Blähungen und Durchfall: Wenn der Darm verrücktspielt

Blähungen und Durchfall treffen die meisten Menschen mehrmals im Leben. Sei es als Begleiterscheinung einer Magen-Darm-Grippe, während einer Fernreise aufgrund der veränderten Ernährung oder als Folge von verdorbenen Lebensmitteln.

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Die meisten Menschen haben hin und wieder Blähungen und Durchfall zu tun. Wie oft solche Symptome auftreten, ist individuell verschieden. Häufige Gründe sind ein „verdorbener Magen“, etwa aufgrund veränderter Essgewohnheiten während einer Fernreise (Reisedurchfall) oder durch den Verzehr ungenießbarer Lebensmittel. Krankheitserreger können ebenfalls schuld sein.

Frau mit Blähungen und Durchfall hält sich den Bauch
Bei Blähungen noch Durchfall handelt es sich um Symptome, die insbesondere bei Problemen im Verdauungstrakt auftreten können Foto: iStock/dragana991

Was genau sind Durchfall und Blähungen überhaupt?

Ständig Blähungen und Durchfall – das deutet auf eine Krankheit hin. Doch weder Blähungen noch Durchfall sind eine eigenständige Erkrankung, sondern Symptome, die insbesondere bei Problemen im Verdauungstrakt auftreten. Aber: Nicht jeder weiche Stuhlgang ist Durchfall und nicht hinter jedem Pups – medizinisch Flatus oder Darmwind – stecken Blähungen.

Die normale Frequenz für den Stuhlgang liegt zwischen dreimal täglich bis alle drei Tage. Durchfall bedeutet, dass der Stuhlgang häufiger als dreimal am Tag nötig ist, außerdem ist er deutlich dünner bis wässrig. Bei den Blähungen ist die normale Häufigkeit nicht klar definiert. Durchschnittlich reicht die normale Spanne von acht bis 21 Mal pro Tag – die Darmwinde entstehen durch Gase, die von Bakterien hergestellt werden, die im Dickdarm leben. Sie entweichen über den Tag verteilt immer wieder, was wir kaum bemerken, weil sie meistens nicht riechen.

Mögliche Ursachen für Durchfall und Blähungen

In den meisten Fällen hängen Verdauungsprobleme mit der Ernährung zusammen. Dabei ist es individuell unterschiedlich, wie gut Lebensmittel vertragen werden. Weitere mögliche Ursachen sind zum Beispiel Infektionskrankheiten, die den Magen-Darm-Trakt betreffen, sowie Erkrankungen anderer Organe wie der Leber.

Die Nahrungsmittelzusammenstellung als Ursache für übelriechende Blähungen und Durchfall

Zu unangenehm riechenden Darmwinden kommt es vor allem nach dem Genuss blähender Speisen. Dazu zählen Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen), fast alle Kohlsorten sowie Zwiebeln.  Durchfall entsteht dadurch in der Regel nicht, es sei denn, Sie vertragen bestimmte Lebensmittel nicht.

Zu fettiges Essen kann bei einem empfindlichen Darm hingegen Bauchschmerzen mit Durchfall und Blähungen auslösen. Nach einer fettreichen Mahlzeit kann es passieren, dass die Fettmoleküle im Magen nicht vollständig vorverdaut werden und daher unverändert in den Darm gelangen. Dadurch wird zum einen der Stuhl flüssiger. Zum anderen bekommen die Bakterien im Dickdarm zusätzlich Nahrung, mit der sie Gase produzieren können.

Typisch sind Blähungen und Durchfall auch in Urlaubsländern mit anderen Ernährungsgewohnheiten. Der Verdauungstrakt kann sich nicht so schnell auf die andere Zusammenstellung der Produkte, neue Gewürze und Ähnliches einstellen und reagiert mit Funktionsstörungen. Blähungen und Durchfall sind mögliche Folgen.

Blähungen und Durchfall aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Fruchtzucker (Fruktose) aus frischem Obst oder Milchzucker (Laktose) aus Milchprodukten können ebenfalls dafür sorgen, dass die Luft aus dem Darm in Sachen Geruch nicht ganz unauffällig ist und es parallel zu Durchfall kommt. Das Gleiche gilt für eine Unverträglichkeit des Eiweißklebers Gluten (Zöliakie).

Blähbauch und Durchfall nach dem Verzehr von Obst

Manche Menschen vertragen keinen Fruchtzucker (Fruktose), beziehungsweise kann der Körper ihn schlecht verarbeiten. Diese sogenannte Fruktoseintoleranz führt dann häufig zu Blähungen, verbunden mit Durchfall, wenn die Betroffenen zum Beispiel Obst essen oder Fruchtsäfte trinken. Kleine Mengen vertragen sie meist.

Milchprodukte können zu Blähungen und Durchfall führen

Laktose kann ebenfalls Durchfall sowie Blähungen verursachen – wenn die Betroffenen an einer Laktoseintoleranz leiden. Dabei fehlt es an der sogenannten Laktase, einem Enzym, das für die Verdauung des Milchzuckers notwendig ist. Kann dieser nicht richtig verdaut werden, kommt es zu Symptomen wie Bauchschmerzen, starken Blähungen und Durchfall. Oftmals nimmt die Produktion der Laktase bei Erwachsenen im Laufe der Jahre langsam ab. Das heißt, dass sie gewisse Mengen an Milchzucker noch problemlos verdauen können. Wird diese Menge überschritten, kommt es jedoch zu Beschwerden.

Verdauungsprobleme durch eine Glutenunverträglichkeit

Eine weitere Nahrungsmittelintoleranz, die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), kann ebenfalls zu solchen Beschwerden führen. Bei Gluten handelt es sich um eine Gruppe von Proteinen, die in vielen Getreidesorten vorkommen. Manche Menschen können Gluten im Darm nicht verarbeiten. Dann kann es nach dem Essen unter anderem zu Blähungen und Durchfall kommen, wenn entsprechende Lebensmittel dabei waren. Bei Kindern sind die Beschwerden besonders intensiv. Betroffene Erwachsene merken hingegen oftmals lange nichts von dieser Unverträglichkeit. Die Zöliakie führt auf Dauer aber zu Entzündungen im Darm, sodass andere Nahrungsbestandteile schlechter aufgenommen werden können. Deswegen wird sie langfristig meist unter anderem von Mangelsymptomen begleitet, etwa Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Menstruationsstörungen.

Infektionen als Ursache für Blähungen und Durchfall

Treten Blähbauch und Durchfall zusammen mit weiteren Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf, ist eine sogenannte Gastroenteritis, im Volksmund Magen-Darm-Grippe genannt, wahrscheinlich. Dafür müssen nicht zwingend alle Symptome vorhanden sein. Ursächlich können verschiedene Erreger sein. Zu den bekanntesten gehören:

  • Norovirus

  • Rotavirus

  • Salmonellen

  • Campylobacter

  • Escherichia coli (E. coli)

Warum treten bei einer Grippe nach dem Durchfall oft Blähungen auf?

Bei Durchfall ist oft das sogenannte Mikrobiom im Darm gestört. Mit dem Mikrobiom, umgangssprachlich auch Darmflora genannt, ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen gemeint, die den Darm besiedeln. Wenn sich ihre Zusammensetzung durch verschiedene Einflüsse verändert, kann das zu vermehrter Gasbildung führen.

Wenn nach einer akuten Durchfallerkrankung für einige Tage mehr Luft im Darm als üblich, ist das also kein Grund zur Sorge. Die Blähungen vergehen meist innerhalb weniger Tage von selbst. Ist das nicht der Fall, sollte die Ursache der Blähungen sicherheitshalber von entsprechenden Fachärtz:innen (Gastroenterolog:innen) abgeklärt werden.

Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen: Chronisch entzündliche Krankheiten als Ursache

Kommt es häufig zu Durchfall und Blähungen, kann das auf eine chronische Krankheit hindeuten. Es könnte sich um eine sogenannte chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) handeln, zu denen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zählen.

In den meisten Fällen sind die beiden Krankheiten auf den Dickdarm beschränkt, Morbus Crohn kann jedoch auf den Dünndarm, Magen und Speiseröhre übergreifen. Die Ursachen für die CED sind unklar. Beide Erkrankungen haben unter anderem gemeinsam, dass sie in Schüben auftreten. Haben Sie also phasenweise dauerhaft Durchfall und Blähungen, sollten Sie einen Termin in einer Arztpraxis vereinbaren.

Blähbauch und Durchfall durch das Reizdarmsyndrom

Blähungen und Durchfall können zudem auf das Reizdarmsyndrom hindeuten. Ein Reizdarm ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das heißt, Ärzt:innen gehen von einem Reizdarm aus, wenn die Symptome passen und sie keine andere Erkrankung als Ursache für Blähungen und Durchfall gefunden haben. Wodurch die Schübe jeweils ausgelöst werden, ist individuell unterschiedlich. Meist spielen die Ernährung sowie Stress eine Rolle.

Je nachdem, welches Symptom im Vordergrund steht, wird beim Reizdarmsyndrom zwischen folgenden Typen unterschieden:

  • Reizdarm mit überwiegend Durchfall

  • Reizdarm mit überwiegend Blähungen

  • Reizdarm mit überwiegend Verstopfung

  • Reizdarm mit überwiegend Schmerzen

Für die Betroffenen ist wichtig zu wissen: Beim Reizdarm müssen Blähungen und Durchfall nicht immer zusammen auftreten. Je nach Typ kann das eine oder andere überwiegen oder ausschließlich auftreten.

Blähungen und Durchfall in der Schwangerschaft

Störungen des Magen-Darm-Trakts sind in der Schwangerschaft relativ häufig. Der in der Schwangerschaft erhöhte Progesteronspiegel kann zu Veränderungen der Darmbewegung führen, die mitunter zu Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen und Blähungen beitragen. Schwangerschaftsbedingter Durchfall kann darauf zurückzuführen sein, dass sich durch die Schwangerschaft der Prostaglandinspiegel verändert.

Darüber hinaus können Blähungen und Durchfall in der Schwangerschaft durch die gleichen Störungen verursacht werden, die auch bei nicht schwangeren Patientinnen für diese Symptome verantwortlich sind.

Krankheiten der Leber: Durchfall und Blähungen sind typische Symptome

Verdauungsbeschwerden wie ein aufgeblähter Bauch und Durchfall entstehen nicht nur, wenn Magen oder Darm direkt betroffen sind. Krankheiten von Leber, Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse können ebenfalls ein Grund sein. Da sie für die Produktion von Verdauungssäften zuständig sind, ist die Verdauung schnell gestört, wenn diese Organe nicht korrekt arbeiten.

Das gilt vor allem für die Leber. Ein Beispiel für die enge Verknüpfung zwischen Darm und Lebererkrankungen ist beispielsweise die (alkoholbedingte) Fettleber. Die Krankheit kann einerseits durch eine veränderte Darmflora verstärkt werden und löst ihrerseits Blähungen und Durchfall aus.

Was tun gegen Blähungen und Durchfall?

Die Behandlung bei Blähungen und Durchfall ist abhängig von der Ursache. Grundsätzlich sollte die Primärkrankheit therapiert werden, damit die Symptome seltener oder gar nicht mehr auftreten.

Bei kurz anhaltendem Durchfall, der etwa durch zu fettiges Essen oder verdorbene Lebensmittel verursacht wurde, reichen bei ansonsten gesunden Personen normalerweise Hausmitteln aus, damit die Erkrankung den Körper nicht zu stark belastet. Dazu gehört es vor allem, den Verlust von Flüssigkeit auszugleichen, idealerweise mit Wasser oder leicht gesüßten Kräutertees. Tees mit Kümmel, Fenchel oder Anis helfen gleichzeitig zusätzlich gegen Blähungen. Geriebener Apfel oder ein Brei aus weich gekochtem, gesalzenem Reis können dazu beitragen, den Stuhl wieder zu verfestigen.

Je nach Schwere und Dauer des Durchfalls kann es sein, das Hausmittel nicht ausreichen. Dann können Betroffene auf freiverkäufliche Mittel aus der Apotheke setzen. Zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen gehören Loperamid und Racecadotril. Loperamid stoppt den Durchfall, indem es die Darmbewegung hemmt. Racecadotril hingegen verhindert, dass die Darmwand zu viel Flüssigkeit und Salze (Elektrolyte) in das Darminnere abgibt und ausscheidet. Beide Wirkstoffe sollten nicht länger als ein bis zwei Tage eingenommen werden.

Wenn sich die Symptome nicht nach wenigen Tagen besser oder bei blutigem oder schaumigem Durchfall mit oder ohne Blähungen sollten Sie grundsätzlich Spezialist:innen für Gastroenterologie aufsuchen. Nach der Diagnose können sie eine Therapie empfehlen. Beispielsweise bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist eine spezielle Diät erforderlich, um Blähungen und Durchfall zu vermeiden.