Booster-Impfung gegen Omikron: Studien-Ergebnisse enttäuschen!
Biontech und Moderna arbeiten mit Hochdruck an Omikron-Impfstoffen. Lohnt sich das Warten? Eine Tierversuchsstudie liefert erste Hinweise auf die Effektivität von Booster-Impfungen gegen Omikron.
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Die Impfdebatte wird weiterhin kontrovers geführt und sorgt für Verunsicherung. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte sich vor einigen Tagen für eine vierte Impfung, also einen zweiten Booster für Ältere, Personen aus vulnerablen Gruppen und medizinisches Personal ausgesprochen. Inmitten der Omikron-Welle fragen sich deswegen viele, ob es sich lohnt, auf jene Impfstoffe zu warten, die auf die Virusvariante zugeschnitten sind. Das deutsche Unternehmen Biontech und der US-amerikanische Hersteller Moderna entwickeln solche Vakzine aktuell.
Eine jetzt veröffentlichte Preprint-Studie stellt den Omikron-Boostern allerdings kein gutes Zeugnis aus. Deutsche Experten beziehen deswegen eine klare Position.
Biontech und Moderna: Omikron-Impfstoffe kommen bald
Biontech-Gründer Uğur Şahin sagte am 17. Februar zu Gast bei "Bild live", man könne den ursprünglichen Liefertermin des Omikron-Impfstoffs nicht einhalten. Statt Ende März soll dieser nun im April oder Mai auf den Markt kommen.
Noch später wird der US-amerikanische Hersteller Moderna seinen Omikron-spezifischen Booster auf den Markt bringen. Moderna-Chef Stephane Bancel geht von ersten Lieferungen im August aus. Aktuell sammle man noch klinische Daten, um zu analysieren, ob der Omikron-Booster wirksamer sei als ein Booster mit dem bisherigen Impfstoff.
Omikron-Booster: Tierversuchsstudie liefert erste Hinweise
Kritische Stimmen verweisen auf zwei Probleme hinsichtlich der Omikron-Booster. Zum einen könnte im Mai bzw. August die Omikron-Welle bereits deutlich abgeflacht sein. Zum anderen gibt es keine eindeutige Hinweise darauf, dass die an Omikron angepassten Impfstoffe wirksamer sind als die bisher verwendeten.
Ganz im Gegenteil. In einer Tierversuchsstudie mit Rhesusaffen zeigte sich, dass die angepassten Impfstoffe keinen erhöhten Infektionsschutz liefern.
Normaler Booster vs. Omikron-Booster: Was schützt besser?
Die Preprint-Studie, deren Prüfung durch unabhängige Expertinnen und Experten noch aussteht, führten Wissenschaftler:innen vom Nationalen Zentrum für Allergien und Infektionen (NIAID) in den USA durch.
Acht Rhesusaffen hatten zunächst eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs von Moderna (mRNA-1273), Spikevax erhalten. Rund neun Monate später wurden vier Tiere mit einer weiteren Dosis Spikevax und vier Tiere mit dem an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff (mRNA-1273.529) geboostert.
Das Ergebnis fiel ernüchternd aus. Zwar führten beide Booster-Impfungen zu einem deutlichen Anstieg schützender Antikörper. Der Omikron-Booster schnitt mit Blick auf eine Infektion mit der Virusvariante aber nicht besser ab als der gewöhnliche Booster.
Auffrischimpfung: Die Booster-Impfung schützt
Die Tierversuchsstudie lässt sich zwar nur sehr begrenzt auf den Menschen übertragen. Dennoch liefert sie einen Hinweis darauf, dass es sich nicht lohnt, auf einen Omikron-Booster zu warten.
Dieser Meinung ist auch der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl. Zu Gast im ARD-"Morgenmagazin" betonte er: "Die Leute sollten nicht auf diesen Impfstoff warten, bevor sie sich ihren Booster abholen. […] Der Original-Impfstoff schützt nach einer Booster-Impfung auch sehr gut gegen Omikron."
Eine vierte Impfung, wie sie die Stiko für bestimmte Gruppen empfiehlt, hält der Experte aktuell für zu früh. "Es gibt Daten, die zeigen, dass Leute auch mehrere Monate nach der dritten Impfung sehr gut vor einem schweren Verlauf mit Omikron geschützt sind."
Statt auf einen Omikron-Impfstoff zu warten, sollten sich die Menschen mit den bisher verfügbaren Vakzinen impfen bzw. boostern lassen. "Wer bis jetzt noch nicht den Booster hat, sollte sich ihn holen", betonte Watzl. "Man ist nach der dritten Impfung deutlich besser geschützt als nach der zweiten – auch mit dem jetzigen Impfstoff."
Omikron-Impfstoff: Darum kann er trotzdem nützlich sein
Der Dortmunder Immunologe geht trotz allem nicht davon aus, dass der an Omikron angepasste Impfstoff ungenutzt vernichtet werden muss. Im Gegenteil könne er diesen Herbst zum Einsatz kommen, "wenn wir die vulnerablen Gruppen oder vielleicht die Personen im Gesundheitswesen zum vierten Mal impfen."
Der Grund dafür sei simpel, so der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Immunologie: "Wenn man mit einem an Omikron angepassten Impfstoff impft, hat man auch einen besseren Schutz vor anderen Varianten – inklusive Omikron."
Quellen:
mRNA-1273 or mRNA-Omicron boost in vaccinated macaques elicits comparable B cell expansion, neutralizing antibodies and protection against Omicron, in: biorxiv.org
Omikron spezifischer Booster bringt bei Tierversuchen keine zusätzliche Verbesserung, in: mdr.de
"Wenn wir über vierte Impfung reden, bin ich im Moment noch sehr skeptisch", Carsten Watzl, Immunologe, in: tagesschau.de