Corona: Stark mutierter Virus-Stamm in Hirschen gefunden

Wissenschaftler:innen aus Kanada haben jetzt in Weißwedelhirschen einen extrem mutierten Stamm des Coronavirus gefunden. Er könnte sich schon seit Ende 2020 entwickelt haben. Warum diese Entdeckung beunruhigend ist.

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Auch in den USA ist das Coronavirus schon bei vielen Weißwedelhirschen nachgewiesen worden. Da die Tiere dort sehr verbreitet und anfällig für Infektionen sind, stehen sie unter besonderer Beobachtung. In Kanada wurde nun in einer bislang noch ungeprüften Studie ein stark mutierter Coronavirus-Stamm entdeckt, der schon auf einen Menschen übergesprungen sein könnte.

In ihrer Untersuchung haben die Forschenden Daten von 300 Weißwedelhirschen analysiert, die zwischen dem 1. November und dem 31. Dezember 2021 von Jägern in Ontario getötet wurden. Bei 6 Prozent der Tiere wurde Corona nachgewiesen. Und: Die Expert:innen haben entdeckt, dass das Virus an 76 Stellen verändert war.

Stark mutierter Corona-Virusstamm bei Hirschen entdeckt

Kanada: Mutierter Virusstamm auch beim Menschen?

Wie unter anderem spiegel.de berichtet, haben die Expert:innen eine Virussequenz bei einem Menschen nachgewiesen, die dem in der neuen Studie identifizierten mutierten Virusstamm in Weißwedelhirschen ähnelt. Diese Person habe engen Kontakt zu Hirschen gehabt, heißt es. Dies sei möglicherweise der Beweis für die Übertragung von Hirschen auf den Menschen. Jedoch habe die Person das Virus nicht an andere Menschen weitergegeben.

Expert:innen zweifeln Übertragung von Hirschen

Wie die an der Studie beteiligte Virologin Samira Mubareka von der Universität Toronto in einem Interview sagte, entwickele sich das Virus „bei Weißwedelhirschen weiter und weicht von dem ab, was wir bei Menschen beobachten.“ Doch gebe es bislang keine Beweise dafür, dass sich der bei den Hirschen entdeckte Virusstamm unter Menschen ausbreitet oder ein erhöhtes Risiko für sie darstellt. 

Dieser Meinung ist auch Vaughn Cooper, Direktor des Zentrums für Evolutionsbiologie und -medizin an der Universität von Pittsburgh. Er hält eine Übertragung für unwahrscheinlich. „Es gibt keine Beweise dafür, dass es irgendetwas Besonderes an der Biologie der Hirsche gibt, das sie zu einem besorgniserregenderen Wirt macht“, so Cooper. Ihr häufiges Vorkommen würde allerdings eine Übertragung fördern.

Impfungen schützen vor Ansteckung

Die Expert:innen haben erste Hinweise darauf, dass die bislang zur Verfügung stehenden Impfstoffe gut vor dem neuen Virusstamm schützen könnten. Offenbar wirken die Antikörper von Geimpften auch gegen diese mutierte Variante des Coronavirus. Genauere Untersuchung müssen aber noch folgen.

Mögliche Corona-Übertragung durch Zwischenwirte

Die Forschenden wissen nicht, ob das Virus wirklich vom Hirschen auf den Menschen übertragen werden kann. Doch es breitet sich unter den Tieren, die in Herden leben, schnell aus. Laut Biologe Cooper könne eine Übertragung nur dann stattfinden, wenn der Mensch direkten Kontakt habe, beispielsweise als Jäger. Möglicherweise würde das Coronavirus aber auch vom Hirsch auf ein Nage- oder Haustier übertragen, das dann als Zwischenwirt diene und den Menschen unter bestimmten Bedingungen infizieren könne.

Bislang gehen die Fachleute jedoch nicht davon aus, dass infizierte Hirsche das Coronavirus an den Menschen weitergeben könnten – eine Überwachung, zum Beispiel durch ein Abwasserscreening, sei jedoch wichtig. Zudem fordern die Forschenden die Menschen auf, Wildtiere wie Hirsche nicht zu füttern, um eine Übertragung mit extrem mutierten Corona-Virusstämmen von vornherein auszuschließen.