Corona-Impfung in Deutschland: Wer wird zuerst geimpft?

Ein Impfstoff gegen Corona soll auch in Deutschland bald auf den Markt kommen. Ein Experten-Gremium legte nun die Planung für die nationale Impfstrategie vor. Wer wird zuerst geimpft?

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wann kommt die Corona-Impfung in Deutschland und wie läuft sie ab? Am Montagvormittag stellte sich ein Experten-Gremium, bestehend aus Mitgliedern der ständigen Impfkommission (STIKO), des Ethikrats und der Akademie der Wissenschaften Leopoldina den Fragen der Presse und legte die kommende Impfstrategie dar – eine Empfehlung, die bundesweit umgesetzt werden soll. Im Vordergrund der Empfehlung die Frage: Welche Gruppe impft man zuerst?

„Man kann sagen, dass in der Wissenschaft zur Prophylaxe nie etwas besseres entwickelt wurde, als eine Impfung“, eröffnet Prof. Dr. Mertens, Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) die Pressekonferenz und erklärt zunächst, warum dieses Gremium überhaupt heute zusammengekommen ist. „Die STIKO hat nach dem Infektionsschutzgesetz klar die definierte Aufgabe, Empfehlungen für Impfungen auszusprechen und zu veröffentlichen. Das gilt immer für jede Impfung.“ Inwieweit diese Empfehlungen umgesetzt werden, sei Sache der Länder.

Neu sei in diesem Fall, dass noch nie zu einer Impfung Empfehlungen ausgesprochen wurden, die bisher noch nicht zugelassen sind.

Priorisierung bei Corona-Impfung auf rechtlicher und ethischer Grundlage

Prof. Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats erklärte, wie man in der ersten Phase der Impfung vorgehen würde, wenn es nach dieser Empfehlung geht. „Sehr bald werden Impfstoffe zur Verfügung stehen.“ Dann müsse eine Priorisierung erfolgen, die auf ethischen und auch auf rechtlichen Grundlagen fuße. So sollen ethische Grundsätze wie „das Recht auf Selbstbestimmung“ nicht berührt werden. Eine Impfpflicht könne daher ausgeschlossen werden.

Bei einer möglichen Impfung sollen folgende Punkte besonders berücksichtigt werden: Es gehe um die Verhinderung schwerer Fälle, also insbesondere der Schutz von Personen mit hohem Risiko eines schweren Verlaufs und einer hohen Ansteckung sowie die Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des öffentlichen Lebens.

Corona-Impfung für diese Gruppen

Diese Gruppen sollen nach Empfehlung des Experten-Gremiums zuerst geimpft werden:

  • Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters oder Gesundheitszustandes ein höheres Risiko eines schweren Verlaufs haben.
  • Menschen, die Erkrankten beistehen, z.B. also im Gesundheitssystem arbeiten. Darunter fallen Mitarbeiter von stationären Einrichtungen, Pflege-Personal und Angehörige.
  • Personen, die für die Aufrechterhaltung zentraler, staatlicher Funktionen wichtig sind. Darunter fallen Mitarbeiter des Gesundheitsamts sowie Lehrpersonal in Schuleinrichtungen.

Ganz besonders wichtig sei bei der Priorisierung im Rahmen des Impfprozesses, dass diese Gruppen nicht nacheinander abgearbeitet werden, sondern dass es parallel eine Impfung aller oben genannten Betroffenen geben soll.

Professor Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, sehe dem Jahr 2021 und einer möglichen Durchimpfung der Bevölkerung sehr positiv entgegen. „Ich blicke seit Samstagnachmittag sehr zuversichtlich auf das Jahr 2021“, so der Experte. Es müsse eine hohe Akzeptanz der Impfung bei der Bevölkerung erreicht werden, sodass etwa 70 Prozent der Menschen in Deutschland sich impfen lassen. Derzeit seien es laut Umfragen 50 bis 60 Prozent. Aber: Selbst dann solle es trotz verfügbarer Impfung noch zu Kontakteinschränkungen kommen müssen.

Corona-Impfung in Deutschland: So ist der Ablauf geplant

Geht es nach den Empfehlungen des Gremiums, solle mit Beginn der COVID-19-Impfung eine zentrale Datenbank erstellt werden. So könne man Daten über die Impfquoten und ein weitergehendes Monitoring besser überwachen. Diese Daten könne man problemlos pseudomisiert werden. Es sei nichts anderes als ein klassisches Impfregister, wie es bereits in Finnland existiert.

Wer soll die Corona-Impfung durchführen?

Anders als andere Impfungen sollen Immunisierungen gegen Corona ausschließlich in sogenannten Impfzentren durchgeführt werden. „Wir glauben, dass die Priorisierungslast nicht an die Hausärzte gehen darf.“ Bisher seien daher von insgesamt 60 Impfzentren die Rede, an denen entschieden werden soll, wann bei wem eine Impfung erfolgt.

Wie der Verteilungsschlüssel für die Impfstoff-Dosen aussehen soll, darüber muss die Regierung entscheiden.

Corona-Impfung: Wie steht es um die Krankenversicherung?

Bei der Priorisierung darf der Versichertenstatus keine Auswirkung auf die Priorisierung haben, erklärte das Experten-Gremium.

Keine Impfung für Schwangere und Kinder?

Ausgenommen von den Impfungen werden zunächst Schwangere und Kinder, da diese Gruppen in der Phase 3-Studie bisher nicht abgedeckt wurden. Dafür bedarf es weitere Studien.

Wer wird gegen Corona zuerst geimpft? Diese Frage konnte das Experten-Gremium heute natürlich nicht in Gänze beantworten, jedoch gaben die Experten eine eindeutige Empfehlung für einen vorläufigen Ablauf zu Beginn der Impfungen, der medizinisch und auch aus ethischer Sicht vertretbar wäre.