Corona: Drosten gibt zu, dass er falsch lag
Beim Thema Corona hat der Virologe Christian Drosten zuletzt offenbar falsch gelegen: Jetzt hat er seine Einschätzung korrigiert. Die Hintergründe.
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Im Januar zeigte sich der Leiter der Virologie an der Berliner Charité noch optimistisch und prognostizierte, dass die Corona-Pandemie Ende des Jahres vorbei wäre. Doch nun hat er diese Aussage angesichts steigender Inzidenzen und der Virus-Variante Omikron BA.5 in einem Interview mit dem „Spiegel“ korrigiert.
Drosten: „Deshalb würde ich mich tatsächlich gern korrigieren“
Noch im Januar hatte der Virologe gesagt, dass die Pandemie bald zu Ende wäre: Wir hätten den endemischen Zustand bis Ende des Jahres erreicht, wir seien praktisch am Ziel. Nun gestand er, dass er falsch lag: „Deshalb würde ich mich tatsächlich gern korrigieren: Ich glaube nicht mehr, dass wir Ende des Jahres den Eindruck haben werden, die Pandemie sei vorbei.“
Er sei damals von bestimmten Grundvoraussetzungen ausgegangen – zum Beispiel, dass es eine konsequente politische Linie in der Pandemiebekämpfung und einen gut wirksamen Update-Impfstoff geben werde und dass sich das Virus nicht mehr groß verändere. Kaum jemand hätte mit so schnellen Veränderungen des Virus gerechnet, auch Drosten sei überrascht gewesen.
Corona: Drosten erwartet hohe Fallzahlen ab September
Durch die Omikron-Variante BA.5 sähen wir derzeit einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen, so Drosten. Die Mutation sei einfach sehr übertragbar, und die Menschen verlören gleichzeitig ihren Übertragungsschutz aus der letzten Impfung. „Man sieht in anderen Ländern, dass dann auch die Hospitalisierungs- und Todeszahlen wieder ansteigen; das wird auch bei uns leider so sein“, prophezeit der Virologe.
Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass die Schulferien die Corona-Welle abschwächen könnten. „Aber ab September, fürchte ich, werden wir sehr hohe Fallzahlen haben“, so Drosten. Insgesamt würden aber viel weniger Menschen schwer erkranken und sterben als noch 2021.
Auch in Deutschland ist der Omikron-Subtyp nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) jetzt vorherrschend. Der Anteil beträgt nun über 50 Prozent. Zudem stieg die Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche um 23 Prozent und liegt am Freitag bei 618,2 (Donnerstag: 532,9). Deshalb empfiehlt das RKI eindringlich, Abstand zu halten, die Hygieneregeln zu beachten, Maske zu tragen, zu lüften und die Corona-Warn-App zu nutzen.
Corona-bedingte Ausfälle am Arbeitsplatz
Drosten erwartet zudem einen hohen Krankenstand bei Arbeitnehmer:innen durch Corona Er warnte vor den wirtschaftlichen Folgen und auch vor Long COVID.
Zu den derzeit auf Twitter kursierenden Meldungen, man solle sich jetzt infizieren, um im Winter immun zu sein, erklärte der Berliner Experte: „Das ist totaler Nonsens. So viele Menschen können sich im Sommer gar nicht infizieren, dass das im Winter die Coronazahlen niedrig halten würde.“ Zum Vergleich zog er die Fußballeuropameisterschaft in Großbritannien 2021 heran, bei der sich sehr viele Menschen mit Corona infiziert hatten. Diese Sommerinfektionen hätten keinerlei vorbereitenden Effekt für den Winter gehabt.
Drosten: „Schlimmstenfalls noch einige Winter“
Auch wenn man sich auf keinen Fall absichtlich infizieren solle, ist eine Ansteckung nach Meinung des Virologen langfristig unausweichlich. Nach und nach sei aber damit zu rechnen, dass sich ein Schutz bilde, der die Bevölkerungsimmunität insgesamt belastbarer machen werde.
Irgendwann würde sich ein neues Gleichgewicht einpendeln und die Immunität durch Impfungen und Infektionen so stark sein, dass das Virus an Bedeutung verlieren könnte. „Dann sind wir im endemischen Zustand“, so Drosten. Bis es soweit sei, könne es aber schlimmstenfalls noch einige Winter dauern – ein deutlicher Unterschied zu Drostens Corona-Prognose vom Januar diesen Jahres.
Quellen:
»Ich würde mich tatsächlich gerne korrigieren« in: spiegel.de
Corona: Drosten muss sich korrigieren – BA.5 vorherrschend in: morgenpost.de
"Wir sehen tatsächlich schon wieder einen exponentiellen Anstieg" in: sueddeutsche.de