Coronavirus aus Russland: Wie gefährlich ist Khosta-2?
Forscher:innen warnen vor Khosta-2, einem Coronavirus, das in russischen Fledermäusen gefunden wurde. Der Erreger weise "beunruhigende Merkmale" auf. Alle wichtigen Details!
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Die Wucht der Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, Krankheitserreger frühzeitig auszumachen und zu erforschen. Wissenschaftler:innen der Washington State University schlagen nun Alarm:
Ein in russischen Fledermäusen gefundenes Coronavirus hat das Potential, auf Menschen überzuspringen. Ein weiteres Merkmal sei sogar noch besorgniserregender.
Khosta-2: Coronavirus aus russischen Fledermäusen
Forscher:innen wiesen Anfang 2020 zwei neue Typen von Coronaviren – Khosta-1 und Khosta-2 – in Fledermäusen aus dem russischen Nationalpark Sotschi nach. Beide Erreger gehören wie SARS-CoV-2 zur Subgattung der Sarbecoviren, ähneln dem Virus aus Wuhan optisch aber nicht. Deswegen ging niemand davon aus, dass Khosta-1 und Khosta-2 dem Menschen gefährlich werden könnten.
Diese Annahme ist inzwischen widerlegt. Zumindest was Khosta-2 betrifft.

Coronavirus aus Russland bindet sich an ACE2
Genauere Untersuchungen zeigten, dass Khosta-2 im Gegensatz zu Khosta-1 in menschliche Zellen eindringen kann. Das Virus nutzt dazu den gleichen Weg wie SARS-CoV-2 und seine Mutationen: Mithilfe des Spike-Proteins dockt es am Rezeptorprotein ACE2 (Angiotensin-Converting Enzyme 2), das in allen menschlichen Zellen vorkommt, an, dringt in die Zellen ein und vermehrt sich.
"Diese Bindungsstelle ist zu rund 60 Prozent mit verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2 vergleichbar", schreibt das Team um Stephanie Seifert und Michael Letko in seiner Studie, die im Fachmagazin "Plos Pathogens" erschienen ist.
Khosta-2: Immun gegen Antikörper und Impfstoffe
Mit der Erkenntnis, dass Khosta-2 in menschliche Zellen eindringen kann, drängte sich den Wissenschaftler:innen der WSU eine weitere Frage auf: Wie reagiert der Erreger aus Russland auf die bisher bekannten Impfungen gegen COVID-19 beziehungsweise auf die monoklonale Antikörper, die nach einer Infektion im Körper entstehen?
Dazu nutzten die Expertinnen und Experten sowohl Serum von Menschen, die gegen COVID-19 geimpft waren, als auch Serum von Personen, die zuvor an Omikron erkrankt waren.
In beiden Fällen wurde Khosta-2 nicht neutralisiert. Eine Tatsache, die die Forscher:innen als besorgniserregend einstufen.
Khosta-2: Eine Gefahr für den Menschen?
Laut der Studie der MSU fehlen Khosta-2 einige genetische Merkmale, die es ihm ermöglichen, auf den Menschen überzuspringen und ihn krank zu machen. Das bedeute allerdings nicht, dass von dem Virus keine Gefahr ausgeht: Laut Virologe Michael Letko wäre es denkbar, dass Khosta-2 in Rekombination mit anderen Viren – beispielsweise SARS-CoV-2 – zur Gefahr wird.
Dazu müsse Khosta-2 im übertragenen Sinne nur abgeholt und nicht selbst aktiv werden.
"Wenn man bedenkt, dass SARS-2 die Fähigkeit hat, vom Menschen auf Wildtiere überzuspringen, und in diesen Tieren andere Viren wie Khosta-2 – die Eigenschaften haben, von denen wir nicht wollen, dass sie sie haben – warten, dann besteht das Risiko, dass sie sich zu einem potenziell gefährlichen Virus verbinden", skizzierte Letko ein denkbares Szenario.
Universelle Impfungen nötig
Um in Zukunft Gefahren durch neue Coronaviren zu minimieren, sollten Impfungen nicht länger nur auf bestimmte Subtypen abzielen, betonte Michael Letko. Eine auf Omikron abgepasste Corona-Impfung sei aktuell zwar notwenig, aber auf lange Sicht gesehen nicht ausreichend.
"Leider sind viele unserer derzeitigen Impfstoffe auf bestimmte Viren ausgelegt, von denen wir wissen, dass sie menschliche Zellen infizieren, oder solche, die das größte Risiko darstellen, uns zu infizieren. Aber das ist eine Liste, die sich ständig ändert", betont Michael Letko.
Universelle Impfungen könnten im besten Fall "vor allen Sarbecoviren schützen", wie Letko untermauerte. Damit wären sowohl SARS-CoV-2 als auch Khosta-2 unter Kontrolle.
Quellen:
Newly discovered COVID‑like virus could infect humans, resist vaccines, in: Washington State University
An ACE2-dependent Sarbecovirus in Russian bats is resistant to SARS-CoV-2 vaccines, in: Plos Pathogens