Bindungstyp-Test: Wie verhalte ich mich in Beziehungen?
Die meisten zeigen in allen Beziehungen immer wieder typische Verhaltensmuster. Mit dem Bindungstyp-Test finden Sie heraus, welcher der vier Bindungsstile am besten zu Ihnen passt.
Welchen Bindungsstil wir haben, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wer sich beispielsweise selbst gut leiden kann, kann auch häufig entspannter Beziehungen mit anderen Menschen eingehen. Wer darüber hinaus die Erfahrung gemacht hat, dass andere, vor allem die eigenen Eltern, ihm bedingungslose Liebe und Unterstützung zukommen lassen, kann auch darauf vertrauen, dass er späteren romantischen Partner:innen als Person „genügt“ und keine weiteren Anstrengungen notwendig sind, um diese Menschen im eigenen Leben zu halten. Der Bindungstypen-Test gibt eine Einschätzung darüber ab, welcher der vier Bindungsstile am besten zu Ihrem Beziehungsverhalten passt.
Bindungstypen-Test online durchführen
Hier können Sie den Bildungstyp-Test online durchführen. Er kann allerdings nur eine Momentaufnahme wiedergeben – Bindungsstile können sich im Laufe des Lebens auch ändern. So dient der Test vor allem zur Selbsteinschätzung des momentanen eigenen Beziehungsverhaltens.
Woher stammt der Begriff Bindungstypen?
Der Begriff Bindungstypen wurde von dem britischen Kinderarzt John Bowlby und der US-amerikanisch-kanadischen Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth geprägt und bezieht sich eigentlich auf die Bindung zwischen einem Kind und seinen engsten Bezugspersonen. Doch er wird auch noch bei Erwachsenen verwendet – dann beschreibt er unser Beziehungsverhalten in romantischen Partnerschaften. Die charakteristischen Merkmale der unterschiedlichen Bindungstypen lassen sie sich aber in der Regel auch auf das Verhalten in Freundschaften übertragen.
Bindungsstile: Test beruht auf Bindungstheorie
Kinder kommen komplett hilflos zur Welt. Sie sind darauf angewiesen, dass erwachsene Bezugspersonen sie versorgen – anders könnten sie nicht überleben. Ihre Bedürfnisse nach Nahrung, Wärme, Nähe und Trost können sie zunächst ausschließlich durch Schreien kommunizieren – ob und wie verlässlich ihre Bezugspersonen darauf eingehen, kann ihr späteres Bindungsverhalten der „Bindungstheorie“ von Bowlby und Ainsworth zufolge stark beeinflussen. Das gilt für ihre Kindheits- und Jugendjahre, aber auch für romantische Beziehungen im Erwachsenenalter.
Machen Kinder in ihren ersten Lebensjahren die Erfahrung, dass ihre engsten Bezugspersonen sie nicht nur „am Leben halten“, sondern versuchen, ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse stets bestmöglich zu erfüllen, entwickeln sie zu diesen Personen eine sichere Bindung: Sie vertrauen ihnen und nutzen sie als „sicheren Hafen“, zu dem sie während ihrer Erkundung der Welt immer wieder zurückkehren, um neu Gelerntes zu verarbeiten, Trost und Bestärkung zu finden.
Erleben sie in den ersten Jahren ihres Lebens dagegen, dass enge Bezugspersonen kaum oder nur unzuverlässig auf ihre Bedürfnisse eingehen, entwickeln sie eine unsichere Bindung zu diesen Personen und häufig auch ein geringes Selbstwertgefühl. Im späteren Leben kann sich, basierend auf diesen frühen Erfahrungen, das erlernte Verhalten laut Bowlby und Ainsworth in verschiedenen Beziehungen immer wieder zeigen.
Die 4 Bindungstypen
Mary Ainsworth arbeitete in einem Experiment in den 1970er Jahren vier Bindungstypen bei Kindern heraus, die heute weiterhin zur Kategorisierung verwendet werden. Dabei unterscheidet sie den sicheren vom unsicheren Bindungstyp, wobei Letzterer noch einmal in drei Unterkategorien aufgeteilt wird:
Sicherer Bindungstyp: Menschen mit diesem Bindungsstil fällt es in der Regel leicht, andere Menschen an sich heranzulassen und mit ihnen langfristige und stabile Bindungen einzugehen. Sie verspüren weder Verlustangst, wenn sich ihr:e romantische:r Partner:in eine Weile nicht meldet – noch blocken sie ab, wenn Menschen sich ihnen emotional nähern wollen. Sie halten es auch gut aus, mit sich selbst allein zu sein – denn obwohl ihnen die Nähe zu anderen leichtfällt, geraten sie selten in emotionale Abhängigkeit zu ihnen. Im Kindesalter haben sich die engen Bezugspersonen dieser Menschen in der Regel sehr verlässlich und liebevoll ihnen gegenüber verhalten und sich bemüht, ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse stets bestmöglich zu erfüllen.
Unsicher-vermeidender Bindungstyp: Menschen mit diesem Bindungsstil fällt es schwer, langfristige, stabile Beziehungen einzugehen. Sie vermeiden emotionale Nähe zu anderen und distanzieren sich, wenn andere ihnen „zu nah kommen“; dieses Verhalten wird auch als Bindungsangst bezeichnet. Es kann aus Sicht von Psycholog:innen aus übermäßiger Strenge oder emotionaler Distanz beziehungsweise der Abwesenheit von Bezugspersonen in der Kindheit resultieren.
Unsicher-ambivalenter Bindungstyp: Bei Menschen mit diesem auch als ängstlicher Bindungstyp bezeichneten Bindungsstil steht Verlustangst im Vordergrund ihres Beziehungsverhaltens. Sie sind sich der Zuneigung ihrer romantischen Partner:innen niemals sicher und brauchen viel Rückversicherung und Bestätigung. Das könnte daran liegen, dass sie sich auch in ihrer Kindheit der Zuneigung und Unterstützung ihrer Eltern oder anderer enger Bezugspersonen nicht sicher waren und deren Verhalten nicht als verlässlich, sondern als widersprüchlich und unberechenbar einschätzten.
Desorganisierter Bindungstyp: Menschen mit diesem Beziehungsverhalten werden als extrem zwiegespalten beschrieben – einerseits sehnen sie sich nach romantischen Bindungen, andererseits versuchen sie, Nähe um jeden Preis zu vermeiden. Es handelt sich um eine Mischform aus unsicher-vermeidendem und unsicher-ambivalentem Bindungsstil. Als Ursache kommen hier etwa Traumata in der Kindheit in Frage. Kinder könnten sich beispielsweise nach der Zuneigung ihrer Eltern gesehnt, sich aber gleichzeitig vor ihnen gefürchtet haben – etwa, weil von ihnen Gewalt ausging. Liegen solche traumatischen Zustände dem späteren Beziehungsverhalten zugrunde, kann eine Therapie dabei helfen, diese Ereignisse aufzuarbeiten und sich in Beziehungen dadurch sicherer und schließlich glücklicher zu fühlen.
Bindungstypen bei Erwachsenen: Test gibt Aufschluss
Manche Psycholog:innen kritisieren Bowlbys und Ainsworths Ansicht, dass unser Bindungsverhalten in der frühen Kindheit unser gesamtes späteres Leben beeinflusst, und halten die Beziehungsmuster in diesen verschiedenen Lebensabschnitten für weitgehend unabhängig voneinander. Dennoch werden die vier Bindungstypen auch auf das Verhalten in Beziehungen unter Erwachsenen übertragen und die Ergebnisse zahlreicher Studien unterstützen dieses Vorgehen. So ist auch dieser Bindungstypen-Test für Erwachsene erstellt und bezieht sich vorrangig auf das Verhalten in romantischen Partnerschaften.
Quellen:
Ainsworth, M. S. (1978): The bowlby-ainsworth attachment theory, in: Behavioral and brain sciences
Adult Attachment Theory and Research, in: labs.psychology.illinois.edu