Biontech/Pfizer-Chef erklärt: Darum lässt die Wirkung schneller nach
Ist es Absicht, dass der Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer eine kürzere Immunreaktion auslöst als der von Moderna? Die Antwort des wissenschaftlichen Leiters bei Pfizer überrascht.
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Seit Beginn der weltweiten Corona-Impfkampagne mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson rückt eine Frage immer mehr in den Mittelpunkt: Wie lange schützen die Impfstoffe eigentlich vor einer Infektion bzw. vor einem schweren Krankheitsverlauf?
Bei der Beantwortung dieser Frage scheint Moderna die Nase vorn zu haben. Mehrere Studien haben ergeben, dass der Impfstoff Spikevax® (auch mRNA-1273) eine stärkere und vor allem länger anhaltende Immunreaktion auslöst als sein Konkurrent Comirnaty (auch BNT162b2) von Biontech/Pfizer. Philip Dormitzer, wissenschaftlicher Leiter bei Pfizer, hat nun Stellung dazu bezogen.
Biontech/Pfizer: Kürzere Immunreaktion als Moderna
Eine belgische Studie belegte vor wenigen Wochen, dass mit Moderna geimpfte Personen nach der Immunisierung eine doppelt so hohe Anzahl Antikörper entwickelten als nach einer Biontech-Impfung. Schon damals mutmaßten Wissenschaftler:innen, woran das liegen könnte.
Aktuell geht man davon aus, dass die unterschiedliche Antikörperkonzentration an den unterschiedlichen mRNA-Dosen beider Wirkstoffe liegt. Denn während im Moderna-Impfstoff 100 Mikrogramm mRNA-Impfstoff steckt, sind es bei Biontech/Pfizer nur 30 mg.
Biontech/Pfizer-Chef: Kürzere Wirkdauer ist Absicht
Im Interview mit der "Financial Times" betont Philip Dormitzer nun, dass die geringe Zugabe des mRNA-Impfstoffs keineswegs Zufall sei. Der wissenschaftlicher Leiter des US-Amerikanischen Pharmakonzerns mit Sitz in New York City erklärte, mit der geringeren Dosis habe man gravierende Nebenwirkungen vermeiden wollen:
"Wir haben die minimale Dosis gewählt, die in älteren Erwachsenen eine Immunreaktion ausgelöst hat, die größer war als jene nach einer natürlichen Infektion."
Moderna vs. Biontech/Pfizer: Es bleiben Fragen offen
Die Antwort des wissenschaftlichen Leiters von Pfizer klingt zunächst plausibel, ist allerdings nur begrenzt zufriedenstellend. Vor allem deswegen, weil der Impfstoff von Biontech/Pfizer nicht nachweislich weniger Nebenwirkungen hervorruft als der von Moderna. Mit Blick auf die Impfreaktionen sind sich beide mRNA-Vakzine sogar sehr ähnlich: Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber gehören in beiden Fällen zu den 10 häufigsten Nebenwirkungen.
Gleichzeitig ist es so, dass die Zahl der Antikörper nur ein Teil des Immunschutzes ausmacht. Sie ist nicht der allein entscheidende Faktor. So kommt es zum Beispiel auch auf die Konzentration der T-Zellen an, die ein Mensch nach der Impfung aufweist.
Die T-Zellen wehren Krankheitserreger ab und schützen so vor Erkrankungen.
Auffrischungsimpfungen notwendig
Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Wirkungsdauer der Corona-Schutzimpfungen raten immer mehr Experten zu Impfauffrischungen. Diese sogenannten Booster-Impfungen sollen sicherstellen, dass der Impfschutz auch Monate nach der Immunisierung bestehen bleibt.
Biontech/Pfizer selbst rät zu einer 3. Impfung innerhalb von sechs bis 12 Monaten nach der Zweitimpfung. Diese Impfauffrischung produziere 11 mal mehr Antikörper, teilte der Konzern Ende Juli mit. Philip Dormitzer spricht sich ebenfalls für Auffrischungsimpfungen mit Biontech/Pfizer aus. Auch, um Impfdurchbrüche, bei denen sich vollständig geimpfte Personen mit Corona anstecken, vorzubeugen: "Würden wir abwarten, bis es zu immer mehr Impfdurchbrüchen mit schweren Krankheitsverläufen kommt, wäre es viel zu spät", betonte er gegenüber "FT".
Quellen:
Pfizer’s chief scientist defends vaccine booster push and jab potency, in: www.ft.com
Warum die Immunantwort beim Impfstoff von Biontech/Pfizer schneller nachlässt als die von Moderna — und das beabsichtigt ist, in: businessinsider.de