Blutdruck bei Herzinfarkt: Sind die Werte immer erhöht?

Der Blutdruck kann bei einem Herzinfarkt ein wichtiges Warnzeichen sein. Und auch vor und nach einem Infarkt spielen die Blutdruckwerte eine extrem wichtige Rolle. Doch nicht nur Bluthochdruck kann eine Gefahr für das Herz darstellen.  

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Das Herz kann über die Jahre durch viele Faktoren Schaden nehmen, einer davon ist Bluthochdruck. Vor einem Herzinfarkt können dauerhaft hohe Werte auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hindeuten. Zudem ist es möglich, dass sich der Blutdruck bei einem Herzinfarkt verändert. Aber nicht immer sind die Werte erhöht.

Ein Mann fasst sich an die Brust
Der Blutdruck kann bei einem Herzinfarkt ein wichtiges Warnzeichen sein Foto: iStock/PeopleImages
Was ist ein Herzinfarkt?

Das Herz wird über die Herzkranzgefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Gefäße können sich im Zuge einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verengen und komplett verstopfen. Infolgedessen ist die Blutversorgung des Herzens gestört – es kommt zu einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt), der sich unter anderem durch plötzliche, starke Brustschmerzen, Herzrasen, kalten Schweiß, Blässe und Atemnot äußert. Ein Herzinfarkt bei Frauen kann untypische Symptome hervorrufen und sich lediglich durch Übelkeit und Oberbauchschmerzen bemerkbar machen.

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Denn bis die Durchblutung wiederhergestellt wird, sterben laufend Herzmuskelzellen irreversibel ab. Eine rechtzeitige Behandlung innerhalb von 60 Minuten nach Symptombeginn erhöht die Überlebenschancen drastisch und ermöglicht es, so viel Herzmuskelgewebe wie möglich zu retten. Je später die Behandlung, desto mehr Komplikationen und Folgeschäden treten auf. Durch das vernarbte Gewebe kann eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz), eine Herzbeutelentzündung und Herzrhythmusstörungen entstehen.

Blutdruck vor Herzinfarkt immer erhöht?

Ein Herzinfarkt entsteht in der Regel nicht von heute auf morgen. Genetisch bedingte Anomalien, die mit zunehmendem Alter die Herzkranzgefäße verschließen, sind selten. Der Regelfall sieht anders aus: Schon viele Jahre und Jahrzehnte vor einem Herzinfarkt bilden sich erste Ablagerungen in den Gefäßen, die im Laufe der Zeit immer größer werden, bis sie schließlich die Blutversorgung des Herzens kappen.   

Es gibt viele Faktoren, die eine Arteriosklerose begünstigen: Fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Dauerstress, Diabetes, Übergewicht und Nikotinkonsum. Zu den größten Risikofaktoren gehört unzweifelhaft Bluthochdruck (Hypertonie). Fließt das Blut mit mehr Druck durch die Arterien und Venen, verkalken diese auf Dauer. Gesundheitlich schädlich sind Werte über 140/90 mmHG. Aber auch, wenn der Blutdruck nur leicht erhöht ist und über 130/90 mmHG liegt, besteht das Risiko einer Arterienverkalkung.

Gut zu wissen

Der Blutdruck wird in der Einheit mmHG angegeben, was für Millimeter-Quecksilbersäule steht, und setzt sich aus zwei Werten zusammen. Der erste Wert gibt den systolischen Blutdruck an. Dieser beschreibt den Druck beim Herzschlag. Mit dem zweiten Wert wird der diastolische Blutdruck angegeben, der den Druck während der Entspannungsphase des Herzens misst.

Viele Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, haben tatsächlich viele Jahre Bluthochdruck – häufig, ohne es zu merken. Denn die Symptome können unspezifisch sein, wie etwa Schwindel. Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Ohne Behandlung kann der Bluthochdruck ungehindert die Gefäße schädigen und in einen Herzinfarkt münden. Allerdings ist nicht bei allen Betroffenen der Blutdruck vor einem Herzinfarkt erhöht, wenn beispielsweise hohe Blutzuckerwerte bei einem Diabetes oder hoher Nikotinkonsum die treibenden Kräfte hinter den Gefäßablagerungen sind.

Bei welchem Blutdruck droht ein Herzinfarkt?

Nicht nur langfristig kann Bluthochdruck einen Herzinfarkt verursachen. Auch akut stark erhöhte Werte stellen ein erhebliches Risiko dar. Eine unbehandelte Hypertonie, aber auch das Absetzen blutdrucksenkender Medikamente sowie starker Stress und Nierenerkrankungen können den Blutdruck in einen gefährlichen Bereich ansteigen lassen.

Ab einem Wert von 180/120 mmHG handelt es sich um eine sogenannte hypertensive Krise, die umgehend ärztlich behandelt werden muss. Treten zum Bluthochdruck neurologische Auffälligkeiten hinzu, wie etwa Schwindel, Übelkeit, Nasenbluten oder Seh- und Sprachstörungen, liegt ein hypertensiver Notfall vor – in diesem Fall sind lebensgefährliche Schäden am Herz-Kreislauf-System zu erwarten. Wenn der Blutdruck nicht innerhalb von 60 Minuten gesenkt wird, kann es zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzversagen kommen.

Wichtig: Auch wenn kein Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht und keine starken Symptome auftreten, erfordern Blutdruckentgleisungen immer eine ärztliche Behandlung. Eine hypertensive Krise mit Werten über 180/120 mmHG sollte innerhalb von 48 Stunden beendet werden.

Blutdruck bei Herzinfarkt häufig stark erhöht

Wenn der Körper merkt, dass das Herz nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird, schaltet er in den Überlebensmodus. Schließlich stellt ein Herzinfarkt eine extreme Stresssituation da. Hormone wie Adrenalin der Cortisol werden verstärkt ausgeschüttet, was die Atmung beschleunigt und das Herz schneller und stärker schlagen lässt. Dadurch kommt es zu den charakteristischen Symptomen wie Herzrasen und Atembeschwerden. Die Stresshormone sorgen zudem dafür, dass bei einem Herzinfarkt die Blutdruckwerte extrem ansteigen.

Wie hoch ist der Blutdruck bei einem Herzinfarkt?

Werte von über 180/120 mmHG können einen Herzinfarkt auslösen – umgekehrt kann eine derart starke Blutdruckentgleisung Symptom eines Herzinfarkts sein. Das gilt besonders, wenn sich der Herzinfarkt mit nur leichten oder unspezifischen Symptomen wie Übelkeit oder Brustenge bemerkbar macht.

Niedriger Blutdruck bei einem Herzinfarkt möglich

Zwar kommt hoher Blutdruck bei einem Herzinfarkt häufig vor, aber das muss nicht zwingend der Fall sein. Bei manchen Betroffenen verändert sich der Blutdruck nicht – oder er sinkt sogar ab.

Hinter diesem Phänomen stecken meist zwei Ursachen: Entweder ist der Herzmuskel so schwach, dass seine Pumpleistung abnimmt und er den Blutdruck nicht mehr aufrechterhalten kann. Oder der für einen Herzinfarkt charakteristische Vernichtungsschmerz sorgt dafür, dass der Parasympathikus aktiviert wird. Dieser Teil des vegetativen Nervensystems wirkt beruhigend auf den Organismus. Dominiert der Parasympathikus, fällt der Blutdruck ab. Werte unter 100/60 mmHG können zu Schwindel bis hin zur Ohnmacht führen.

Optimaler Blutdruck nach Herzinfarkt

Rechtzeitig erkannt, kann ein Herzinfarkt behandelt werden. Mittels eines Katheters wird das verstopfte Herzkranzgefäß geweitet und mit einem Stent stabilisiert. Die Gefäßstütze verhindert, dass das Gefäß erneut verschließt. Danach gilt es, den Blutfluss vollständig und nachhaltig wiederherzustellen.

Nach einem überstandenen Herzinfarkt ist eine engmaschige ärztliche Betreuung notwendig. Denn im ersten Jahr ist das Sterberisiko erhöht – bei Frauen ist es 1,5-mal höher als bei Männern. Um dieses Risiko zu senken, ist es wichtig, dass Betroffene ihre Ernährungs- und Lebensweise anpassen. Zudem muss der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden.

Nach einem Herzinfarkt sollte man sich an den Optimalwert von 120/80 mmHG orientieren. Zu gering sollte der Blutdruck nach einem Herzinfarkt aber nicht sein: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein systolischer Blutdruck unter 110 mmHG bzw. ein diastolischer Blutdruck unter 70 mmHG mit einem um 70 Prozent höheren Sterberisiko einhergeht.

Vor Herzinfarkt Blutdruck behandeln

Solange keine Erkrankung wie Diabetes der Auslöser ist, können alle Risikofaktoren einer Arteriosklerose vermieden und damit das Risiko eines Herzinfarkts drastisch reduziert werden. Auch ein hoher Blutdruck lässt sich in den Griff bekommen.

Eine medikamentöse Behandlung ist bei Werten ab 140/90 mmHG angeraten. Dann müssen Betroffene Antihypertensiva wie Betablocker oder ACE-Hemmer einnehmen. Noch wichtiger sind Änderungen der Lebensweise. Übergewicht, ungesunde Ernährung, Stress sowie Alkohol- und Nikotinkonsum sind nicht für sich betrachtet gefährlich für das Herz – sie fördern Blutdruck und schaden dem Herz somit auch auf indirekte Weise.

Wer sein Herzinfarktrisiko senken möchte, sollte daher an diesen Stellschrauben drehen. Besonders wichtig für gesunde Gefäße sind Sport und eine fett- und salzarme Ernährung. Auf diese Weise lässt sich zudem Übergewicht reduzieren. Mit jedem Kilogramm, das abgenommen wird, kann der Blutdruck um bis zu 2 mmHG gesenkt werden. Empfehlenswert ist außerdem Stressabbau, wobei Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung helfen können.

Hinweis

Der Blutdruck bei einem Herzinfarkt kann ein wichtiges Warnzeichen sein, das aber nicht zwingend auftreten muss – auch wenn typische Symptome fehlen, sollte bei jedem Verdacht auf einen Herzinfarkt nicht gezögert und sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.  

Quellen:

Herzinfarkt, in: dzhk.de (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.)

Welche gesundheitlichen Folgen kann Bluthochdruck haben?, in: stiftung-gesundheitswissen.de

Does blood pressure change during a heart attack?, in: medicalnewstoday.com

Nach Herzinfarkt: Darum ist ein niedriger Blutdruck ein schlechtes Zeichen, in: springermedizin.de