Blutdruck abends höher: Was sind die Ursachen?

Wer regelmäßig seinen Blutdruck misst, bemerkt, dass der Blutdruck abends höher ist als am Tag. Das kann nicht nur passieren, wenn man spät nachmittags einen Espresso trinkt oder eine üppige Mahlzeit gegessen hat. Auch ohne äußere Einflüsse kann der Blutdruck abends ansteigen. Das sind die Ursachen.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Kaum etwas schadet dem Herz-Kreislauf-System so sehr wie Bluthochdruck. Langfristig schädigt er die Gefäße – sie verdicken, wodurch das Herz stärker pumpen muss und so auf Dauer schwächer wird. Seine Blutdruckwerte sollte man daher gut im Auge behalten. Die Messergebnisse können jedoch verwirren, wenn der Blutdruck abends höher ist als am Tag. Wie sind die Schwankungen zu erklären?

Eine Frau misst ihren Blutdruck mit einem Gerät
Ab einem Wert von 140/90 mmHG sollte Blutdruck medikamentös behandelt werden Foto: iStock/Chinnapong
Was ist Blutdruck?

Als Blutdruck bezeichnet man den Druck, den das einströmende Blut auf die Gefäße ausübt. Bei der Messung des Blutdrucks werden zwei Werte erhoben: der systolische und der diastolische Wert. Der systolische Wert wird gemessen, wenn das Herz Blut in die Gefäße pumpt, wohingegen der diastolische Wert während der Entspannungsphase des Herzens gemessen wird. Der Druck wird in der Maßeinheit mmHG (Millimeter-Quecksilbersäule)angegeben.

Je nach Altersgruppe gibt es unterschiedliche Grenzwerte. Allgemein sprechen Mediziner:innen ab einem Wert von 140 mmHG systolisch und 90 mmHG diastolisch von Bluthochdruck (Hypertonie). Als ideal gelten Werte von unter 120/80 mmHG.

Wann ist der Blutdruck am höchsten?

Der Blutdruck unterliegt einem zirkadianen Rhythmus. Er verändert sich, vom autonomen Nervensystem gesteuert, im Verlauf des Tages. Im Rahmen einer 24-Stunden-Blutdruckmessung erhält man daher verschiedene Werte. Am höchsten ist der Blutdruck für gewöhnlich an zwei Zeitpunkten: zwischen 8 und 9 Uhr morgens sowie zwischen 16 und 18 Uhr. In den frühen Mittagsstunden fällt der Blutdruck ab, bevor er dann wieder bis zum Abend stetig ansteigt.

Zudem schwankt der Blutdruck auch bei körperlicher Belastung: Beim Sport fließt das Blut schneller, weil die Muskeln unter Anstrengung einen höheren Sauerstoff- und Nährstoffbedarf haben. Im Ruhezustand und nachts während des Schlafs hingegen ist der Blutdruck am niedrigsten.

Blutdruck am Abend höher: Ursachen häufig harmlos

Die natürlichen Blutdruckschwankungen können eine Erklärung dafür sein, dass der Blutdruck am Abend höher ist. Es kommen jedoch auch andere Ursachen infrage. Denn der Blutdruck steigt immer dann, wenn sich die Gefäße verengen und das Herz in der Folge gegen mehr Druck arbeiten muss oder, wenn der Stoffwechsel beschleunigt ist.

Diese Faktoren können einen höheren Blutdruck abends begünstigen:

  • Kalte Temperaturen

  • Stress und psychische Belastungen (z.B. Streit, Aufregung, Sorgen)

  • Üppige, salzreiche Mahlzeit

  • Verzehr von Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken am späten Nachmittag

  • Bestimmte Medikamente (z.B. Schmerzmittel, Nasensprays, Johanniskraut-Präparate)

Ursache für Bluthochdruck am Abend: Welche Krankheit kann dahinterstecken?

Hohe Blutdruckwerte am Abend bedeuten nicht, dass man an einer Hypertonie leidet. Nur wenn der Blutdruck über einen längeren Zeitraum den ganzen Tag hinweg den Wert von 140/90 übersteigt, liegt eine Hypertonie vor. In über 90 Prozent der Fälle handelt es sich dann um eine primäre Hypertonie. Damit sind hohe Blutdruckwerte gemeint, die keine konkrete Ursache haben.

Nur in seltenen Fällen liegt eine sekundäre Hypertonie vor, also Blutdruck, der durch eine Erkrankung verursacht wird. Dazu zählen Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Nierenerkrankungen und Atemaussetzer im Schlaf. Ein starkes Anzeichen für sekundäre Hypertonie ist nächtlicher Blutdruck. Denn normalerweise reguliert das autonome Nervensystem den Blutdruck im Schlaf herunter.

Blutdruck abends höher – ist das gefährlich?

Solange der Blutdruck nachts wieder abfällt und die Werte nicht auch am Tag dauerhaft erhöht sind, stellen höhere Werte am Abend kein gesundheitliches Problem dar. Blutdruckschwankungen mit höheren Werten am Morgen und Abend treten bei allen Menschen auf, auch bei gesunden. Zu einem Problem wird höherer Blutdruck am Abend erst, wenn die Werte nachts nicht sinken. Denn das ist mit einem hohen kardiovaskulären Risiko verbunden – es droht ein Herzinfarkt, Schlaganfall, Vorhofflimmern oder eine Herzschwäche.

Weil leicht erhöhte Werte meist keine spürbaren Symptome verursachen, kann der Blutdruck manchmal über Jahre hinweg unerkannt bleiben und so völlig unbemerkt Schäden in den Gefäßen anrichten. Expert:innen raten daher, den Blutdruck bereits ab dem 30. Lebensjahr regelmäßig zu kontrollieren.

Wie wird der Blutdruck gemessen?

Es gibt verschiedene Methoden, um eine Hypertonie nachzuweisen: Bei einer Langzeitmessung misst man seinen Blutdruck zuhause an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. Ein Mittelwert ab 135/85 mmHG gilt dabei als Hypertone. Im Falle einer 24-Stunden-Blutdruckmessung, das mit einem speziellen Messgerät durchgeführt wird, sollte ein Mittelwert von 130/80 mmHG nicht überschritten werden.

Alternativ wird der Blutdruck in der Arztpraxis insgesamt dreimal an zwei verschiedenen Tagen gemessen. Die Grenze zur Hypertonie liegt bei dieser Messmethode bei einem Wert von 140/90 mmHG.

Gefährlich wird Bluthochdruck am Abend, wenn die Werte über 180/120 mmHG liegen. Dann handelt es sich um einen sogenannten hypertensiven Notfall, der umgehend behandelt werden muss, da ansonsten irreversible Gefäß- und Organschäden drohen.

Stark erhöhte Blutdruckwerte machen sich durch folgende Symptome bemerkbar:

Abends Blutdruck höher: Muss ich zum Arzt?

Wer seinen Blutdruck regelmäßig misst, kann früh auf erhöhte Werte reagieren. Ist jedoch der Blutdruck nur abends höher, ist kein Arztbesuch notwendig.

Erst, wenn die Grenzwerte dauerhaft – nicht nur abends – überschritten werden, sollte dies mit dem Hausarzt bzw. der Hausärztin besprochen werden. Bei einem Blutdruck über 140/90 mmHG wird zu einer medikamentösen Behandlung geraten. Dafür kommen sogenannte Antihypertensiva zum Einsatz, wozu z.B. Betablocker, ACE-Hemmer und Diuretika gehören.

Blutdruck steigt abends – was kann man tun?

Dass der Blutdruck abends höher ist, lässt sich aufgrund der natürlichen Schwankungen nicht vermeiden. Befinden sich die Werte im Normbereich, sind keine speziellen Gegenmaßnahmen erforderlich. Dennoch ist es empfehlenswert, seine Lebensgewohnheiten umzustellen, um Bluthochdruck vorzubeugen. Das gilt besonders, wenn die Blutdruckwerte jedes Jahr ansteigen. Das kann man dann tun:

  • Bewegung in den Alltag integrieren – mindestens 30 Minuten am Tag

  • Mindestens dreimal die Woche Sport. Besonders gut bei Bluthochdruck sind Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen und Radfahren

  • Gewichtsabnahme: Mit jedem Kilogramm weniger sinkt der Blutdruck um bis zu 2 mmHG

  • Fett- und salzarme Ernährung mit vielen blutdrucksenkenden Lebensmitteln

  • Auf Alkohol und Nikotin verzichten

Wenn diese Maßnahmen konsequent umgesetzt werden, lässt sich zwar nicht verhindern, dass der Blutdruck abends höher ist, jedoch steigen die Werte dann geringer an.

Quelle:

Bluthochdruck, in: msdmanuals.com