Darmlähmung: Symptome, Ursachen und Behandlung
Eine Darmlähmung trifft häufig alte Menschen, aber auch Jüngere können betroffen sein. Eine frühe Behandlung kann tödliche Komplikationen abwenden. Darum ist es wichtig, die Symptome einer Darmlähmung rechtzeitig zu erkennen.
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- Was ist eine Darmlähmung?
- Darmlähmung: Welche Symptome treten auf?
- Wie kommt es zu einer Darmlähmung? Die Ursachen
- Darmverschluss bei alten Menschen
- Wie wird eine Darmparalyse diagnostiziert?
- Darmverschluss: Wie sieht die Behandlung aus?
- Kann eine Darmlähmung tödlich sein?
- Bei einer Darmlähmung helfen Hausmittel nicht
- Wie kann man einer Darmlähmung vorbeugen?
Wenn Magen und Darm nach dem Essen glucksen oder blubbern, ist das ein Zeichen für eine funktionierende Verdauung. Umgekehrt weisen fehlende Darmgeräusche mitunter auf eine Darmlähmung hin, wenn noch weitere Symptome hinzukommen. Wie kommt es dazu, dass der Darm plötzlich nicht mehr richtig arbeitet? Und welche Behandlung verspricht eine vollständige Heilung?

Was ist eine Darmlähmung?
Die Darmbewegungen sorgen dafür, dass der Nahrungsbrei die verschiedenen Darmabschnitte passieren kann, vom Dünndarm bis zum Enddarm. Dabei ziehen sich die glatten Muskeln in der Darmwand rhythmisch zusammen und auseinander – dieser Vorgang wird Peristaltik genannt. Beschleunigte oder langsame Darmbewegungen (Darmträgheit) führen zu Durchfall und Verstopfung. Solche Veränderungen der Muskelkontraktionen, die meist auf Infektionen oder Ernährungsfehlern zurückgehen, sind harmlos und nur vorübergehend.
Wenn die Darmbewegungen ausbleiben, handelt es sich um einen funktionellen Darmverschluss (paralytischer Ileus), der auch als Darmlähmung bezeichnet wird. Weil der Nahrungsbrei nicht mehr transportiert wird, staut er sich in einem Abschnitt des Dünn- oder Dickdarms. Auch wenn keine Nahrung mehr aufgenommen wird, nimmt das Volumen des Darminhalts zu, weil weiterhin Verdauungssäfte produziert werden. Zusätzlich strömt Wasser aus den Blutgefäßen in den Darm ein.
Eine Darmlähmung unterscheidet sich von einem mechanischen Darmverschluss, bei dem der Darm durch Hindernisse (z.B. Fremdkörper, Verwachsungen, Kot- oder Gallensteine) verstopft ist. Ist die Nahrungspassage noch nicht vollständig blockiert, sprechen Mediziner:innen von einem Subileus, der Vorstufe eines Ileus.
Darmlähmung: Welche Symptome treten auf?
Dass der Darm nicht mehr richtig arbeitet, ist schon nach kurzer Zeit leicht zu erkennen, denn es kommt zwangsläufig zu Stuhlverhalt (Koprostase). Weil der Nahrungsbrei im Darm verbleibt, sammeln sich Gase und Flüssigkeit an, die Druck auf den Darm ausüben. Dadurch haben Betroffene einen aufgeblähten Bauch wie schwanger. Flatulenzen entwickeln sich aber nicht, da die Darmgase nicht entweichen können. Typisch für eine Darmlähmung ist zudem die sogenannte „Totenstille“ – eine Beschreibung des Umstands, dass keinerlei Darmgeräusche zu vernehmen sind. Aufgrund des zunehmenden Darminhalts leiden Betroffene zudem unter starken Bauchschmerzen.
Frühstens 24 Stunden nach Erlahmung der Darmbewegungen treten Übelkeit und schwallartiges Erbrechen hinzu, das die Bauchschmerzen für kurze Zeit lindert. Befindet sich der Darminhalt im Dickdarm, also weiter unten im Verdauungstrakt, kann das Erbrechen später einsetzen.
Wie kommt es zu einer Darmlähmung? Die Ursachen
Die möglichen Ursachen einer Darmlähmung sind vielfältig. Sie kann grundsätzlich durch jede Art von Entzündung im Bauchraum entstehen. Besonders häufig tritt eine Darmparalyse im Anschluss einer Operation im Magen-Darm-Trakt auf. Der sogenannte postoperative Ileus entsteht, weil sich durch die mechanische Manipulation des Darms die Muskelschicht entzündet. Die eingeschränkte Mobilität und Nachwirkungen der Narkose spielen ebenfalls eine Rolle.
Zwei bis drei Tage nach der Operation normalisiert sich die Darmaktivität in der Regel von selbst wieder. Die Darmlähmung kann in manchen Fällen aber noch länger anhalten – dann spricht man von einem verlängerten Ileus.
Daneben können auch verschiedene Erkrankungen die Darmbewegungen einschränken – besonders solche, die das Nervensystem betreffen. So tritt eine neurogene Darmlähmung bei Multipler Sklerose und Parkinson auf. Auch ein unbehandelter und schlecht eingestellter Diabetes mellitus kann sich auf die Darmaktivität auswirken.
Die Ursachen im Überblick:
Akute Entzündungen im Bauchraum, z.B. der Bauchspeicheldrüse, des Blinddarms oder des Bauchfells
Operationen im Magen-Darm-Trakt oder der Wirbelsäule
Nicht behandelter mechanischer Darmverschluss
Verschluss eines Darmgefäßes
Erkrankungen des Nervensystems (Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer)
Mangel an Kalium, Magnesium, Kalzium oder B-Vitaminen
Thyroxin-Mangel im Rahmen einer Schilddrüsenunterfunktion
Nebenwirkung von Medikamenten, vor allem Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide
Elektrolytstörung infolge einer Niereninsuffizienz
Nierenversagen
Darmverschluss bei alten Menschen
Eine Darmlähmung kann Menschen jeden Alters treffen. Aber ältere Menschen tragen ein höheres Erkrankungsrisiko. Das liegt daran, dass viele ihr zugrunde liegenden Ursachen – von Mangelzuständen, über Darmerkrankungen bis hin zu Nierenfunktionsstörungen – mit zunehmendem Alter häufiger auftreten. Auch ungünstige Lebensstilfaktoren wie mangelnde Bewegung, unzureichende Flüssigkeitsaufnahme oder Schmerzmitteleinnahme sind bei älteren Menschen weiter verbreitet und können sowohl einen funktionellen als auch mechanischen Darmverschluss begünstigen.
Wie wird eine Darmparalyse diagnostiziert?
Das Symptombild, eine Blutuntersuchung und eine körperliche Untersuchung genügen bereits, um eine Darmlähmung zu diagnostizieren. Einen ersten wichtigen Hinweis liefert die Untersuchung des Bauchraums mit dem Stethoskop, da sich auf diese Weise die „Totenstille“, also das vollständige Fehlen von Darmgeräuschen, feststellen lässt. Dafür muss der Arzt bzw. die Ärztin durchgehend über mehrere Minuten den Bauchraum abhören.
Um die Diagnose abzusichern, werden Röntgenbilder angefertigt, die bestimmte Charakteristika einer Darmlähmung zum Vorschein bringen. So sind die Darmschlingen oberhalb des Verschlusses extrem erweitert, während die unteren Darmschlingen vollständig leer und dadurch eng gestellt sind. Röntgenaufnahmen, die mittels Computertomografie gemacht werden, ermöglichen es, die Ursache und den Schweregrad des Darmverschlusses auszumachen. Zur Diagnostik kann auch eine Sonografie durchgeführt werden, also eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs; mit ihr lassen sich Wasser- und Luftansammlungen feststellen.
Darmverschluss: Wie sieht die Behandlung aus?
Während ein akuter Darmverschluss häufig einen Notfall darstellt, der operativ behandelt werden muss, bieten sich bei einer Darmlähmung konservative Therapiemöglichkeiten an. Nur, wenn die Lähmung aus einem mechanischen Darmverschluss resultiert oder das Risiko eines Darmdurchbruchs besteht, wird eine Operation notwendig.
Da in der Regel zunächst nicht klar ist, um welche Art von Darmverschluss es sich handelt, ist die Erstbehandlung gleich: Patient:innen dürfen weder essen noch trinken (Nahrungskarenz) und erhalten zunächst eine Elektrolytlösung sowie schmerzlindernde Medikamente. Wenn es Anzeichen für eine Infektion gibt, werden zusätzlich Antibiotika verabreicht.
Im Falle eines funktionellen Darmverschlusses werden danach Medikamente verabreicht, die den Darm anregen. Eine Magensonde, die den Nahrungsbrei absaugt, und rektale Einläufe können ebenfalls zum Einsatz kommen. Damit die Darmfunktion wiederhergestellt wird, ist es wichtig, die zugrunde liegende Ursache des Darmverschlusses zu beseitigen. Geht die Lähmung z.B. auf eine Schilddrüsenunterfunktion zurück, ist die dauerhafte Einnahme von L-Thyroxin erforderlich. Bei neurogenen Erkrankungen mit fortschreitendem Verlauf hingegen ist eine ursächliche Behandlung nicht möglich. Im Spätstadium von Parkinson etwa kann sich eine chronische Darmlähmung entwickeln.
Kann eine Darmlähmung tödlich sein?
Wenn eine Darmlähmung früh erkannt und behandelt wird, ist die Prognose meist gut und eine vollständige Heilung möglich. Grundsätzlich sind die Heilungschancen bei einem funktionellen Darmverschluss besser als bei einem mechanischen Darmverschluss, der mit einer Sterblichkeit von 10 bis 25 Prozent einhergeht. Doch auch eine Darmlähmung kann einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen, wenn die Diagnose zu spät erfolgt.
Die Flüssigkeits- und Gasansammlungen üben Druck auf die Darmwand aus, wodurch der betroffene Bereich weniger durchblutet wird. Das kann nicht nur zum Absterben von Darmabschnitten führen. Die Darmwand wird auch durchlässiger, sodass Flüssigkeit in den Darm und Bakterien in den Bauchraum einströmen. Die Folgen: Der Blutkreislauf des Körpers gerät aus der Balance und es droht eine Bauchfellentzündung, die im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung (Sepsis) und Multiorganversagen zur Folge haben.
Bei einer Darmlähmung helfen Hausmittel nicht
Stuhlverhalt, aufgeblähter Bauch, Schmerzen – eine sich entwickelnde Darmlähmung kann zunächst wie eine Verstopfung wirken. Den Unterschied: Eine Verstopfung lässt sich schon mit einfachen Hausmitteln in den Griff bekommen – Leinsamen oder Flohsamenschalen etwa regen die Darmaktivität an und erleichtern so den Stuhlgang.
Bei einem funktionellen Darmverschluss hingegen zeigen abführende Hausmittel keinerlei Wirkung. Hält sich eine vermeintliche Verstopfung hartnäckig, sollte daher unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Eine sofortige ärztliche Behandlung ist angezeigt, wenn der Stuhlverhalt von Erbrechen und ununterbrochenen Bauchschmerzen begleitet wird.
Wie kann man einer Darmlähmung vorbeugen?
Zwar können natürliche Mittel einen Darmverschluss nicht beheben, aber sie können zumindest dazu beitragen, einem (erneuten) Verschluss vorzubeugen. Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme – mindestens 2 Liter Wasser täglich –, Alkohol- und Nikotinverzicht und körperliche Bewegung sind die wichtigsten Maßnahmen. Natürliche Abführmittel, Wärme und Bauchmassagen können die Darmaktivität zusätzlich anregen. Um einer Darmlähmung vorzubeugen, ist zudem die Behandlung der zugrundenliegenden Erkrankung oder Mangelzuständen essenziell.
Quellen:
Dennis, Mark; Bowen, William Talbot; Cho, Lucy (2019): Symptome verstehen. Interpretation klinischer Zeichen. 1. Aufl., Übersetzung d. zweiten engl. Aufl. München.
Darmverschluss, in: msdmanuals.com
Ileus, in: amboss.com