Bluthochdruck: Unerkannt durch falsches Messen?

Blutdruck-Messungen werden weltweit nach einem standardisierten Verfahren vorgenommen. Doch laut US-Wissenschaftler:innen könnte die Methode falsch – und Bluthochdruck bei vielen Menschen unerkannt sein.

Frauenarm mit Blutdruckmanschette und -messergät
Wird der Blutdruck auf falsche Weise gemessen? Foto: iStock/laflor
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Ein zu hoher Blutdruck (Hypertonie) kann die Gefäße schädigen, das Herz-Kreislaufsystem belasten und zu schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Das Fatale: Bluthochdruck macht sich nicht sofort bemerkbar – er kann jahrelang unentdeckt bleiben, ohne dass es eindeutige Warnsignale gibt. Daher ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu messen. Doch nun haben Forschende herausgefunden, dass die bewährte Methode anscheinend nicht ausreichend ist, so dass Hypertonie bei vielen Menschen möglicherweise unentdeckt bleibt.

So wird der Blutdruck gemessen

In der Regel, zum Beispiel in der Arztpraxis, aber auch zu Hause, misst man den Blutdruck im Sitzen über eine Manschette am Oberarm und ein Blutdruckmessgerät. Dieses bestimmt zum einen den systolischen Blutdruck (wenn das Herz schlägt und Blut in die Arterien pumpt) sowie den diastolischen Blutdruck (zwischen den Herzschlägen).

Optimalerweise liegt der Blutdruck bei 120/80, ab einem Wert von 140/90 spricht man von Bluthochdruck. Da der Blutdruck im Laufe des Tages schwanken kann, etwa durch Stress oder nach dem Sport, sollte man ihn mehrmals und zu verschiedenen Tageszeiten messen.

Studie untersucht Blutdruck im Sitzen und Liegen

Wissenschaftler:innen der Harvard Medical School in Boston haben nun in einer Studie Messmethoden untersucht. Dafür wurden Daten von mehr als 11.000 Menschen aus den Jahren 1987 bis 1989 ausgewertet. Die Forschenden wollten herausfinden, in welcher Position des Körpers der Blutdruck am besten gemessen werden sollte.

Das Ergebnis: Bei 74 Prozent der Probanden wurde sowohl im Sitzen als auch im Liegen ein Blutdruck von mehr als 130/80 festgestellt. 16 Prozent hatten dagegen im Sitzen keinen Bluthochdruck, im Liegen allerdings schon. Beide Gruppen haben ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfall.

Bluthochdruck: Wurde immer falsch gemessen?

Nach Meinung der Studienautor:innen liegt der Grund für die unterschiedlichen Messergebnisse in der Schwerkraft: Da sich das Blut im Sitzen oder Stehen staue, könne dies zu veränderten Werten führen. Würde nur in aufrechter Sitzposition gemessen, könne das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen übersehen werden.  

Die Forschenden empfehlen daher, den Blutdruck immer im Sitzen und im Liegen zu messen. Dies gilt vor allem für Menschen, bei denen Risikofaktoren – etwa Übergewicht oder Raucher – bekannt sind. Allerdings sind die Ergebnisse nicht auf alle Altersgruppen übertragbar: Das Alter der Studien-Teilnehmer:innen lag zwischen 45 und 65 Jahren. Daher sind weitere Untersuchungen – insbesondere mit alten Menschen – notwendig, um zu belegen, dass Bluthochdruck durch das Messen im Sitzen tatsächlich häufig unerkannt bleibt.

Quelle: 

High blood pressure while lying down linked to higher risk of heart health complications, in: newsroom.heart.org