Blutgerinnungsstörung: Kennen Sie den "Von-Willebrand-Faktor"?

Bei einer Blutgerinnungsstörung wird ein zur Blutstillung wichtiges Eiweiß, der sogenannte Von-Willebrand-Faktor, vom Körper entweder zu wenig gebildet, oder seine Funktion ist gestört.
Bei einer Blutgerinnungsstörung wird ein zur Blutstillung wichtiges Eiweiß, der sogenannte "Von-Willebrand-Faktor", vom Körper entweder zu wenig gebildet, oder seine Funktion ist gestört. Die Folge: Blutungen lassen sich nur schwer stoppen Foto: iStock

Ist die Gerinnung gestört, geraten Blutungen außer Kontrolle. Dr. Günter Auerswald erklärt, wie es dazu kommt.

Stellen Sie sich vor, Sie schneiden sich mit dem Messer, und das Blut fließt und lässt sich nicht stoppen. "Genau das passiert, wenn die Blutstillung defekt ist", sagt Dr. Günter Auerswald, Arzt für Hämostaseologie aus Bremen. Meist handelt es sich dann um das nach seinem Entdecker benannte "Von-Willebrand-Syndrom".

"Etwa jeder Hundertste ist davon betroffen – häufig, ohne es zu wissen. Und das kann lebensgefährlich werden", so der Experte. Hier die Fakten:

Wodurch ist die Gerinnung gestört?

Ein zur Blutstillung wichtiges Eiweiß, der sogenannte "Von-Willebrand-Faktor", wird vom Körper entweder zu wenig gebildet, oder seine Funktion ist gestört.

Was hat das für Folgen?

Das Eiweiß hat die Aufgabe, bei einer Verletzung für sofortige Blutstillung zu sorgen: Es bindet die Blutplättchen an die verletzte Gefäßwand. Außerdem befördert der "Von-Willebrand-Faktor" weitere Stoffe, die für eine dauerhafte Abdichtung der Wunde wichtig sind.

Fehlt der Faktor, lassen sich Blutungen schwer stoppen. Schon eine Zahn-OP kann dann lebensgefährlich sein.

Wie sehen die Symptome aus?

Ständig blaue Flecke, häufiges Zahnfleisch- und Nasenbluten, kleine Wunden, die lange nachbluten, sind Warnzeichen. Bei Frauen ist auch die Regelblutung extrem. Besonders "verdächtig" sind die Symptome, wenn auch Verwandte darunter leiden. Dann könnte die Erkrankung in der Familie liegen. Gewissheit gibt nur eine umfangreiche Blutuntersuchung. Übliche Gerinnungstests sind oft nicht empfindlich genug und fallen deshalb normal aus.

Wie sieht die Behandlung aus?

Ist die Erkrankung erkannt, lässt sie sich gut behandeln. Zunächst bekommt der Körper ein Hormon, das ihn dazu anregt, den fehlenden Faktor zu bilden. Reicht das noch nicht aus, kann bei Verletzungen, vor Operationen oder vor einer Entbindung ein Präparat gespritzt werden, das den "Von-Willebrand-Faktor" enthält. Dieses Medikament wird aus Blutplasma gewonnen. Die Blutung kommt dann ganz normal zum Stillstand. Übrigens können schon Kinder lernen, sich selbst zu spritzen. Das ist wichtig, damit im Ernstfall nicht viel Zeit verloren geht. Außerdem sind die Betroffenen im Alltag kaum eingeschränkt, wenn sie sich selbst behandeln können.