Corona: Sodbrennen-Medikament zur COVID-19-Behandlung?
Könnte ein Medikament, das eigentlich gegen Sodbrennen hilft, die Symptome von COVID-19 mildern? Eine klinische Studie untersucht die Wirkungsweise von Famotidin.
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Wissenschaftler weltweit forschen derzeit fieberhaft an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Auch in Deutschland ist die erste klinische Studie dazu angelaufen. Mindestens genauso wichtig ist die Suche nach Medikamenten, die die Symptome und den Verlauf der von SARS-CoV-2 hervorgerufenen Krankheit COVID-19 mildern. Dazu gibt es aktuell interessante Entwicklungen aus Amerika.
Sodbrennen-Medikament zur COVID-19-Behandlung?
Nachdem das Ebola-Medikament Remdesivir lange Zeit als vielversprechend im Kampf gegen das Coronavirus galt, rückt nun ein ganz anderer Wirkstoff ins Zentrum des Interesses: Famotidin.
Das in Deutschland rezeptpflichtige Medikament wird eigentlich gegen chronisches Sodbrennen verabreicht – es ist die günstigere Variante von Omeprazol.
Die für die Studie verantwortlichen Wissenschaftler vermuten, dass Famotidin SARS-CoV-2 daran hindert, sich im Körper zu vermehren. Das gelinge dadurch, dass der Wirkstoff sich an das Enzym Papain-like-Protease (PLpro) des Coronavirus' heftet und so eine Reproduktion unterbindet.
Von Wuhan nach Amerika
Wie das Fachjournal "Science" berichtet, war der Mediziner Michael Callahan bei seinem Einsatz in Wuhan, dem Ausbruchsort der Corona-Pandemie, erstmals auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Famotidin und COVID-19 aufmerksam geworden.
Eine Analyse von 6.000 Krankenakten älterer COVID-19-Patienten (über 80) ergab, dass die Sterberate jener, die Famotidin zu sich nahmen, mit 14 Prozent wesentlich geringer war, als die jener Patienten, die das teurere Omeprazol einnahmen. Diese lag bei 27 Prozent.
Auf die Spur waren die Mediziner gekommen, nachdem aufgefallen war, dass die ärmeren Chinesen eine COVID-19-Infektion oft besser überstanden als die wohlhabenden.
Zunächst nur eine Beobachtung, ließ das Thema Callahan nicht los, weswegen er zurück in Amerika genauere Untersuchungen in die Wege leitete.
Die Studie in Zahlen
Gemeinsam mit dem ehemaligen Neurochirurgen Dr. Kevin Tracey des Feinstein Institute for Medical Research in New York wird in diesen Tagen eine klinische Studie durchgeführt.
Am 7. April erhielten 187 COVID-19-Patienten in kritischem Zustand Famotidin in neunfacher Dosis intravenös. Ingesamt wollen die Wissenschaftler 1.174 Menschen behandeln. Genauere Ergebnisse werden allerdings erst in wenigen Wochen bekannt gegeben: Erst, wenn mindestens 390 Tests ausgewertet wurden, wollen die Mediziner mit ihren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gehen. "Wenn es funktioniert, werden wir es in wenigen Wochen wissen", so Forschungsleiter Kevin Tracey.
Famotidin: Keine vorschnellen Schlüsse
Dr. Tracey und sein Team sind bemüht, Famotidin nicht zu früh als Corona-Heilmittel auszurufen. Deswegen hielten sie die klinische Studie zunächst auch unter Verschluss. "Wir wissen immer noch nicht, ob es helfen wird oder nicht", betont der Fachmann.
Auch Wolf-Dieter Ludwig, Herausgeber der unabhängigen, medizinischen Fachzeitschrift "Arzneimittelbrief", warnt davor, jetzt schon an ein Heilmittel zu glauben. "Es tut sich gerade unheimlich viel, da wird oft übertrieben und vieles wieder fallen gelassen. Wir müssen sehr vorsichtig sein mit vorschnellen Schlüssen. Für die Einordnung der Kandidaten zur Behandlung von Covid-19 brauchen wir zuverlässige randomisierte, kontrollierte Studien", sagt er der "Süddeutschen Zeitung".
Quellen:
New York clinical trial quietly tests heartburn remedy against coronavirus, in: sciencemag.org
Ein Magenschutzmittel zur Virenabwehr?, in: sueddeutsche.de