Burnout-Phasen: Die 12 Stadien des Erschöpfungszustands

Ein Burnout entwickelt sich langsam – Betroffene durchlaufen dabei verschiedene Burnout-Phasen. Diese 12 Stadien durchlaufen Betroffene.

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Ausgebrannt ist man nicht von heute auf morgen, der Verlauf erfolgt in verschiedenen Stufen. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Fachleute mit den Burnout-Stadien, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens kennenlernen. Eines der bekanntesten und anschaulichsten Modelle ist der 12-Phasen-Burnout-Zyklus des amerikanischen Psychoanalytikers Herbert Freudenberger und seiner Kollegin Gail North.

Depressiver Mann sitzt auf Holzfußoden und hält sich die Augen zu
Ein Burnout kommt nicht über Nacht, sondern entwickelt sich in mehreren Phasen Foto: iStock-1185422927 urbazon

Phasen des Burnouts: Modelle des totalen Erschöpfungszustands

Wer über Wochen, Monate oder Jahre hinweg unter Dauerstress steht und sich überlastet fühlt, dem drohen Ausgebranntsein und emotionale Erschöpfung. In verschiedenen Burnout-Phasen kann sich eine Vielzahl von seelischen und körperlichen Symptomen entwickeln, die sich zu einem Syndrom – einem Krankheitsbild – verbinden. 

In der Forschung gibt es verschiedene Burnout-Stufen-Modelle. Ein Konsens besteht über einzelne Kernsymptome, insbesondere emotionale Erschöpfung, abnehmende Zufriedenheit mit der eigenen Leistung und ein gestörtes Verhältnis zum beruflichen und sozialen Umfeld. Das bekannteste ist das 12-Phasen-Burnout-Modell nach Freudenberger und North.

Burnout-Phasen nach Freudenberger und North – der 12-Phasen-Burnout

Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger gilt als Begründer des Begriffs Burnout, dessen Symptome er schon 1974 in einer Publikation beschrieben hat. Zusammen mit seiner Kollegin Gail North hat er 1992 ein anschauliches 12-Stufen-Burnout-Modell entwickelt. 

Demnach durchlaufen Betroffene beim Burnout typischerweise12 Phasen. Die einzelnen Phasen des Burnouts müssen nicht immer exakt in der beschriebenen Reihenfolge auftreten. Sie kommmen jedoch häufig vor und sind als ernstzunehmende Anzeichen für einen Burnout zu verstehen.

1. Burnout-Phase: Innerer Zwang, sich zu beweisen

Ziele, insbesondere berufliche, sollen unbedingt erreicht werden, dazu wird alle Energie aufgewandt. Der Druck, den sich Betroffene selbst machen, ist hoch. Grenzen werden überschritten und die eigenen Bedürfnisse missachtet.

2. Burnout-Phase: Hohe Leistungsbereitschaft

Zu den Vorstufen des Burnouts zählt auch Perfektionismus und ein übertrieben hoher Selbstanspruch, die zu noch besserer Leistung anspornen. Die Betroffenen möchten alles alleine machen, nach Hilfe fragen sie nicht. Alle Energie wird in die Erfüllung der selbst gesteckten Ziele gesetzt.

3. Burnout-Phase: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

Bei der Burnout-Spirale nach Freudenberger verlangt der Körper nach Ruhe oder Schlaf, jedoch werden die eigenen Bedürfnisse ausgeblendet. Kaffee, Alkohol und Nikotin werden vermehrt konsumiert.

4. Burnout-Phase: Verdrängung erster Warnsignale

Es unterlaufen einem zunehmend Fehler: Aufgaben werden nicht erledigt oder Termine vergessen. Zugleich werden alle Warnsignale des Körpers ignoriert.

5. Burnout-Phase: Spürbare Belastung

Kontakte zu Kollegen oder Freunden sind zunehmend eine Belastung. Wichtiges kann von Unwichtigem nicht mehr getrennt werden.

6. Burnout-Phase: Verleugnung von Problemen

Zeit mit Freunden oder für Freizeitaktivitäten gibt es kaum noch. Überlastung und Überarbeitung werden ignoriert und verleugnet.

7. Burnout-Phase: Beginn der Rückzugsphase

Positive Gefühle sind in dieser Phase nicht mehr möglich, Betroffene fühlen sich hoffnungslos. Der Konsum von Alkohol und Medikamenten nimmt zu, soziale Kontakte werden vermieden, da sie bedrohlich wirken.

8. Burnout-Phase: Deutliche Verhaltensveränderungen

Nach dem Freudenberger-12-Phasen-Modell wird das Denken nun immer unflexibler und das Verhalten eingeschränkter. Kritik ist nicht erlaubt, Betroffene fühlen sich schnell angegriffen und reagieren ungewöhnlich gereizt. Sie ziehen sich zudem immer weiter zurück.

9. Burnout-Phase: Selbstentfremdung und innere Leere

Das Gefühl für die eigene Persönlichkeit geht immer mehr verloren. Der bzw. die Betroffene fühlt eine innere Leere und wirkt wie ferngesteuert.

10. Burnout-Phase: Emotionale Probleme

Betroffene fühlen sich abwechselnd innerlich abgestorben und schmerzhaft emotional. Erschöpfung und Mutlosigkeit prägen immer mehr den Alltag. In dieser Phase treten häufig Angst- und Panikattacken auf. 

11. Burnout-Phase: Depression

Niedergeschlagenheit und Verzweiflung werden zum Dauerzustand, Betroffene werden vor seelischer und körperlicher Erschöpfung krank. Die Sehnsucht nach dauerndem Schlaf ist groß, Selbstmordgedanken treten vermehrt auf.

12. Burnout-Phase: Burnout: Totaler Erschöpfungszustand

Der Erschöpfungszustand im Burnout-Endstadium kann nun ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben. Magen-Darm-Leiden sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu, ebenso die Suizidgefahr. Die Betroffenen können ihren Alltag nicht mehr bewältigen, an Arbeit ist nicht zu denken. 

Modell der Burnout-Phasen in 4 Stufen nach Edelwich und Brodsky

Neben dem Freudenberger-Phasen-Modell gibt es noch weitere Ansätze, zum Beispiel das Burnout-4-Phasen-Modell von Jerry Edelwich und Archie Brodsky aus dem Jahr 1980. Grundlegend ist hier die Desillusionierung der Betroffenen infolge schlechter Arbeitsbedingungen.

Der Verlauf des 4-Phasen-Burnout:

  1. Idealistische Begeisterung: Es wird ein überdurchschnittlicher Arbeitseinsatz gezeigt und viel Energie in die Arbeit gesteckt; die Erwartungen an sich selbst sind hoch, das Privatleben spielt eine untergeordnete Rolle.

  2. Stillstand: Es treten Probleme auf, die zu Enttäuschung führen; das Interesse an der Arbeit lässt nach, während soziale Kontakte und Hobbys wichtiger werden.

  3. Frustration: Der oder die Betroffene fühlt sich inkompetent, erfolgs- und machtlos.

  4. Apathie: Es kommt zu einem Gefühl der Gleichgültigkeit; es folgt der Rückzug und die Hoffnungslosigkeit, dass sich etwas ändern könnte.

Edelwich und Brodsky führen noch eine fünfte Phase an, die sie „Intervention“ nennen – hier unternimmt der- oder diejenige Selbstheilungsversuche. Manchmal wird die Theorie daher auch 5-Phasen-Modell des Burnouts genannt.

Burnout-Stadien: Das 7 Phasen-Burnout-Modell nach Burisch

Prof. Dr. Matthias Burisch hat ein weiteres Modell entwickelt, es enthält sieben Phasen. Dabei teilt er die Symptome eines Burnouts in sieben Kategorien ein, die ebenfalls nicht unbedingt in einer Reihenfolge auftreten müssen, sondern auch geändert oder parallel verlaufen können.

Die sieben Phasen nach Burisch äußern sich folgendermaßen:

  • Übermotivation: Hier kommt es zu einem erhöhten Energieeinsatz, begleitet von Erschöpfungsgefühlen und Verdrängung.

  • Rückzugsphase: Soziale Kontakte werden gemieden, Motivation und Engagement bei der Arbeit nehmen ab.

  • Schuldzuweisungen: Die Schuld wird entweder bei sich selbst gesehen – es entwickelt sich eine Depression – oder bei anderen gesucht, was sich in aggressivem Verhalten zeigt.

  • Abbau der Leistungsfähigkeit: Es kommt zu „Dienst nach Vorschrift“, Veränderungen und weiterer Arbeitsaufwand werden abgelehnt; zudem sinkt die Konzentrationsfähigkeit.

  • Gleichgültigkeit: Abbau von sozialen Kontakten sowie emotionalen und geistigen Fähigkeiten.

  • Psychosomatische Probleme: Es kommt zu körperlichen Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Schlafmangel, Panikattacken, Verdauungsproblemen oder Atembeschwerden.

  • Verzweiflung: Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Nutzlosigkeit dominieren; es herrscht die pure Verzweiflung bis hin zu Suizidgedanken.

Burnout: Phasen der Heilung

Expert:innen zufolge dauert die Erholung von einem Burnout ungefähr genauso lange wie die Stadien, die dazu führten. Eine Standardtherapie gibt es nicht – jeder Fall verläuft individuell und kann einige Monate, aber auch Jahre andauern. Dabei können sich Phasen, in denen es aufwärts geht, mit Rückschlägen abwechseln.

Um Burnout vorzubeugen und Erschöpfungszustände zu behandeln bieten sich Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation an, die in den Alltag eingebaut werden sollten. Innere Unruhe, Angstgefühle und daraus resultierende Schlafstörungen sind häufige Folgen eines Burnouts. Pflanzliche Präparate mit speziellem Arzneilavendelöl können helfen, Anspannungszustände zu lindern.

Um den Verlauf der Burnout-Phasen zu stoppen und das völlige Ausgebranntsein zu vermeiden, ist es wichtig, die Gefahr rechtzeitig zu erkennen und sich im Ernstfall professionelle Hilfe zu holen.

Burnout: Wo finde ich Hilfe?

Wenn Sie sich ständig erschöpft und ausgebrannt fühlen, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin vereinbaren und darüber sprechen. Ein unbehandeltes Burnout-Syndrom birgt die Gefahr für psychische Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Angsterkrankungen, Depression oder auch Drogensucht.

Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie sich jederzeit anonym an die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 wenden. Über Behandlungsmöglichkeiten informiert zum Beispiel die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) unter der Telefonnummer 0800 0 11 77 22. Auch Psychologische Beratungsstellen stehen Betroffenen zur Seite.

Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber Burnout-Symptome bei anderen bemerken, nehmen Sie diese Symptome ernst und helfen ihm/ihr ggf. dabei, professionelle Hilfe zu suchen. Besteht akute Krisensituation, verständigen Sie sofort den Rettungsdienst unter 112 oder fahren Sie in eine psychiatrische Notaufnahme.

Quellen:

Was ist Burnout? in: Deutsche Gesellschaft für Prävention & Gesundheitsförderung 

Burnout rechtzeitig erkennen – auf diese Warnsignale sollte man achten in: Deutscher Bundesverband für Burnout-Prophylaxe und Prävention e.V.

Das Burn-out-Syndrom in: rki.de

Edelwich, J. & Brodsky, A. (1980): Burn-Out. Stages of disillusionment in the helping professions. New York, NY: Human Science Press.

Burisch, M. (2006): Das Burnout-Syndrom (2. Aufl.). Heidelberg: Springer.