Cefixim bei Harnwegsinfekten

Meine neue Patientin ist sichtlich aufgebracht. Seit dem Wochenende leidet sie unter den typischen Beschwerden eines Harnwegsinfektes ohne Beteiligung der Niere, also: Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen, leichtes Fieber. Sie war beim ärztlichen Notdienst, der ihr das Antibiotikum Ciprofloxacin verschrieben hat. Jetzt sitzt sie wütend vor mir. „Davor warnen doch alle Medien!“, schimpft sie. „Was mache ich denn nun?" Aber welches Medikament hilft bei einem Harnwegsinfekt? 

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Um was für einen Harnwegsinfekt handelt es sich?

Die erste Frage bei einem Harnwegsinfekt: Handelt es sich um eine unkomplizierte oder komplizierte Entzündung? Für die Behandlung ist diese Einordnung wichtig, da sich die wahrscheinlichen Bakterienarten unterscheiden und andere Antibiotika notwendig werden. Wir Männer sind fast immer kompliziert (zumindest, wenn es um einen Harnwegsinfekt geht). Eigentlich schützt uns die längere Harnröhre – doch greifen Erreger auf die Prostata über, können sie Komplikationen auslösen. Frauen entwickeln eher in Ausnahmefällen komplizierte Entzündungen: nach operativen Eingriffen, bei anatomischen Besonderheiten oder schweren Erkrankungen wie ein schlecht eingestellter Diabetes. Meine Patientin hat also vermutlich eine unkomplizierte Entzündung. Das Ciprofloxacin wäre gegen die Bakterien gut wirksam. Das Problem: Dieses Antibiotikum kann heftige Nebenwirkungen haben. 

Ist Ciprofloxacin gefährlich?

Erst vor ein paar Tagen haben alle Ärzte einen sogenannten ‚Rote Hand-Brief‘ bekommen. Mit solchen Schreiben informieren Pharmaunternehmen über neu erkannte Arzneimittelrisiken oder rufen fehlerhafte Arzneimittelchargen zurück. Im aktuellen Brief wurde wegen teilweise starker Nebenwirkungen vor dem Einsatz des Ciprofloxacins und weiterer Antibiotika der gleichen Klasse (Fluorchinolone) bei bestimmten Erkrankungen gewarnt. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen sollte man es nicht mehr verschreiben ...

Welches Antibiotikum ist bei einer Entzündung des Harnwegs richtig?

Ich untersuche meine 30-jährige Patientin per Ultraschall und lasse eine Urinkultur anlegen (mögliche Erreger werden so angezüchtet). Im Ultraschall finde ich zum Glück keinen Hinweis für einen Harnstau in den Nieren – der wäre problematisch. Auf die Ergebnisse der Urinkultur muss ich ein paar Tage warten, deshalb behandele ich sie erst einmal nach Wahrscheinlichkeit. Da bei ihr eine nachgewiesene Allergie gegen Penicillin bekannt ist, entscheide ich mich für ein Cephalosporin der Gruppe 3. Das Cefixim. Da haben wir eine – im Vergleich zu anderen Antibiotika – kurze Einnahmedauer und geringe Dosis bei sehr guter Wirkung.

Wie nehme ich das Antibiotikum ein?

Antibiotika wie das Cefixim wirken am besten, wenn ihre Wirkspiegel den ganzen Tag über hoch sind. Mit einer Ein- oder Zweimalgabe ist das meist nicht gut zu erreichen – auch wenn das so im Beipackzettel steht. Mein Tipp: Die Gesamttagesdosis nach Rücksprache mit Ihrem Arzt auf drei (!) Einzeldosen verteilen. Besonders häufig und knifflig sind Harnwegsinfekte in der Schwangerschaft – auch hier ist das Cefixim zu empfehlen. Noch ein Tipp: Schwangere können unter www.embryotox.de der Berliner Charité per Farbcode nachsehen, ob ein Medikament für sie geeignet ist.