Darmkrebs-Fälle bei jungen Menschen steigen: Ursache gefunden?

Immer häufiger wird Darmkrebs bei Menschen unter 50 diagnostiziert. Vor allem in der Altersgruppe 20 bis 29 sind die Zahlen gestiegen. Woran liegt das?

Dickdarm-Illustration: Krebs greift Zellen an
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten Foto: iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen

Dem Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge erkranken hierzulande jährlich etwa 26.000 Frauen und 33.000 Männer erstmals an Darmkrebs. „Damit ist Darmkrebs bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Tumorerkrankung“, klärt der Krebsinformationsdienst auf. Die Ursachen sollen u.a. in einer ungesunden Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel liegen. Aber auch das Alter gilt als Risikofaktor – wobei sich der Zeitpunkt der Diagnose stark verändert hat.

Immer mehr Darmkrebs-Fälle bei jungen Leuten

Mehr als die Hälfte der Diagnosen werden bei Menschen über 70 gestellt. Allerdings zeigt eine Studie, dass die Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter in den letzten Jahren eher abnehmen – im Gegensatz zu denen der jungen Bevölkerung. Unter ihnen steigen die Darmkrebs-Fälle an, am stärksten bei den 20 bis 29-Jährigen mit durchschnittlich 7,9 Prozent pro Jahr.

Welchen Grund haben die steigenden Fälle in der jungen Altersgruppe?

US-Forschende stellen die bisherigen Ursachen für Darmkrebs in Frage. „Viele Leute geben Fettleibigkeit und Diabetes die Schuld“, erläutert Benjamin Weinberg, Onkologe am Georgetown University Medical Center. Der Grund für die Zweifel: Es würden auch Menschen an Darmkrebs erkranken, die sich gesund ernähren und viel Sport betreiben, Marathon laufen. In einer Studie untersuchten er und sein Team eine weitere mögliche Ursache für die steigenden Fälle in der jungen Bevölkerung.

Bakterien, Viren und Pilze untersucht

Zunächst teilten die Forschenden die Patient:innen in zwei Gruppen ein: Diejenigen, die ihre Diagnose mit unter 45 Jahren bekamen und diejenigen, die sie mit über 65 erhielten. Von 61 Betroffenen analysierten sie mikrobielle DNA-Proben aus den Tumoren. Dabei wollten sie herausfinden, ob sich der Anteil von Bakterien, Viren oder Pilzen je nach Alter unterscheiden. Mit erstaunlichem Ergebnis:

  • Das Bakterium „Fusobacterium nucleatum“ wurde gleich oft nachgewiesen.

  • Der Pilz „Cladosporium sphaerospermum“ hingegen wurde fast dreimal häufiger in den Tumoren der jüngeren Patient:innen entdeckt: In 30,6 Prozent der Fälle zu 11 Prozent.

Schimmelpilz „Cladosporium sphaerospermum”

Zu den bisher vermuteten Wirkungen des Schimmelpilzes gehörte die Begünstigung einer Krebserkrankung nicht. Stattdessen sollte er – sowohl bei Menschen als auch bei Tieren – für Hautinfektionen, Gewebeschäden und Knötchen unter der Haut sorgen.

Weitere Forschungen zu den Unterschieden im Mikrobiom notwendig

Während der Pilz „Cladosporium sphaerospermum“ vor allem bei jungen Patient:innen nachgewiesen wurde, gab es auch andere Bakterien, die öfter bei älteren Personen vorkamen. Die Forschenden schließen daraus: „Es gibt signifikante Unterschiede im intratumoralen Mikrobiom zwischen jüngeren und älteren Darmkrebspatienten.“ In größeren Studien müsse man jetzt diese Erkenntnis weiter erforschen, um möglicherweise auch auf spezifische Therapien schließen zu können.

Quellen:

Vuik, F. E., et al. (2019). Increasing incidence of colorectal cancer in young adults in Europe over the last 25 years. Gut, 68(10), 1820-1826.

Comprehensive study of the intratumoral microbiome in early- vs. late-onset colorectal cancer: Final analysis of COSMO CRC., in: meetings.asco.org

Darmkrebs (kolorektales Karzinom), in: krebsinformationsdienst.de

Immer mehr Darmkrebs-Fälle unter 50 – Forscher stellt Schimmelpilz-These auf, in: focus.de