Corona-Maßnahmen im Herbst: Experten fordern Teststrategie auch für Geimpfte
Ein wissenschaftliches Team aus Berlin hat jetzt verschiedene Szenarien für die Pandemie-Entwicklung durchgespielt. Ein Ergebnis: Corona-Tests auch für Geimpfte und Genesene könnten unter bestimmten Bedingungen notwendig sein.

Forschende unter Leitung des Mobilitätsforschers Kai Nagel von der Technischen Universität (TU) Berlin haben verschiedene Teststrategien simuliert, um herauszufinden, wie sich ein rasanter Anstieg der Neuinfektionen und der Krankenhauspatienten bremsen ließe. Der Bericht des Forscher-Team an das Bundesministerium für Bildung und Forschung enthält eine zentrale Forderung: Corona-Tests sollen auch für Geimpfte und Genesene kommen.
Corona-Tests für Geimpfte gegen vierte Welle
Bereits in einer früheren Modellberechnung haben die Forschenden eine vierte Pandemiewelle mit einer steigenden Zahl an Krankenhauspatienten vorausgesagt. Wie sie jetzt bestätigten, ist das Szenario früher eingetreten als erwartet. Grund seien die hochansteckende Delta-Variante und Reiserückkehrer.
Das Modell hat das Team als Grundlage genommen, um verschiedene Simulationen der Pandemie-Entwicklung nachzuzeichnen. Das Fazit: „Eine wirksame Teststrategie für den Herbst 2021 muss die Geimpften/Genesenen mit einbeziehen, da diese, auch wenn sie nur selten schwere Verläufe zeigen, trotzdem an der Übertragung des Virus beteiligt sind.“
Forschende empfehlen drei Corona-Maßnahmen für den Herbst
Die Forschenden nennen konkret drei Maßnahmen, die den explodierende Zahlen der Neuinfektionen und Krankenhauspatienten in der vierten Welle entgegenwirken könnten:
- Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und Einzelhandel
- 2G-Regelung in Innenräumen mit hoher Personendichte
- Teststrategie auch für Geimpfte und Genesene
Insbesondere der letzte Punkt ist ein wichtiger Bestandteil der Forderungen in einem Szenario, das annimmt „dass es unter bestimmten ungünstigen Umständen trotz Impfungen nochmals zu einer Überlastung der Krankenhäuser kommen wird.“
PCR-Tests für Geimpfte und Genesene
Um die Testpflicht auch für Geimpfte und Genesene noch effektiver zu gestalten, solle es zudem PCR- statt einfacher Antigen-Schnelltests geben – und das 2- bis 3-mal pro Woche für alle, die viele Kontakte haben. Denn der R-Wert – also die Anzahl der Personen, die eine infizierte Person im Mittel ansteckt – könne in dem angenommenen Szenario mit stark steigenden Inzidenzen nicht deutlich abgesenkt werden, wenn die Strategie nur die Ungeimpften beträfe.
Forderung nach kostenlosen Tests für alle
Die Abschaffung der kostenlosen Corona-Tests im Oktober sehen die Forschenden daher kritisch. Sie fordern, diese Testmöglichkeit weiterhin zur Verfügung zu stellen, damit insbesondere Geimpfte und Genesene sie nutzen könnten, bevor sie in Innenräumen auf viele andere Menschen treffen. Zudem soll „optimalerweise sogar die Aufnahme der genaueren PCR-Tests in den Katalog derjenigen Tests [erfolgen], die auch ohne Anlass kostenfrei in Anspruch genommen werden können.“
Das Risiko einer unbewussten Übertragung des Coronavirus könnte nochmals deutlich reduziert werden, wenn es PCR-Tests auch für Geimpfte und Genesene geben würde.
Quellen:
MODUS-COVID Bericht vom 27.08.2021 in: depositonce.tu-berlin.de
Corona-Modellierer fordern Teststrategie auch für Geimpfte in: tagesspiegel.de