt werden. Eine Person, die an einer Darmentzündung erkrankt ist, kann beispielsweise davon profitieren, wenn ihr der verdünnte Stuhl einer gesunden Person übertragen wird.
Auch wenn diese Beispiele zeigen, dass die gezielte Einnahme von Darmbakterien Krankheiten besiegen konnte, wäre eine pauschale Aufforderung hierzu laut Medizinern unseriös. Patienten sollten stets individuell mit ihrem Arzt abklären, ob beispielsweise eine Darmsanierung nach Antibiotika für sie infrage kommt. Denn wer sich ausgewogen ernährt, Sport treibt und sich insgesamt gesund fühlt, der braucht die Bakterien unter Umständen gar nicht.
Hat der behandelnde Mediziner keine Einwände, so stehen dem Patienten mehrere Möglichkeiten offen, um gesundheitsfördernde Bakterienstämme gezielt einzunehmen:

Nahrungsergänzungsmittel: In der Apotheke werden Kapseln und Pulver angeboten, die Milchsäurebakterien beinhalten. Diese haben den Vorteil, dass sie hoch konzentriert sind und damit auch tatsächlich im Darm ankommen. Die Präparate müssen je nach Herstellerhinweis mehrmals am Tag zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Für eine Monatspackung liegen die Preise bei etwa 40 Euro.
Natürliche Lebensmittel: Über die Ernährung können wir gezielt den Darm fördern. Das gelingt am besten mit folgenden Lebensmitteln:

Kefir und Buttermilch: Enthalten von Natur aus viele Milchsäurebakterien und eignen sich daher optimal für eine Darmsanierung nach Antibiotika.
Sauerkraut: frisch vom Markt oder Reformhaus. Denn: Sauerkraut aus dem Supermarkt wurde in der Regel erhitzt, sodass die Milchsäurebakterien den Verarbeitungsprozess nicht überlebt haben.
Leinsamen: Regen die Verdauung an.
Volkornprodukte (Müsli, Dinkelbrot): Gut für die Verdauung.
Zwiebel, Porree und Knoblauch: Darmbakterien ernähren sich gerne von deren Inhaltsstoffen.
Löwenzahn: Enthält viele Bitterstoffe, die die Verdauung anregen.
Anders als bei Nahrungsergänzungsmitteln aus der Apotheke, sind Milchsäurebakterien aus dem Essen nicht durch Kapseln gegen die Magensäure geschützt. Daher kommt nur ein Bruchteil von ihnen im Darm an. Ernährungsberater raten dazu, neben einer ausgewogenen Ernährung auf ausreichend Bewegung zu achten – mindestens 30 Minuten am Tag. Und zuletzt der Tipp: Bei den Mahlzeiten sollte viel gekaut werden, damit das Essen zerkleinert im Magen ankommt. Das entlastet den Darm und erleichtert ihm gleichzeitig die Arbeit.