Corona-Folgeschäden: Ursache für PIMS gefunden!

Warum erkranken manche Kinder Wochen nach einer Corona-Infektion an PIMS? Die Ursache dafür scheint nun gefunden zu sein.

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Rund eines von 10.000 Kindern entwickelt Wochen nach einer Corona-Infektion das PIMS-Syndrom, auch MIS-C genannt. Warum das passiert, konnten Forscher:innen weltweit lange nur vermuten. Eine Studie aus den USA klärt das Phänomen nun auf.

Corona-Folgeschäden: Ursache für PIMS gefunden

Lange wurde vermutet, dass PIMS nach Corona entsteht, weil das Immunsystem der betroffenen Kinder viel zu heftig und vor allem zeitverzögert auf zurückbleibende Virusbestandteile von SARS-CoV-2 reagiert. Robert Silverman von der Cleveland Clinic in Ohio und Jean-Laurent Casanova von der New Yorker Rockefeller University konnten nun genetische Faktoren identifizieren, die PIMS bei Kindern nach einer Corona-Infektion begünstigen. 

Was ist PIMS?

Die internationale Abkürzung PIMS steht für "Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome". Im englischsprachigen Raum wird die Krankheit auch als MIS-C, kurz für "Multisystem Inflammatory Syndrome in Children" bezeichnet. Zu den Symptomen des Multi-Entzündungssyndroms bei Kindern gehören:

  • Akutes Fieber

  • Hautausschläge

  • Bauchschmerzen

  • Herzmuskelentzündung

  • Lymphknotenschwellungen

  • Gefäßveränderungen der Herzkranzgefäße

In Amerika sind nach Zahlen der "Centers for Disease Control and Prevention" bisher etwa 9.000 Kinder an PIMS erkrankt. 71 von ihnen sind gestorben.

PIMS: Zwei Proteine sind das Problem

Die beiden Wissenschaftler und ihr Team sequenzierten die in den Zellen produzierten Proteine von 558 an PIMS erkrankten Kindern, die Corona durchgemacht hatten. Die Proben waren zuvor im Rahmen des internationalen Projekts "Covid Human Genetic Effort" gesammelt worden.

Anschließend verglichen Silverman und Casanova die Ergebnisse mit Proben von Kindern, die ebenfalls an COVID-19 erkrankt waren, aber PIMS nicht entwickelt hatten. Das Ergebnis: Die an MIS-C erkrankten Kinder wiesen Mutationen in den Genen für die Proteine OAS oder RNase L auf.

OAS und RNase L wehren Viren ab

Mutationen in den Genen für eben jene beiden Proteine sind risikoreich, da sowohl OAS als auch RNase L Teil des natürlichen Immunsystems sind. "OAS-Proteine sind die erste Verteidigungslinie gegen Virusinfektionen. Wenn sie doppelsträngige RNA riechen, aktivieren diese Proteine das Enzym RNase L. Das soll die Vermehrung und Verbreitung von Viren verhindern", erklären die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung.

Mutationen rufen Entzündungsreaktionen hervor

Funktioniert weder OAS noch RNase L, findet dieser erste Abwehrmechanismus nicht statt und es kommt zu starken Entzündungsreaktionen. In einem zweiten Schritt erkennen die körpereigenen T-Zellen dann auch noch Wochen später einzelne Virusbestandteile von COVID-19 als fremdartig. Sie könnten laut Silverman verantwortlich sein für die entzündlichen Angriffe auf Blutgefäße, die PIMS zugrunde liegen. Dass die Kinder erst Wochen nach ihrer Corona-Infektion an PIMS erkranken, könnte daran liegen, dass das Immunsystem zeitlich verzögert reagiert.

Quellen:

Inborn errors of OAS–RNase L in SARS-CoV-2–related multisystem inflammatory syndrome in children, in: science.org

COVID-19: Forscher entdecken genetische Ursache für MIS-C, in: aerzteblatt.de