Burnout-Symptome bei Männern: Welche Anzeichen gibt es?

Wie äußert sich ein Burnout bei Männern? Und wo liegen die Unterschiede zu Burnout bei Frauen? Diese Anzeichen und Symptome treten auf.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Ein Burnout-Syndrom kann Männer wie Frauen treffen. Dennoch gibt es Unterschiede bei den Symptomen. Bei welchen Anzeichen Sie aufhorchen und gegensteuern sollten.

Mann vor Computer stützt erschöpft den Kopf in die Hand
Burnout-Symptome bei Männern können anders ausfallen als bei Frauen Foto: iStock/MilanMarkovic

Burnout beim Mann: Was ist das überhaupt?

Der Begriff Burnout (engl. ausbrennen) bezeichnet ein Syndrom, welches körperliche und seelische Beschwerden zusammenfasst. Die Betroffenen fühlen sich – wie der Name vermuten lässt – innerlich ausgebrannt und zunehmend erschöpft, was sich sowohl physisch als auch psychisch irgendwann nicht mehr verbergen lässt. Oft geht ein Burnout-Syndrom mit weiteren psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Schlafstörungen einher.

Häufig zeigt sich ein Burnout sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu Beginn durch körperliche Beschwerden, die nicht sofort auf eine seelische Erkrankung schließen lassen. Auch unangemessene, emotionale Reaktionen werden oft ignoriert. Vor allem Männer schieben die ersten Anzeichen des "Ausgebranntseins" zunächst auf temporäre Umstände und schenken ihnen wenig Beachtung, bis sie sich nicht mehr ignorieren lassen und den Alltag stark beeinträchtigen.

Wie häufig ist ein Burnout bei Männern?

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) waren 3,3 Prozent der Männer in Deutschland schon einmal von einem Burnout betroffen. Etwas höher liegt die Zahl bei Frauen: 5,2 Prozent von ihnen hatten in ihrem Leben Burnout-Symptome.

Burnout: Symptome beim Mann schwer zu erkennen

Ein Burnout bei Männern ist oft schwieriger zu erkennen als Burnout-Symptome bei Frauen – auch, weil psychische Erkrankungen bei Männern noch immer mit einem Tabu belegt sind. Ein Grund dafür, dass sich Männer in der Regel eher selten um professionelle Hilfe bemühen. Treten beim Mann psychische Beschwerden auf, werden sie häufig zunächst ignoriert. Männer neigen dann zu aggressivem Verhalten oder suchen Ablenkung, um die psychischen Beschwerden zu kompensieren. 

Dass Männer weniger häufig von einem Burnout betroffen zu sein scheinen als Frauen, kann auch mit einem geschlechterspezifischen Verständnis zusammenhängen: Männer gestehen sich eine Überlastung viel später ein als Frauen. Psychische Symptome werden häufig nicht so ernst genommen wie körperliche Faktoren. Und vielleicht denken einige Männer noch, dass ein Burnout keine Krankheit ist, sondern ein Zeichen von Schwäche.

Burnout: Symptome beim Mann zeigen sich oft körperlich

Wenn es erst einmal soweit ist, dass sich die ersten Anzeichen durch körperliche Beschwerden zeigen, wird oftmals zunächst eine andere Ursache vermutet und in der Regel der Hausarzt oder die Hausärztin konsultiert.

Und auch dann ist die ärztliche Diagnose "Burnout-Syndrom beim Mann" trotzdem noch eine Seltenheit. Der Grund: Das Gefühl der Überforderung, des "Ausgebranntseins" wird beim Mann unbewusst weniger ernst genommen.

Eine Vorstudie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. (DGMG) hat sogar ergeben, dass stressbedingte Krankheiten bei Männern dreimal seltener festgestellt werden als bei Frauen. Für die Studie begaben sich sowohl Männer als auch Frauen in ärztliche Behandlung und klagten über die gleichen Beschwerden. Obwohl die jeweils betroffene Person die gleichen Symptome aufwies wie das andere Geschlecht, erfolgte die Diagnose Burnout beim Mann sehr viel seltener.

Hinzu kommt noch: Generell ist es bei psychischen Erkrankungen sehr schwierig, eine treffende Diagnose zu stellen. Handelt es sich tatsächlich um ein Burnout oder eher um eine Depression oder eine depressive Episode? Um dies richtig einordnen zu können, muss zunächst eine umfassende Anamnese erstellt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden, um etwaige organische Ursachen ausschließen zu können.

Unterschied Burnout oder Depression bei Männern

Besonders schwer wird es bei der Differenzialdiagnostik zwischen Burnout und Depression. Denn: Die Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen sind fließend, da sich die Krankheitsbilder sehr ähneln. Dabei kann ein Burnout auch die Vorstufe einer Depression sein.

Ein Burnout bezieht sich allerdings eher auf einen konkreten Kontext wie die Arbeit, während eine Depression das gesamte Leben umfasst. Genau trennen lässt sich das aber nicht – Fachleute sprechen deshalb auch von einer Erschöpfungsdepression.

Was sind die Ursachen für einen Burnout bei Männern?

Ein Burnout ist die Folge von chronischem Stress, der über Wochen und Monate andauert. Urlaub oder Erholungspausen können den Erschöpfungszustand nicht mehr ausgleichen. Insbesondere in der heutigen stressigen Arbeitswelt sind immer mehr Männer von Burnout betroffen. Viele Betroffene haben die innere Überzeugung, dass sie nur durch Leistung Anerkennung finden. Sie haben einen Hang zum Perfektionismus, engagieren sich extrem und zeigen einen besonderen Leistungswillen. Eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt. Treffen solche Menschen auf ein Arbeitsumfeld, bei dem Überlastung und Zeitdruck vorherrschen und kaum Mitbestimmung und Anerkennung erfolgen, wachsen Frust, Müdigkeit und ein Erschöpfungsgefühl.

Männer-Burnout: Wie erfolgt die Diagnose?

Auch wenn die Diagnose eines Burnouts kein einfaches Unterfangen ist, gibt es Möglichkeiten, um die Symptome richtig zu deuten. 

Maslach Burnout Inventory

Eine davon ist das sogenannte Maslach Burnout Inventory (MBI) – ein Messinstrument, welches durch insgesamt 22 Fragen ein mögliches Burnout-Syndrom einordnet und so eine anschließende Behandlung erleichtert. Es ist die bis heute am häufigsten eingesetzte Methode zur Erfassung eines Burnouts. Dabei werden drei Dimensionen des Burnouts gemessen:

Obwohl der Test zu den ältesten und bewährtesten Messverfahren des Burnouts zählt, ist die Maslach-Burnout-Inventory-Methode umstritten. Zwar geben die 22 Fragen durchaus einen Hinweis, ob ein Burnout vorliegen könnte, ein individueller Grad des Burnout-Syndroms lässt sich damit jedoch nicht feststellen.

Anzeichen eines Burnouts beim Mann: Die häufigsten Symptome

Neben den spezifischen Burnout-Symptomen bei Männern leiden die Betroffenen vorherrschend an den klassischen Burnout-Anzeichen, die Männer und Frauen gleichermaßen betreffen.

Die häufigsten Anzeichen eines Burnouts im Überblick:

  • Emotionale Erschöpfung: Die Betroffenen fühlen sich ausgebrannt. Sie leiden unter Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und einem Gefühl der inneren Leere. Eine geistige Erschöpfung ist dominierend.

  • Entfremdung und Zynismus: Die Einstellung zur Arbeit schlägt ins Negative um. Die Haltung wird zynisch – gegenüber Arbeitsbedingungen, aber auch Kolleg:innen. Die Aufgaben werden emotional distanziert und abgestumpft bearbeitet.

  • Verminderte Leistungsfähigkeit: Jede Tätigkeit im Beruf oder Alltag wird als negativ empfunden; die Betroffenen sind lustlos und unkonzentriert, ihre Leistung lässt nach. Auch körperlich geraten Betroffene immer mehr an ihre Grenzen.

  • Rückzug: Auch das soziale Umfeld wirkt bedrohlich, Freizeitaktivitäten werden immer weniger wahrgenommen.

  • Körperliche Burnout-Symptome: Auf den Dauerstress kann auch der Körper reagieren, von Magen-Darm-Problemen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Oft werden Magen-Darm-Beschwerden auf andere Ursachen zurückgeführt und nicht auf ein Burnout-Syndrom.

Einige Patient:innen entwickeln auch Angst- oder Panikstörungen.

Spezielle Symptome eines Burnouts beim Mann

Neben den oben genannten klassischen Burnout-Symptomen gesellen sich beim Mann folgende männerspezifische Symptome:

  • Verleugnung

  • sexuelle Funktionsstörungen

  • übermäßiger Alkoholkonsum

  • aggressives Verhalten

Burnout bei Männern: Probleme in der Beziehung

Bei betroffenen Männern führen zunehmende Aggressionen, übermäßiger Alkoholkonsum und sexuelle Funktionsstörungen häufig zu Problemen in der Partnerschaft. Bei vielen Betroffenen wird ein Burnout überhaupt erst dann ein Thema, wenn der Partner oder die Partnerin auf die veränderte Verfassung aufmerksam wird und die Probleme offen anspricht. Allerdings: Häufig fühlen sich die Betroffenen dadurch an den Pranger gestellt und zeigen keine Krankheitseinsicht.

Fragen wie "Hat mein Mann Burnout?" oder Foren-Beiträge unter Stichpunkten wie "Mein Mann hat Burnout" findet man deshalb zu Hauf im Internet. Kein Wunder, so kann ein Burnout doch enorm die Beziehung belasten. Oft müssen Angehörige und Partner:innen sogar selbst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Eine Paartherapie kann helfen, die durch das Burnout entstehenden Probleme in der Beziehung zu lösen und mit der Erkrankung entsprechend umzugehen. Aber es gibt auch noch andere Behandlungsmöglichkeiten.

Behandlung: Was tun bei Burnout-Anzeichen beim Mann?

Wer einen Burnout bei sich oder im Umfeld vermutet, sollte ärztliche bzw. (psycho-)therapeutische Hilfe in Erwägung ziehen. Hier können die Ursachen geklärt und Wege gefunden werden, um Stress besser bewältigen zu können. Daneben können auch Kurse wie Stressmanagement, Progressive Muskelentspannung oder eine Bewegungstherapie helfen, einem Burnout vorzubeugen oder ihn zu behandeln. Wichtig ist vor allem, Burnout-Symptome bei Männern rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren.

Burnout: Wo finde ich Hilfe?

Wenn Sie sich ständig erschöpft und ausgebrannt fühlen, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin vereinbaren und darüber sprechen. Ein unbehandeltes Burnout-Syndrom birgt die Gefahr für psychische Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Angsterkrankungen, Depression oder auch Drogensucht.

Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie sich jederzeit anonym an die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 wenden. Über Behandlungsmöglichkeiten informiert zum Beispiel die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) unter der Telefonnummer 0800 0 11 77 22. Auch Psychologische Beratungsstellen stehen Betroffenen zur Seite.

Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber Burnout-Symptome bei anderen bemerken, nehmen Sie diese Symptome ernst und helfen ihm/ihr ggf. dabei, professionelle Hilfe zu suchen. Besteht akute Krisensituation, verständigen Sie sofort den Rettungsdienst unter 112 oder fahren Sie in eine psychiatrische Notaufnahme.

Quellen
  • Burnout rechtzeitig erkennen – auf diese Warnsignale sollte man achten in: Deutscher Bundesverband für Burnout-Prophylaxe und Prävention e.V.

  • Burnout in: Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V.

  • Burnout: Die versteckte Depression in: clinicum-alpinum.de

  • Geschlechtsspezifische Aspekte von Burnout in: Der Mann. Wissenschaftliches Journal für Männergesundheit

  • Burnout in: stiftung-maennergesundheit.de

  • Lalouschek, W., & Kainz, B. (2008). Geschlechtsspezifische Aspekte von Burnout. Blickpunkt der Mann, 6(3), 6-12.