Darmflora: Die Schutzbarriere der Verdauung
Billionen von Mikroorganismen befinden sich in unserem Körper. Bei den meisten dieser kleinsten Lebewesen handelt es sich um Bakterien. Die Gesamtheit dieser Mikroorganismen nennt man üblicherweise auch Darmflora. Doch was ist das eigentlich genau?
Darmflora: Was ist das?
„Die Darmflora ist die Gesamtheit von Mikroorganismen, wie Pilze und Bakterien, die den Darm bei Mensch und Tier besiedeln”, sagt Dr. Matthias Riedl vom Medicum Hamburg. Im Darm des Menschen leben verschiedenste mikrobielle Organismen, die zusammen die intestinale Mikrobiota bilden, eine andere Bezeichnung für die Darmflora. Genauer gesagt sind es mehr als 100 Billionen Darmmikroben, die im Darm sitzen – zusammen wiegen sie etwa zwei Kilogramm. Die Zusammensetzung der Bakterienarten und -stämme ist einzigartig und unabhängig von Faktoren wie der Herkunft oder des Geschlechts des Menschen.
Die meisten Mikroorganismen sind im Dickdarm angesiedelt, dort wo alles hinkommt, was im Dünndarm nicht verwertet werden kann. Die im Dickdarm lebenden Bewohner essen quasi die Reste und setzen spezielle Fettsäuren frei, genauso wie Vitamine und Mineralstoffe.
Und woher stammt die Begrifflichkeit der Darmflora? Nun, früher nahm man an, dass die Ansammlung von Mikroorganismen zum Pflanzenreich gehört. Doch Bakterien werden einem eigenen Reich, dem Protista, zugeordnet. Der Begriff “Darmbakterien” oder “intestinales Mikrobiom” ist deshalb eigentlich passender.
Welche Funktion hat die Darmflora?
„Da unser Darm eine Fläche von circa 400 Quadratmetern hat, ist er die wichtigste Schnittstelle zwischen unserem Körper und der Umwelt”, sagt Dr. Riedl. “Er bietet eine große Angriffsfläche für Bakterien und Viren.” Der Darm entscheidet außerdem, welche Partikel durch die Darmwand in den Körper gelangen und welche nicht.
80 Prozent aller Abwehrzellen des Körpers sitzen im Darm. „Die Darmflora hat also eine schützende Funktion in unserem Körper”, so der Experte. Doch ist die Darmflora aus dem Gleichgewicht, zeigt sich dies häufig durch eine höhere Infektanfälligkeit. Die Schutzfunktion sei dann nicht mehr gegeben und Viren, Bakterien und Pilze haben leichtes Spiel.
Doch nicht bloß das Immunsystem wird durch eine funktionierende Darmflora gestärkt. Zu den Funktionen der Darmflora zählen außerdem:
- Unterstützung der Verdauung
- Versorgung und Schutz der Darmschleimhaut
- Stoffwechsel und Energiegewinnung
- Vitamin-Produktion
- Aufrechterhaltung der Darmbarriere
- Entwicklung und Training der Abwehrkräfte
- Kolonisierungsresistenz (Verhindern der Ansiedlung von krankheitserregenden Bakterien)
Welche Störfaktoren können der Darmflora schaden?
Was viele nicht vermuten: Der Grundstein für eine intakte Darmflora wird schon sehr früh gelegt. Kaiserschnitt-Kinder benötigen so zum Beispiel meist länger, bis sich eine normale Darmflora entwickelt. Damit einher geht meistens auch ein erhöhtes Risiko, Allergien zu entwickeln.
Doch auch im Laufe des weiteren Lebens kann es zu Veränderungen kommen. Was genau kann dann unsere natürliche Schutzbarriere, die Darmflora, in ihrer Funktion stören? „Am häufigsten wird die Darmflora durch Antibiotika-Behandlungen zerstört", sagt Dr. Riedl.
„Denn Antibiotika bekämpfen Bakterien und unterscheiden nicht zwischen denen, die krank machen (pathologischen) und denen, die zur gesunden Darmflora (physiologischen) gehören." Weiterer möglicher Grund: der übermäßige Gebrauch von Abführmitteln. Auch dies ist häufig ein Grund für eine gestörte Darmflora, da hier Darmbakterien in großer Zahl mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden.
Auch Durchfallerkrankungen oder chronisch entzündliche Veränderungen des Darmgewebes wirken sich negativ auf die Darmflora aus. Außerdem können auch das Alter, die Ernährung, der generelle Lebensstil, genetische Veranlagungen und diverse andere Einflussfaktoren die Darmflora schädigen.
Symptome einer gestörten Darmflora
Eine Störung der Darmflora nennt man auch Dysbiose. Sie macht sich beispielsweise durch ein Ungleichgewicht von Bakterienstämmen bemerkbar oder durch eine verminderte Bakterienvielfalt.
Eine solche Beeinträchtigung der Darmflora kann sich unterschiedlich stark auf das Wohlbefinden des Betroffenen auswirken. Folgende Anzeichen können auf eine gestörte Darmflora hinweisen:
- Bauchschmerzen
- Völlegefühl
- Darmkrämpfe
- Blähungen
- Blähbauch
- Durchfall
- Unangenehm und übel riechender Stuhl
- Verstopfung
Zusätzlich beeinflusst eine gestörte Darmflora auch das Immunsystem. Infektanfälligkeit, Heißhungerattacken, Müdigkeit oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten können die Folge sein.
Wie kann die Darmflora geschützt werden?
Die Ernährung spielt eine große Rolle beim Schutz der Darmflora. Neben Medikamenten wirkt sich nämlich auch ein übermäßiger Verzehr von Zucker, Kaffee und Alkohol negativ auf die Darmflora aus. „All das sollte deswegen nur in Maßen verzehrt werden”, so Dr. Riedl.
„Neben einem gesunden Lebensstil kann zum Aufbau der Darmflora auch auf probiotische Präparate zurückgegriffen werden. Sie enthalten Bifidobakterien und Laktobazillen. Eine regelmäßige Anwendung schützt somit unser Mikrobiom.” Über die ideale Zusammensetzung von solchen Probiotika wird zur Zeit noch geforscht.
Quellen:
- Guilia Enders: Darm mit Charme, 7. Auflage, Ullstein Verlag, Berlin 2018
- Die Macht der Darmbakterien, in: darmflora-ratgeber.de
- Resistente Stärke - Ein Ballaststoff kommt in Mode, in: ugb.de