Botox kann Lidzucken heilen

Praxisvita zeigt, wie dank einer Mini-Dosis Nervengift Sie ohne Muskelzuckungen leben können.
Es begann ganz plötzlich an einem schönen Sommertag: „Meine Augenlider fingen heftig an zu zucken. Das rechte etwas mehr als das linke", erinnert sich Sandra Müller (66) aus Köln. Erst nach Stunden war der Spuk vorbei – und das leider auch nur bis zum nächsten Tag. Dann ging es wieder von vorne los und dauerte sogar noch länger.
Anfangs dachte die ehemalige Sekretärin noch, dass der „Blinzeltick" von allein wieder verschwinden würde. Doch sie hatte sich geirrt. Denn statt besser wurden die Beschwerden immer schlimmer. Die Muskeln um Sandras Augen verkrampften sich regelrecht und begannen zu schmerzen. Als die 66-Jährige später auch noch Schwierigkeiten mit dem Sehen bekam, war für sie klar: „Ich brauche unbedingt professionelle Hilfe."
Geheim-Tipp: Nervengift Botox
Sandra Müllers Augenarzt riet ihr zunächst zu einer Brille mit getönten Gläsern. So würden die Augen weniger durch einfallendes Licht gereizt. Über Monate hinweg probierte die Kölnerin verschiedene Brillen aus – ohne Erfolg. „Dann suchte ich Rat bei meinem Hausarzt. Der hatte bei einer Fortbildung von der Behandlung ähnlicher Beschwerden mit Botox gehört", sagt die Rentnerin. Dabei handelt es sich um eine Art Nervengift, das unter anderem durch Hollywodstars bekannt wurde, die sich damit Gesichtsfalten wegspritzen lassen. In Mini-Dosierungen wird Botox jedoch auch medizinisch genutzt. Sandra M. reagierte erst skeptisch. „Aber andererseits wollte ich auch nichts unversucht lassen", sagt sie.
„Augenkrampf"-Auslöser unbekannt
Sandras Hausarzt überwies sie in die Neurologie der Universitätsklinik Freiburg/Breisgau. „Dort erhielt ich endlich eine klare Diagnose: Ich litt unter einem Blepharospasmus – einer plötzlichen Verkrampfung von Lid und Augenmuskulatur", erzählt die Seniorin. „Die Ursachen für eine solche Bewegungsstörung sind leider noch nicht bekannt", erklärte ihr der behandelnde Neurologe Prof. Dr. Wolfgang Jost. „Doch Ihre Beschwerden können wir erheblich vermindern." Dafür wird Botulinumtoxin, kurz Botox, rund um die Augen unter die Haut gespritzt. Es bewirkt dort eine leichte Lähmung der Muskeln und verhindert so das Zucken. Die Ängste vor Nebenwirkungen konnte ihr Prof. Jost zum Glück schnell nehmen: „Wir beginnen die Behandlung mit einer geringen Dosis, die dann nach und nach angepasst wird. Auch unterbindet Botox nur die Reizübertragung. Die Nerven und Muskeln selbst bleiben völlig intakt und unverändert."
Kurze Zeit nach diesem Gespräch kehrte Sandra M. zur ersten Behandlung in die Klinik zurück. „Ich hatte ein bisschen Angst vor dem Eingriff, doch die verwendeten Spritzen waren so fein, dass ich kaum etwas merkte", erinnert sie sich. Bereits nach wenigen Minuten war die Behandlung vorbei. Schon zwei Tagen später spürte die 66-Jährige die lang ersehnte Besserung: „Das Zucken war fast gänzlich verschwunden. Ich konnte wieder ganz normal sehen - und war unendlich erleichtert."
Der Beginn eines neuen Lebens
Seitdem fährt die Kölnerin alle drei Monate für eine kurze Sitzung in die Klinik. Eine Heilung ist bei einem Blepharospasmus zwar nicht möglich. Doch die Behandlung kann beliebig oft wiederholt werden. „Dank der regelmäßigen Injektionen kann ich mein Leben endlich wieder schmerz- und beschwerdefrei genießen", freut sich Sandra.