Corona: Warum die britische Mutante ein Glücksfall ist
In Deutschland macht B.1.1.7 inzwischen fast 100 Prozent der Corona-Fälle aus. Allerdings ist das gar keine so schlechte Neuigkeit wie erwartet – im Gegenteil: Die britische Virus-Mutation hat sich inzwischen sogar als großer Vorteil im Kampf gegen die Pandemie erwiesen.
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Im Interview mit dem Nachrichtensender NTV hat Professor Dr. Peter Kern erklärt, warum B.1.1.7 eigentlich nützlich für uns ist: Laut dem Leiter der Klinik für Immunologie am Klinikum Fulda hat uns die britische Mutante wertvolle Zeit bei der Corona-Impfkampagne verschafft. Wie kann das sein?
B.1.1.7 hat sich in Deutschland durchgesetzt
An Weihnachten 2020 konnte die in Großbritannien entdeckte Virusvariante erstmals auch in Deutschland nachgewiesen werden. Heute, knapp fünf Monate später, ist sie in 99 Prozent der Fälle ursächlich für die Infektion mit dem Coronavirus. Das hatten Experten befürchtet, denn B.1.1.7 ist deutlich ansteckender als die Ursprungform. Wie Professor Kern jetzt betont, ist die flächendeckende Verbreitung aber kein Grund zur Beunruhigung, sondern sogar ein Glück.
Britische Mutante ist „das Beste, was uns passieren konnte“
Neben B.1.1.7 sind zwei weitere bedrohliche Mutationen bei uns aufgetaucht: die südafrikanische Variante B.1.351 und die brasilianische Variante P1. Im Gegensatz zu B.1.1.7 konnten sich die zwei aber nicht weiter ausbreiten: B.1.351 wurde bisher in 300 Proben und P1 nur in 50 Proben in Deutschland nachgewiesen. „Das haben wir der britischen Variante zu verdanken“, so Professor Kern, und weiter: „B.1.1.7 ist das Beste, was uns passieren konnte.“
Die britische Mutante habe das Feld völlig übernommen und das Ursprungsvirus verdrängt „aber – und das ist ein Glück – auch P1 und B1.351 konnten neben ihr nicht Fuß fassen.“
Durch B.1.1.7 mehr Zeit für die Impfkampagne
Anfängliche Befürchtungen, dass die gerade entwickelten Impfstoffe gegen die britische Variante wirkungslos sein könnten, haben sich nicht bewahrheitet: Sie bieten auch gegen B.1.1.7 einen hohen Schutz. Bei B.1.351 und P1 hingegen könnten die Impfstoffe weniger effektiv sein. Da B.1.1.7 die Ausbreitung der beiden anderen gefährlichen Mutationen jedoch verhindert hat „haben wir für unsere Impfkampagne kostbare Zeit gewonnen“, erklärt Professor Kern.
Es wird noch weitere Corona-Mutationen geben – aber keine gefährlichen
Auch wenn wir eines Tages dank der Impfungen gegen die britische Variante geschützt sein werden, ist Corona nicht vorbei: Es liegt in der Natur von Viren, sich zu verändern und das wird auch bei SARS-CoV-2 passieren. Doch laut Professor Kern sorgt die Impfung für einen gewissen Schutz, so dass sich eventuelle Mutanten deutlich langsamer verbreiten können.
Entwickelt sich dann trotzdem eine besonders gefährliche, gegen unseren Impfschutz resistente Variante, brauchen wir einen neuen Impfstoff – doch auch das dürfte kein Problem sein: „Der Aufwand zur Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs ist nicht furchtbar hoch, es wäre erstaunlich, wenn die Labore da nicht bereits in der Entwicklung wären."
Der Experte fügt beruhigend hinzu: „Das Virus will mit uns zurechtkommen. Es wird darum höchstwahrscheinlich keine ganz fatalen Varianten entwickeln, sondern solche, die zu einer Koexistenz führen und sich nicht so stark von dem unterscheiden, was wir bereits kennen.“
Das sind in dieser schwierigen Zeit überraschend gute Nachrichten. Wer hätte noch vor ein paar Wochen gedacht, dass die britische Mutante sich in der Pandemie zu einem echten Glücksfall entwickelt könnte?
Quellen:
"B.1.1.7 ist das Beste, was uns passieren konnte" in: n-tv.de