Chronische Müdigkeit: Welche Ursachen sie haben kann
Müdigkeit kennt jeder: Nach einer schlaflosen Nacht oder einem langen Arbeitstag möchte man nur noch ins Bett. Aber was ist, wenn dieser Zustand über Wochen oder gar Monate anhält? Oft verbirgt sich hinter chronischer Müdigkeit mehr, als man zunächst vermutet.
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Chronische Müdigkeit ist ein Symptom, das oft unterschätzt wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie für viele Menschen ein Normalzustand darstellt. Oft resultiert ständige Müdigkeit aus einem Schlafmangel – man schläft weniger, als man müsste. Doch nicht immer lässt sich chronische Übermüdung so einfach erklären. Die möglichen Ursachen können viel tiefer liegen.
Chronische Müdigkeit: Was bedeutet das überhaupt?
Mit Müdigkeit signalisiert der Körper, dass ihm etwas fehlt – meist ist es Schlaf. Im Durchschnitt sind sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht notwendig, damit der Körper vollständig regenerieren und seine Energiereserven auftanken kann. Erfüllt man sein individuelles Schlafbedürfnis, fühlt man sich am Morgen ausgeruht und erholt. Wenn sich jedoch dieses Gefühl des Ausgeruht-Seins einen über längeren Zeitraum nicht einstellen will, spricht man von chronischer Müdigkeit (Fatigue).
Chronische Müdigkeit: Welche Symptome treten auf?
Wenn Müdigkeit zum Dauerzustand wird, kann es passieren, dass Betroffenen im Alltag gar nicht bewusst ist, dass sie müde sind. Diese Symptome und Begleiterscheinungen können sich bei chronischer Übermüdung zeigen:
verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit
Konzentrationsschwierigkeiten
erhöhte Empfindlichkeit auf Sinnesreize (wie laute Geräusche oder helles Licht)
Kopfschmerzen
Reizbarkeit
Starke Müdigkeit oder chronisches Müdigkeitssyndrom?
Von normaler Müdigkeit muss das chronische Erschöpfungssyndrom (auch Chronisches Fatigue-Syndrom, CFS, genannt) unterschieden werden, das selbst nach leichter körperlicher Betätigung zu einer tiefen Erschöpfung führt. Es gibt drei zentrale Diagnosekriterien:
Die extreme Müdigkeit hält seit mindestens sechs Monaten an,
es können weder körperliche Erkrankungen noch äußere Stressfaktoren identifiziert werden und
auch mit ausreichend Schlaf und Erholung bleibt die Müdigkeit bestehen.
Wodurch das chronische Erschöpfungssyndrom ausgelöst wird, ist noch ungeklärt. Begünstigend wirken genetische Faktoren. Außerdem weiß man, dass virale und bakterielle Infektionen CFS auslösen können. So gehört Fatigue zu den häufigsten Symptomen von Long Covid.
Chronische Müdigkeit: Welche Ursachen gibt es?
Naheliegende Ursachen von chronischer Übermüdung sind:
Schlafmangel
körperliche Überanstrengung
starker Stress
Medikamentennebenwirkungen
psychische Belastungen
Treffen diese Ursachen nicht zu, müssen andere Faktoren als Auslöser abgeklärt werden, wie etwa Hormonschwankungen oder Lebensstilfaktoren.
Ständige Müdigkeit durch Nährstoffmangel
Ungesunde oder einseitige Ernährung hat zur Folge, dass dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen – Nährstoffe, die für das geistige und körperliche Wohlbefinden essenziell sind. Ständige Müdigkeit und Schwäche können Hinweise darauf sein, dass man unter Blutarmut (Anämie) leidet, ausgelöst durch einen Mangel an blutbildenden Nährstoffen wie Eisen, Folsäure und Vitamin B12. Besonders eine mangelhafte Eisenzufuhr kann in eine Anämie münden.
Starke Müdigkeit in der Frühschwangerschaft
Starke Müdigkeit gehört zu den häufigsten Symptomen der Frühschwangerschaft. Verantwortlich dafür ist vor allem das Hormon Progesteron, das eine schwangerschaftserhaltende Wirkung hat. In den ersten Monaten der Schwangerschaft steigt der Progesteronspiegel im Körper stark an.
Aber auch in späteren Phasen kann starke Müdigkeit die Schwangerschaft begleiten, da sich der Stoffwechsel verlangsamt und der Blutdruck absinkt. Zusätzlich tragen die körperlichen Veränderungen und Durchschlafstörungen (z.B. durch häufige Toilettengänge) dazu bei, dass die Müdigkeit und Erschöpfung vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel zunehmen.
Chronische Müdigkeit durch Alkohol
Nach einem alkoholreichen Abend setzen am nächsten Tag die typischen Symptome eines Katers ein. Neben Übelkeit und Kopfschmerzen leidet man nicht selten unter Müdigkeit und Erschöpfung, da Alkohol Durchschlafprobleme begünstigt und die Schlafqualität beeinträchtigt. Aber Alkohol kann nicht nur unmittelbar und kurzfristig Müdigkeit hervorrufen. Übermäßiger Alkoholkonsum über Monate oder Jahre hinweg zieht eine Leberschädigung nach sich, die sich im frühen Stadium durch chronische Müdigkeit bemerkbar macht.
Von einer alkoholinduzierten Leberzirrhose sind Frauen gefährdet, die täglich mehr als 12 Gramm Alkohol (0,125 l Wein) trinken. Männer haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, wenn sie mehr als 24 Gramm Alkohol (0,6 l Bier) zu sich nehmen.
Welche Krankheiten sind bei Müdigkeit möglich?
Bei chronischer Müdigkeit müssen auch Erkrankungen als mögliche Auslöser in Betracht gezogen werden. Im Falle einer Infektion entsteht die Müdigkeit dadurch, dass der Körper mit der Abwehr der Krankheitserreger beschäftigt ist und somit mehr Energie benötigt. Bei einer normalen Erkältung klingt die Müdigkeit nach der akuten Erkrankungsphase schnell wieder ab. Hingegen kann nach einer schweren Grippe die Müdigkeit als Nachwirkung des Virusinfekts länger anhalten.
Darüber hinaus kann lang anhaltende starke Müdigkeit auf Pfeiffersches Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose) hindeuten. Die vom Epstein-Barr-Virus hervorgerufene Erkrankung äußert sich unter anderem durch Erschöpfung, die Wochen oder Monate fortbestehen und in das Fatigue-Syndrom münden kann.
Darüber hinaus können folgende Krankheiten chronische Müdigkeit verursachen:
Herzschwäche: Leidet man unter einer Herzschwäche, ist die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt – der Körper wird so nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt. Das macht sich unter anderem durch Müdigkeit, Erschöpfung und geringer Belastbarkeit bemerkbar.
Schilddrüsenunterfunktion: Die Schilddrüse ist an fast allen Stoffwechselprozessen des Körpers beteiligt. Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen, wie er bei einer Schilddrüsenunterfunktion auftritt, wirkt sich daher auf den gesamten Körper aus. Die Symptome umfassen unter anderem schnelle Erschöpfung und extreme Müdigkeit.
Diabetes: Müdigkeit ist eine häufige Begleiterscheinung bei Diabetes Typ I und II. Grund dafür ist die verminderte Energieversorgung der Zellen. Schlecht eingestellter Diabetes mit häufigen Unter- und Überzuckerungen kann ebenso zu chronischer Müdigkeit und Erschöpfung führen.
Chronische Nierenschwäche: Am Anfang verursacht eine Nierenschwäche kaum Symptome. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Beschwerden. Weil die Nieren nicht mehr genügend blutbildendes Erythropoetin produzieren, reduziert sich die Anzahl roter Blutkörperchen. Die so entstehende Blutarmut verursacht neben Schwäche und Konzentrationsschwierigkeiten auch sehr starke Müdigkeit.
Schlafapnoe: Nicht nur die Schlafdauer, sondern auch die Schlafqualität entscheidet darüber, ob man am Morgen erholt aufwacht. Bei der Schlafapnoe erleiden Betroffene nächtliche Atemaussetzer, was den Körper in ständige Alarmbereitschaft versetzt. Der Schlaf wird nach jedem Atemaussetzer immer wieder kurzzeitig unterbrochen – Betroffene wachen jedoch nicht bewusst auf. Durch den körperlichen Stress ist erholsamer Schlaf nicht möglich.
Asthma oder COPD: Chronische Lungenkrankheiten gehen häufig mit Müdigkeit einher. Husten und Atemnot können den Schlaf stören. Ständige Müdigkeit ist zudem oft eine Folge von Medikamentennebenwirkungen und Sauerstoffabfällen im Schlaf.
Leukämie und Lymphdrüsenkrebs: Ungewohnte Müdigkeit gehört zu den unspezifischen Frühsymptomen einer Krebserkrankung des Lymph- oder Blutsystems. Die Müdigkeit wird dann von weiteren Symptomen begleitet, wie etwa geschwollene Lymphknoten, Blutungsneigung oder Schmerzen.
Psychische Erkrankungen: Depressionen und Angststörungen wirken sich auf die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit aus. Vor allem Depressionen gehen mit einer bleiernen Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit einher. Bei Angststörungen tritt die Müdigkeit vor allem nach längeren Episoden auf.
Chronisch müde: Das können Betroffene tun
Ausgewogene Ernährung: Um Müdigkeit durch Nährstoffmangel zu vermeiden, sollte der Ernährungsplan ausgewogen sein und viel Gemüse und Obst enthalten. Fettreiches Essen sollte vermieden werden, da es Müdigkeit begünstigen kann. Zudem ist es ratsam, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.
Nahrungsergänzungsmittel: In der Schwangerschaft sind Nahrungsergänzungsmittel aufgrund des erhöhten Nährstoffbedarfs oftmals notwendig. Aber auch für Frauen ist die Einnahme eines Eisenpräparats während der Periode, insbesondere bei starken Blutungen, sinnvoll.
Bewegung: Übermäßige körperliche Anstrengung kann Müdigkeit verschlimmern – ebenso wie Bewegungsmangel. Zu wenig Bewegung lässt den Stoffwechsel und den Kreislauf erlahmen. Um das zu vermeiden, sollte man seinen Alltag aktiv gestalten und täglich mindestens 20 Minuten moderaten Sport betreiben.
Stress reduzieren: Psychische Belastungen rauben Körper und Geist Energie und führen zu Einschlaf- und Durchschlafproblemen. Deswegen sind Ruheinseln im Alltag und gezielte Entspannung wichtig. Yoga, Meditation und autogenes Training sind die effektivsten Methoden, um Stress zu reduzieren und sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Sonnenlicht: Expert:innen raten dazu, mindestens 20 Minuten am Tag vor die Tür zu gehen. Das beugt nicht nur einem Vitamin-D-Mangel vor, sondern führt dazu, dass der Körper mehr Serotonin ausschüttet. Das Glückshormon reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus und hemmt die Ausschüttung von Melatonin – also jenem Hormon, das schläfrig macht.
Sauerstoff: Müdigkeit stellt sich nicht nur ein, wenn einem Schlaf fehlt. Sauerstoffmangel kann ebenso müde machen. Aus diesem Grund sollte man zu Hause und im Büro regelmäßig lüften und mindestens einmal am Tag an die frische Luft gehen.
Eine gesundheitsbewusste Lebens- und Ernährungsweise kann dazu beitragen, chronische Müdigkeit loszuwerden oder vorzubeugen – länger anhaltende Erschöpfung erfordert jedoch in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung, damit Erkrankungen als Ursache ausgeschlossen werden können.
Quellen:
Leitsymptom Müdigkeit, in: aerzteblatt.de
Chronische Müdigkeit, in: usz.ch (Universitätsspital Zürich)
Nach grippalem Infekt: Müdigkeit und Schwäche, in: herzstiftung.de
Epstein-Barr-Virus: Von harmlos bis folgenschwer, in: gesundheitsforschung-bmbf.de
Müde, depressiv? Die Schilddrüse kann schuld sein!, in: deutsches-schilddruesenzentrum.de