Corona-Risiko Übergewicht: Fettzellen als Brutstätte für COVID-19
Laut einer neuen Studie sind Fettzellen ein idealer Nährboden für das Coronavirus. Übergewichtige haben deswegen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Alle wichtigen Details!
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Seit Beginn der Corona-Pandemie zählt Übergewicht zu den Risikofaktoren für einen schweren Krankeheitsverlauf. Eine aktuelle Studie aus Deutschland konnte nachweisen, dass SARS-CoV-2 in Fettzellen ideale Bedingungen sowohl zum Andocken als auch zur Vermehrung finden.
Die Ergebnisse sind deswegen so interessant, weil sie neue Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.
Übergewicht: Corona nutzt Fettzellen als Brutstätte
Martin Zickler vom Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie in Hamburg und sein Team haben in einer Studie herausgefunden, worin das Corona-Risiko bei Übergewicht besteht. Zusammengefasst sind es zwei Faktoren, die Fettgewebe zur idealen Brutstätte für Coronaviren machen.
Zum einen produzieren Fettzellen beim Heranreifen überdurchschnittlich viel ACE2. Das konnten Zickler & Co. in ihrer Studie bei in Kultur gezüchtete Fettzellen beobachten. ACE2 ist ein Protein, das an der Oberfläche von Zellen sitzt. SARS-CoV-2 nutzt es, um an die Zellen anzudocken und in diese einzudringen.
Zum anderen kann sich das Coronavirus in Fettzellen schnell vermehren und so zu lokalen Entzündungen und Stoffwechselbeeinträchtigungen führen.
"Insgesamt liefern wir damit den direkten Beleg, dass adipöse Gewebe anfällig für die Infektion mit SARS-CoV-2 sind", schlussfolgerten Zickler und sein Team in ihrer Studie.
SARS-CoV-2 befällt Fettgewebe
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler:innen Gewebeproben von 30 an COVID 19 verstorbenen Personen. Von den ingesamt 18 Männern und 12 Frauen wurden Gewebeproben aus Lunge, Leber und Fettgewebe entnommen.
Bei mehr als der Hälfte der analysierten Proben konnten die Forschenden mit SARS-CoV-2 befallenes Fettgewebe nachweisen. Bei den männlichen Toten ließ sich darüber hinaus ein Zusammenhang zwischen dem Body-Mass-Index (BMI) und der Virenmenge im Gewebe feststellen.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die bei Patienten mit COVID-19 beschriebenen Veränderungen des Stoffwechsels durch die SARS-CoV-2-Infektion der Fettgewebe erklärbar sind", erläutert Co-Autor Jörg Heeren vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Corona-Risiko Übergewicht: Neue Behandlungsmöglichkeiten
Im Rahmen der Studie untersuchten die Wissenschaftler:innen allerdings nicht nur, warum Übergewicht als Risikofaktor für Corona gilt. Im Fokus stand auch, wie adipöse COVID-19-Patientinnen und -Patienten erfolgreicher behandelt werden könnten.
Zwei Behandlungsmöglichkeiten mit bereits bekannten Mitteln untersuchten die Forschenden in Zellkulturversuchen. In einem ersten Schritt konnte die Virenvermehrung in den Fettzellen durch die Verabreichung eines Hemmstoffs für das Fettabbau-Enzym Lipase um das Hundertfache verringert werden. Im Anschluss nahm die Virendichte weiter ab, nachdem der Cholesterinsenker Atorvastatin verabreicht worden war.
"Da es sich dabei um zwei bereits gegen andere Krankheitsbilder zugelassene Wirkstoffe handelt, könnten unsere Ergebnisse eine Basis für neue Behandlungsstrategien gegen Covid-19 darstellen", betonte Seniorautorin Gülsah Gabriel vom Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie und der Tierärztlichen Hochschule Hannover die Relevanz der Studienergebnisse.
Die Studie zum Corona-Risiko Übergewicht erschien im Fachjournal "ScienceDirect".
Quellen:
Replication of SARS-CoV-2 in adipose tissue determines organ and systemic lipid metabolism in hamsters and humans, in: sciencedirect.com
Corona: Warum Übergewichtige anfälliger sind, in: scinexx.de