Corona-Impfung bei Kindern deutlich weniger wirksam als bei Jugendlichen

Laut einer neuen Studie schützt eine Biontech-Impfung Kinder unter 12 Jahren deutlich weniger als Jugendliche ab 12 Jahren vor einer Omikron-Infektion.

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Eine US-amerikanische Studie belegt, dass Kinder zwischen fünf und elf Jahren nach einer Biontech-Impfung deutlich weniger vor einer Omikron-Infektion geschützt sind als Jugendliche ab 12 Jahren. Dennoch raten die Wissenschaftler:innen dringend zu einer Impfung.

Studie: Biontech schützt Kinder weniger vor Omikron

Studienleiter Eli Rosenberg vom Gesundheitsministerium des US-Bundesstaats New York und sein Team werteten im Zeitraum vom 13. Dezember 2021 bis 31. Januar 2022 – dem Höhepunkt der Omikron-Welle in den USA – die Daten von 852.384 frisch doppelt geimpften Kindern im Alter von 12 bis 17 Jahren sowie 365.502 Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren aus. In den USA wie in Europa dürfen Kinder ab fünf Jahren aktuell nur mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft werden.

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen drastischen Unterschied zwischen den Altersgruppen. So verringerte sich die Impfwirksamkeit bei den Fünf- bis Elfjährigen von anfangs 68 Prozent auf nur noch 12 Prozent im Januar 2022. Bei den 12- bis 17-Jährigen hingegen sank sie lediglich von 66 Prozent auf 51 Prozent.

"Das ist enttäuschend, aber nicht völlig überraschend, wenn man bedenkt, dass es sich [bei Biontech/Pfizer] um einen Impfstoff handelt, der als Reaktion auf eine frühere Variante entwickelt wurde", erklärte Dr. Eli Rosenberg.

Auch der Schutz vor Hospitalisierungen sinkt schneller bei Kindern

Die Wissenschaftler:innen analysierten die vorliegenden Daten zusätzlich mit Blick auf mögliche schwere Krankheitsverläufe bei Kindern und Jugendlichen nach einer Omikron-Infektion. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Altersgruppen.

Innerhalb des sechswöchigen Beobachtungszeitraums fiel der Schutz vor Hospitalisierungen bei den Fünf- bis Elfjährigen von 100 Prozent auf 48 Prozent und bei den Jugendlichen von 85 Prozent auf 73 Prozent.

Die Wissenschaftler:innen wiesen allerdings darauf hin, dass diese Zahlen nur bedingt aussagekräftig seien, da in der Realität extrem wenige Kinder mit Corona ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Daten der Studie zeigten, dass die Impfung auch Kinder ab fünf Jahren vor einem schweren Krankheitsverlauf und vor Langzeitschäden wie Long Covid schützt.

"Wir sollten den Doughnut und nicht das Loch betonen", wählte Kinder-Impf-Expertin Dr. Kathryn M. Edwards von der Vanderbilt University gegenüber der "New York Times" ein leicht verständliches Bild.

Geringerer Impfschutz bei Kindern: Ist die Dosis schuld?

"Der Unterschied zwischen den zwei Altersgruppen ist auffällig", betonte Immunologe Florian Krammer gegenüber der "NYT". Die Wissenschaftler:innen haben allerdings eine Vermutung, warum der Impfschutz bei einem elfjährigen Kind drastisch geringer als bei einem zwölfjährigen Kind ausfällt.

Biologisch gesehen passiert in diesem Jahr nicht viel, daran kann es also nicht liegen. Allerdings erhalten Impflinge ab 12 Jahren dieselbe Impfdosis wie Erwachsene – 30 Mikrogramm –, während jüngere Kinder lediglich 10 Mikrogramm des Vakzins bekommen. "Das ist hochinteressant, weil es fast den Anschein erweckt, dass die Dosis den Unterschied ausmacht", schlussfolgerte Florian Krammer. "Die Frage ist, wie man das lösen kann."

Booster-Impfungen für Kinder?

Die Dosis für Kinder unter 12 Jahren einfach von 10 Mikrogramm auf 30 Mikrogramm zu erhöhen, um einen besseren Impfschutz hervorzurufen, ist keine Option. Aktuell löst die Corona-Impfung bei kleinen Kindern häufig Fieber aus und Expert:innen sehen ein Risiko darin, dass eine höhere Dosis auch stärkeres Fieber hervorrufen könnte.

Biontech/Pfizer untersucht stattdessen die Wirksamkeit einer dritten Impfung bei Kindern. Auch die Möglichkeit einer Booster-Impfung, die weniger Impfstoff enthalten würde als eine dritte Impfung, wird getestet. In den USA bekommen Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren bereits einen Booster, was den erhöhten Impfschutz erklären könnte. In der vorliegenden Studie waren 12,5 Prozent der Jugendlichen geboostert.

Einen höheren Impfschutz könnte auch ein veränderter zeitlicher Abstand zwischen der Erst- und der Zweitimpfung hervorbringen. Dies wird ebenfalls untersucht.

Die Studie zur Wirksamkeit der Corona-Impfungen bei Kindern erschien auf dem Preprint-Server "Medrxiv". Ein Begutachtungsverfahren steht noch aus.