Geschmacksverlust bei Corona: Neue Erkenntnisse über Viren im Mund

Wissenschaftler haben jetzt auch Coronaviren im Mund nachgewiesen. Das wirft ein neues Licht auf die bisherige Vermutung, dass sich die Infektion vom Nasenrachenraum aus verbreitet. Könnte das auch eine neue Erklärung für den häufig auftretenden Geschmacksverlust sein? Was das für die Behandlung bedeutet.

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Neue Studie weist Coronaviren im Mund nach

Ein Team aus britischen und amerikanischen Forschern hat im Magazin Nature Medicine Ergebnisse einer neuer Studie veröffentlicht. Darüber hat unter anderem das Ärzteblatt in seiner Online-Ausgabe berichtet. Demnach lassen sich Coronaviren auch im Mund finden: SARS-CoV-2 kann hier die Zellen der Mundschleimhaut und die Speicheldrüsen infizieren und auch bei asymptomatischen Personen vorkommen. Nach Meinung der Wissenschaftler um Blake Warner vom US-National Institute of Dental and Craniofacial Research könnte das auch der Grund für orale Symptome wie den typischen Geschmacksverlust bei COVID-19 sein.

Verbreitet sich SARS-CoV-2 doch nicht im Nasen-Rachen-Bereich?

Bisher ist man davon ausgegangen, dass sich die Viren über den Nasenrachenraum verbreiten – deshalb werden hier auch die Abstriche zum Nachweis einer Corona-Infektion genommen. Da aber auch im Speichel eine hohe Viren-Konzentration entdeckt wurde, kann man den Nachweis jetzt zusätzlich über Spuck- oder Speicheltests erbringen. Das motivierte die Forschenden zu näheren Untersuchungen.

Analyse des Mundgewebes bei COVID-19 in zwei Schritten

Zuerst nahmen die Wissenschaftler Gewebe gesunder Menschen unter die Lupe: Hier suchten sie nach den Bausteinen, die das Eindringen von Viren in die Zellen erst ermöglicht – die Proteine ACE2 und TMPRSS2. Sowohl in der Mundschleimhaut und in den Speicheldrüsen entdeckten sie das Gesuchte. 

In Schritt zwei wurden dann Proben von Coronakranken bzw. Verstorbenen analysiert. Auch hier entdeckten sie SARS-CoV-2-Gene. Infiziert waren vor allem kleinere Drüsen, auch Entzündungen konnten die Forscher nachweisen. 

In einem weiteren Labortest stellte sich außerdem heraus, dass Menschen ohne Symptome das Virus über den Speichel übertragen können. Bei den asymptomatischen Probanden fanden sich noch bis zu dreieinhalb Wochen Coronaviren im Speichel – sie waren teilweise sogar länger nachweisbar als beim Rachenabstrich.

Sind Coronaviren im Mund Ursache für den Geschmacksverlust?

Das Team vermutet, dass sich orale Symptome wie der Verlust des Geschmackssinns oder ein trockener Mund bei Corona-Patienten durch die Infektion des Mundraumes erklären lässt. Auch auf die Verbreitung im Körper ziehen die Wissenschaftler Rückschlüsse, wie Studienteilnehmer Kevin M. Byrd erklärt: „Wenn infizierter Speichel verschluckt wird oder winzige Partikel davon eingeatmet werden, könnte Sars-CoV-2 möglicherweise weiter in den Hals, die Lunge oder sogar in den Darm übertragen werden.“ 

Weitere Untersuchungen zu Coronviren im Mund müssen nun folgen, um genauere Erkenntnisse – zum Beispiel zum Zusammenhang mit dem Geschmacksverlust – zu erhalten und neue Strategien zur Reduzierung der Virusübertragung zu entwickeln.