Corona in Innenräumen: Hier ist das Infektionsrisiko am höchsten
Schule, Supermarkt, Theater: Eine Studie liefert Hinweise darauf, in welchen Innenräumen und unter welchen Bedingungen – Stichwort Maske tragen – sich Corona verstärkt ausbreitet. Alle Details!
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- Corona-Infektionsrisiko wo am höchsten? Eine Frage der Aerosole
- Schule, Supermarkt, Theater: Corona-Infektionsrisiko in Innenräumen
- Atemintensität, Zeit & Co.: Die Variablen der Studie zum Infektionsrisiko
- Oberschule ohne Maske: Der Ober-GAU
- Büro vs. Supermarkt: Wo ist das Infektionsrisiko höher?
- Viele Menschen auf engem Raum
Corona-Infektionsrisiko wo am höchsten? Eine Frage der Aerosole
Wie hoch ist die Infektionsgefahr von Corona in Innenräumen? Das Coronavirus verbreitet sich nicht allein durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion beim Husten und Niesen, sondern auch über Aerosole. Diese beim Sprechen ausgestoßene Schwebeteilchen sind unterschiedlich groß und können infektiöses Virusmaterial in sich tragen. Das Gefährliche: Der Aerosolausstoß eines Menschen variiert je nach Situation. Beim Singen oder auch beim Sport beispielsweise geraten viel mehr Aerosole in die Luft als bei gewöhnlichen Unterhaltungen – das Infektionsrisiko steigt also.
Eine neue Studie versucht nun eine Orientierung zu geben, in welchen Innenräumen unter welchen Bedingungen eine besondere Ansteckungsgefahr besteht.
Schule, Supermarkt, Theater: Corona-Infektionsrisiko in Innenräumen
Martin Kriegel vom Hermann-Rietschel-Institut an der TU Berlin und seine Kollegin Anne Hartmann gingen für ihre Studie der Frage nach, wie hoch das COVID-19-Infektionsrisiko über Aerosole in geschlossenen Räumen ist. Entscheidend für eine Ansteckung mittels Aerosole ist die in der Luft schwebende Menge der infektiösen Partikel: Je mehr Aerosole ein Coronainfizierter ausatmet, desto höher ist die Viruslast, der seine Mitmenschen ausgesetzt sind, und desto wahrscheinlicher wird eine Ansteckung.
Atemintensität, Zeit & Co.: Die Variablen der Studie zum Infektionsrisiko
Die Dosis der Aerosole ist laut der Wissenschaftler abhängig von unterschiedlichen Faktoren. Diese sind:
- Quellstärke (Emissionsrate)
- Atemaktivität (Quelle und Empfänger)
- Aerosolkonzentration im Raum
- Aufenthaltsdauer im Raum
Anhand dieser Variablen konnten die Wissenschaftler ableiten, wie viel Luft eine Person pro Stunde Aufenthalt in einem bestimmten Innenraum benötigt. Berechnungsgrundlage war die Anzahl der angesteckten Personen bei einer gleichzeitig anwesenden infizierten Person in einem Innenraum – laut der Wissenschaftler der „situationsbedingte Rs-Wert ≤ 1“. Von diesem Wert aus wurde das jeweils x-fache Risiko einer Infektion berechnet.
Für ihren Vergleich gingen die Experten davon aus, dass sich alle in den Innenräumen befindlichen Personen an die AHA+L-Regeln halten.
Oberschule ohne Maske: Der Ober-GAU
Wie die unten stehende Abbildung zeigt, ist das Infektionsrisiko in einer Oberschule bei Vollbesetzung ohne Mund-Nasen-Schutz (LINK) 11,5 mal so hoch wie im Supermarkt mit Maske und 23 mal so hoch wie im Theater bei 30 Prozent Auslastung mit Maske.

Am Beispiel der Oberschule lässt sich außerdem ablesen, wie sich das Tragen einer Maske und die Auslastung der Innenräume auf das Infektionsrisiko auswirken. Während die Oberschule bei Vollbesetzung ohne Maske ein 11,5-mal höheres Ansteckungsrisiko aufweist, sinkt dieses bei einer 50-Prozent-Belegung ohne Maske auf 5,8 und liegt bei einer 50-Prozent-Belegung mit Maske nur noch 2,9-mal so hoch.
Büro vs. Supermarkt: Wo ist das Infektionsrisiko höher?
Was vor allem für den aktuellen Corona-Alltag interessant ist: Das Ansteckungsrisiko in einem Mehrpersonenbüro ist wesentlich höher als das im Supermarkt. Bei einem rund eine Stunde dauernden Aufenthalt im Supermarkt mit Maske gehen die Wissenschaftler von einem Rs≤1 aus. Das heißt, dass eine infizierte Person maximal eine weitere ansteckt. In einem Mehrpersonenbüro ohne Maske bei 50 Prozent Belegung ist das Infektionsrisiko achtmal höher, also Rs≤8. Sind die Büroräume jedoch nur zu 20 Prozent ausgelastet und tragen die Mitarbeitenden einen Mund-Nasen-Schutz sinkt der Rs auf 1,6.
Viele Menschen auf engem Raum
Die Wissenschaftler haben ihre Studie im Preprint veröffentlicht, eine Überprüfung durch Fachkollegen steht also noch aus. Trotzdem sehen Kriegel und sein Team ihre Ergebnisse als relevant.
„Was klar aus der Studie hervorgeht ist, dass es vor allem die Situationen sind, in denen wir uns gerne aufhalten, die ungünstig sind. Situationen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen: Da kann man gar nicht ausreichend lüften, es wird immer eine ungünstige Situation bleiben“, betont der Wissenschaftler.
Ihre Ergebnisse könnten in Zukunft als Diskussionsgrundlage herangezogen werden, wenn es um Öffnungszeiten von Geschäften, Theatern, Museen, Restaurants, Bars oder Friseuren geht. Einen Harken allerdings hat die neue Studie: Kriegel und sein Team haben in ihre Berechnungen zum Corona-Infektionsrisiko in Innenräumen und die Frage danach, wie hoch die Infektionsgefahr ist, die neuen Virus-Mutante nicht miteinbezogen.
Quellen:
Covid-19 Ansteckung über Aerosolpartikel – vergleichende Bewertung von Innenräumen hinsichtlich des situationsbedingten R-Wertes, in: tu-berlin.de
Infektiöse Aerosole in Innenräumen, in: umweltbundesamt.de
In diesen Innenräumen ist das Infektionsrisiko am niedrigsten, in: spiegel.de