Burn-on-Syndrom: Dauerbrennen statt Burnout

Vom Burnout hat man schon häufig gehört. Jetzt kommt ein neuer Begriff dazu: Zwei Mediziner haben eine neuartige Störung entdeckt, die sie Burn-on-Syndrom nennt. Was genau ist das?

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Haben Sie schon einmal etwas von einem Burn-on-Syndrom gehört? Wie sich ein Burn-on äußert und worauf man achten sollte.

Burn-on-Syndrom: Wenn die Flamme immer brennt

Viele fragen sich bei dem Begriff "Burn on": Was ist das überhaupt? Die Antwort liegt auf der Hand. Wer sich chronisch überlastet fühlt und das Leben als dauerhaften Stress empfindet, leidet eventuell unter dem neuen Syndrom: Burn-on statt Burnout – die Betroffenen brennen dauerhaft für Arbeit, Familie und alle Anforderungen des Alltags. Immer am Rande der Erschöpfung, aber sie brennen nicht aus, wie es beim Burnout der Fall ist.

Stattdessen werden alle Lebensbereiche dem ständigen Funktionieren-Müssen unterworfen. Auch schöne Erlebnisse wie Feiern und Freunde treffen werden wie im Arbeitsmodus erledigt oder fallen ganz weg. So werden häufig genau die Dinge aus dem Leben gestrichen, die Freude machen und die Akkus wieder aufladen könnten. Das beeinflusst auf Dauer die Lebensfreude – und die Gesundheit.

Wie unterscheiden sich Burn-on und Burnout?

Während Burnout-Patient:innen unter extremer Erschöpfung leiden, völlig ausgebrannt sind und nicht mehr arbeiten können und wollen, funktionieren Menschen, die an Burn-on leiden, immer weiter. Ihre Leistungsfähigkeit steht über allem.

Obwohl ihnen alles zu viel ist, strengen sie sich noch mehr an – sie sind überaktiv und fühlen sich gleichzeitig wie gelähmt. Depressive Phasen oder psychosomatische Beschwerden wollen sie so schnell wie möglich überwinden, um wieder einsatzbereit zu sein. Anders als beim Burnout kommt es nicht zum völligen Zusammenbruch.

Buchcover Burn on - Foto: Verlagsgruppe Droemer Knaur

„Burn-on: Immer kurz vorm Burnout“

„Burn-on: Immer kurz vorm Burnout“: So heißt das Buch der Autoren Bert te Wildt und Timo Schiele. Die Experten von der Psychosomatischen Klinik im Kloster Dießen am Ammersee haben den Begriff Burn-on geprägt und das Krankheitsbild im Buch beschrieben. Burn-on bezeichnen sie dabei als chronische Erschöpfungsdepressionen, einen Burnout hingegen als akute Erschöpfungsdepressionen. 

Mit dem Buch wollen die Autoren dem schleichenden Prozess mehr Aufmerksamkeit verschaffen. In ihrem Arbeitsalltag erleben sie immer mehr Menschen, die am Limit arbeiten, andauernd über ihre persönliche Belastungsgrenze hinaus – aber nicht zusammenbrechen. Chefarzt te Wildt und Psychologe Schiele möchten den Betroffenen helfen, die Symptome eines Burn-on zu erkennen, sich zu schützen und sich beim Verdacht auf einen Burn-on Hilfe zu holen.

Burn-on-Syndrom: Welche Symptome treten auf?

Beim Burn-on funktionieren die Betroffenen nach außen hin zwar immer weiter, haben dabei aber andauernde psychische und physische Beschwerden. Genau wie Burnout-Patient:innen leiden sie an permanenter Erschöpfung, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, geringer Begeisterungsfähigkeit und einer Entfremdung von Zielen und Werten.

Doch anders als beim Burnout glauben Menschen mit Burn-on, schnell wieder einsatzbereit sein zu können, zum Beispiel mit einer Massage oder etwas Physiotherapie – sie erkennen ihre Stresssymptome nicht an, denn sie funktionieren ja noch.

Diese Symptome weisen auf einen Burn-on hin:

  • Gefühl von Dauerstress

  • Kopfschmerzen

  • Verspannungen, vor allem in Nacken und Rücken

  • Schlafstörungen

  • Angstzustände

  • Depressive Verstimmungen

  • Bluthochdruck

Ein hoher Blutdruck kann zu Schlaganfall oder Herzinfarkt führen – wer dauerhaft brennt und weitermacht, kann sehr schwer erkranken.

Vom Burn-on sind vor allem Menschen betroffen, die besonders verantwortungsbewusst und verausgabungsbereit sind. Sie haben einen hohen Anspruch an sich selbst und möglicherweise nie gelernt, sich abzugrenzen.

Burn-on: Was kann man tun? Therapie und Behandlungsmöglichkeiten

Offiziell ist Burn-on keine Krankheit: Genau wie Burnout ist es nicht als eigenständige psychische Erkrankungen anerkannt. Ein Burnout gilt lediglich als ein Faktor, der Einfluss auf die Gesundheit hat. Das Problem: Die Symptome sind zu unterschiedlich. Und Burn-on ist ein zu neues Syndrom, um überhaupt genügend Daten darüber zu haben.

Da stellt sich die Frage: Burn-on – was tun? Expert:innen zufolge sind diese Maßnahmen hilfreich:

Mindset ändern Damit ist gemeint, dass man sich im ersten Schritt des Problems bewusst wird. Man funktioniert nur noch, hat aber keine Lebensfreude mehr – deshalb muss man etwas im Leben und auch das eigene Denken ändern: nicht „Ich schaffe das alles“, sondern „Ich habe ein Problem und muss etwas ändern“. Und das geht nicht auf die Schnelle. Dabei kann zum Beispiel eine Gesprächstherapie helfen.

Entspannung lernen Pausen einlegen, achtsam sein und sich um sich kümmern – das ist ein wichtiger Punkt, um den Dauerstress zu durchbrechen und der permanenten Erschöpfung zu begegnen. Das kann autogenes Training oder Meditation sein. Aber auch körperliche Techniken wie Yoga, Pilates oder Tai Chi helfen vielen Menschen dabei, runterzukommen und abzuschalten.

Sich in Behandlung begeben Wenn man selbst nicht mehr weiterkommt, sollte man sich ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe holen. Auch einige Kliniken haben sich bereits auf Burn-on spezialisiert. Hier werden verschiedene Therapieverfahren kombiniert – individuell auf den einzelnen Fall angepasst. So kann man mithilfe von Expert:innen einen Weg aus dem Burn-on zurück zur Lebensfreude finden.

Burnout: Wo finde ich Hilfe?

Wenn Sie sich ständig erschöpft und ausgebrannt fühlen, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin vereinbaren und darüber sprechen. Ein unbehandeltes Burnout-Syndrom birgt die Gefahr für psychische Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Angsterkrankungen, Depression oder auch Drogensucht.

Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie sich jederzeit anonym an die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 wenden. Über Behandlungsmöglichkeiten informiert zum Beispiel die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) unter der Telefonnummer 0800 0 11 77 22. Auch Psychologische Beratungsstellen stehen Betroffenen zur Seite.

Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber Burnout-Symptome bei anderen bemerken, nehmen Sie diese Symptome ernst und helfen ihm/ihr ggf. dabei, professionelle Hilfe zu suchen. Besteht akute Krisensituation, verständigen Sie sofort den Rettungsdienst unter 112 oder fahren Sie in eine psychiatrische Notaufnahme.

Quellen
  • Burn On: Immer kurz vorm Burn Out (2021), Hrsg. Droemer HC, Timo Schiele, Bert Te Wildt.