Großbritannien: Immer mehr Kinder entwickeln schwere Corona-Spätfolge

Großbritannien hat nicht nur mit der gefährlichen Coronavirus-Mutation B.1.1.7 zu kämpfen, aktuell beschäftigt Mediziner noch ein weiteres Phänomen: Jede Woche müssen rund 100 Kinder ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie nach überstandener Corona-Erkrankung ein gefährliches Syndrom entwickeln.  

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Die These, Corona sei für Kinder ungefährlich, ist schon lange widerlegt. Auch wenn eine Infektion leicht oder völlig symptomlos verläuft, kann das Virus bei Kindern schwere Spätfolgen nach sich ziehen. Das zeigt die aktuelle Situation in Großbritannien eindrücklich: Immer wieder werden Kinder noch Wochen nach einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert, wegen einer schweren Corona-Spätfolge.

PIMS als schwere Corona-Spätfolge bei Kindern

Dabei handelt es sich um das sogenannte "Paediatric inflammatory multi-system syndrome", kurz PIMS. Es könne noch Wochen nach scheinbar überstandener COVID-19-Erkrankung auftreten und eine intensivmedizinische Behandlung erfordern, berichtet die britische Zeitung Guardian unter Berufung von Medizinern. Das Gefährliche: Selbst bei einem symptomlosen Corona-Verlauf und auch wenn das Kind vorher völlig gesund war, kann sich PIMS entwickeln. Bisher seien zwei Kinder an den Folgen des Syndroms gestorben.

Zu den Symptomen von PIMS gehören Beschwerden, die einer Blutvergiftung und einem toxischen Schock ähneln.

  • starkes Fieber über 40° Celsius
  • ein extrem niedriger Blutdruck
  • Hautausschläge
  • Durchfall, Erbrechen und
  • Kopf- und Nackenschmerzen

Ungewöhnlich viele PIMS-Fälle in Großbritannien

PIMS ist bereits seit Längerem als Corona-Spätfolge bei Kindern bekannt. Ungewöhnlich ist jedoch die hohe Zahl an Kindern, die derzeit in Großbritannien an dem Syndrom erkranken. Schätzungen zufolge entwickelt eines von 5.000 Kindern etwa vier bis sechs Wochen nach scheinbar überstandener Corona-Erkrankung PIMS.

Während auf der Insel im Frühjahr durchschnittlich 30 junge Menschen pro Woche wegen Corona im Krankenhaus behandelt werden mussten, sind es derzeit 12 bis 15 pro Tag. Besonders betroffen ist London – dem Epizentrum der ansteckenderen Coronavirus-Variante B.1.1.7 ist. Ob ein Zusammenhang zwischen der Mutante und dem vermehrten Auftreten von PIMS ist nicht bekannt.

PIMS erfordert oft intensivmedizinische Behandlung

Ein Forscher-Team der University of Texas in San Antonio hat bereits im September eine Studie vorgelegt, die zeigt, wie gefährlich PIMS sein kann. Bei den 628 untersuchten, positiv auf das Coronavirus getesteten Kindern waren die Herzkranzgefäße krankhaft erweitert und bei etwa 50 Prozent zeigte das Herz eine verminderte Pumpleistung. Die Forscher fanden zudem heraus, dass infolge von PIMS ein Aneurysma entstehen kann. Das ist eine erweiterte Arterie, die platzen und innere Blutungen Folge zur Folge haben kann. 71 Prozent der in der Studie untersuchten Kinder mussten infolge der Infektion intensivmedizinisch behandelt werden, Elf Kinder – 1,7 Prozent der untersuchten Fälle – starben.

Nach bisherigen Daten bleiben in 30 Prozent der Fälle Restsymptome zurück. Auch Folgeschäden, so fürchten Forscher, können möglich sein. Wie sich die Corona-Spätfolge PIMS langfristig auf die Gesundheit der erkrankten Kinder auswirkt, wird sich jedoch erst in einigen Jahren zeigen.