Darmkrebs – warum ignorieren so viele die Anzeichen?
Wer Blut im Stuhl entdeckt, sollte einen Arzt aufsuchen. Denn trotz vieler möglicher harmloser Ursachen kann auch eine Krebserkrankung dahinter stecken. Doch eine repräsentative Studie zeigt: Die Mehrheit der Betroffenen geht trotz Alarmzeichen nicht zum Arzt.
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Blut im Stuhl kann viele verschiedene Ursachen haben: von Hämorrhoidalleiden über Magen-Darm-Infekte bis zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), aber auch schwerwiegendere wie bösartige Tumoren.
Doch einige Betroffene scheuen vor dem Arztbesuch zurück oder zögern ihn hinaus – das kann im Ernstfall die Heilungschancen bei einer Krebsdiagnose verringern. Mit diesem Phänomen beschäftigten sich Wissenschaftler um Dr. Dorte E. Jarbøl an der University of Southern Denmark in Odense in einer repräsentativen Studie.
Sie befragten 37.455 Frauen und Männer zu dem Auftreten von vier Darmkrebssymptomen in der letzten Zeit: Blut im Stuhl, Bauchschmerzen und Veränderung der Stuhlkonsistenz oder -häufigkeit. Zusätzlich fragten die Forscher, ob die Teilnehmer wegen der beschriebenen Symptome einen Arzt aufgesucht hatten.
Fast 70 Prozent gingen mit Blut im Stuhl nicht zum Arzt
Die Auswertung ergab: 69,8 Prozent der Befragten mit Blut im Stuhl hatten trotz des alarmierenden Symptoms keinen Arzt aufgesucht. Bei einer Veränderung der Stuhlhäufigkeit (häufiger Stuhldrang kann ein Darmkrebssymptom sein) gaben sogar 79,8 Prozent an, nicht zum Arzt gegangen zu sein. Auffällig dabei: Besonders die jüngeren Betroffenen (40-59 Jahre) hatten Hemmungen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Gefragt nach dem Grund für die Scheu vor dem Arzttermin gab ein Großteil der Betroffenen fehlende Zeit an oder die Angst, die Zeit des Arztes zu verschwenden. Männer mit Blut im Stuhl äußerten besonders häufig, den Arztbesuch aus Angst vor einer schlimmen Diagnose hinausgezögert zu haben.
Ab wann muss ich zum Arzt?
Abwarten ist nicht immer falsch: Wer einige Tage lang Verdauungsbeschwerden hat, muss deshalb nicht gleich Angst vor Darmkrebs haben und sofort zum Arzt gehen. Dauern entsprechende Beschwerden jedoch längere Zeit an oder kehren immer wieder, ist ein Arztbesuch angeraten – in den meisten Fällen kann der Mediziner dann Entwarnung geben und die Angst vor der Krebserkrankung nehmen.
Beschwerden | Wann zum Arzt? |
---|---|
Bauchschmerzen | Bei sehr starken, plötzlich auftretenden Bauchschmerzen; bei Bauchschmerzen, die länger als drei Wochen anhalten oder mit Pausen immer wiederkehren |
Veränderungen der Stuhlkonsistenz | Wenn bei schleimigem, dünnflüssigem Durchfall, starker Verstopfung mit hartem Stuhl oder einem Wechsel zwischen beidem nicht nach wenigen Tagen eine Besserung eintritt |
Veränderte Stuhlhäufigkeit | Liegt keine offensichtliche Ursache wie ein Magen-Darm-Infekt oder Aufregung und Nervosität vor, nach wenigen Tagen ohne Besserung |
Blut im Stuhl | Nach dem ersten Auftreten |
Darmspiegelung gibt Sicherheit
Kann für die genannten Symptome keine andere Ursache gefunden werden, wird der Arzt eine Darmspiegelung durchführen. Bei dieser Untersuchung können nicht nur Darmtumoren, sondern auch ihre Vorstufen, gutartige sogenannte Polypen, entdeckt werden. Wird keins von beidem gefunden, hat der Patient die Sicherheit, dass seine Beschwerden nicht auf Darmkrebs zurückzuführen sind – und das für viele Jahre: Denn Polypen wachsen sehr langsam und brauchen Jahre, um sich zu Krebs zu entwickeln. Darum ist die Darmspiegelung als Krebsvorsorge auch nur alle zehn Jahre notwendig – sie wird für Menschen ohne erbliche Vorbelastung ab 55 routinemäßig empfohlen.
Wird bei der Untersuchung ein Polyp entfernt, ist das ebenfalls ein erfreuliches Ergebnis: denn dieser hätte sich Jahre später zu einem bösartigen Tumor entwickeln können. Patienten mit einer Geschichte von Darmpolypen kann der Arzt allerdings Darmspiegelungen mit geringeren Abständen, etwa von fünf Jahren, empfehlen – denn nach dem Auftreten solcher Tumorvorstufen gilt das Krebsrisiko als erhöht.
Quelle:
Jarbøl, Dorte E., et al. (2017): Barriers to contacting general practice with alarm symptoms of colorectal cancer: a population-based study, in: Family practice.