Risiko schwaches Bindegewebe

Bindegewebsschwäche: Ursachen, Symptome und Folgen

Eine Bindegewebsschwäche kann sich auf viele Arten bemerkbar machen. Häufig wird sie mit Cellulite, Besenreisern und Dehnungsstreifen in Verbindung gebracht. Entgegen der weitverbreiteten Ansicht handelt es sich bei Bindegewebsschwäche aber nicht nur um ein kosmetisches Problem, sondern häufig auch um ein medizinisches. Welche Ursachen eine Bindegewebsschwäche haben kann, woran sie zu erkennen ist und was dagegen hilft.

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Was ist Bindegewebsschwäche?

Illustration einer Bindegewebsschwäche im Querschnitt
Beschädigungen in der Hautstruktur bezeichnen Mediziner als Bindegewebsschwäche. Die stützenden Kollagenfasern werden schwächer und lassen die Haut wellig wirken Foto: iStock/ttsz

Das Bindegewebe sitzt an vielen Stellen unseres Körpers. Nicht nur die äußere Haut, sondern auch viele innere Organe sind von einer Bindegewebsschicht umhüllt. Gewebsschichten, die einzelne Gewebe voneinander abtrennen, können erschlaffen. So auch das Bindegewebe. Im Laufe des Lebens vermindert sich die Zelldichte im Bindegewebe; Bindegewebszellen können beschädigt werden und absterben. Dadurch verhärten sie sich und werden starr, die Elastizität und ihre Funktionsfähigkeit lassen stark nach. Diese Beschädigungen an der Struktur bezeichnen Mediziner als Bindegewebsschwäche.

Welche Funktionen hat das Bindegewebe?

Das Bindegewebe hat viele Funktionen – es stützt nicht nur Muskeln, Organe und Co., sondern dient auch als Energiespeicher und ist an der Nährstoff- und Sauerstoffversorgung der Organe beteiligt. Die Funktionen des Bindegewebes im Überblick:

  • Stütz- und Gerüstfunktion

Das Bindegewebe ist das Stützgewebe des menschlichen Körpers und nimmt rund 60 Prozent der gesamten Körpermasse ein. Es setzt sich aus Bindegewebszellen und zellfreier Substanz (Wasser, Eiweiß und Fasern) zusammen und dient der Stabilisierung und dem Schutz von Muskeln, Gelenken, Knochen, Gefäßen und Organen.

  • Wasserspeicher

Neben seiner Stütz- und Gerüstfunktion ist das Bindegewebe auch für die Versorgung der Organe wichtig: Aufgrund des hohen Wassergehalts dient es als Wasserspeicher und ermöglicht dadurch den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff zu den Organen und Muskeln, sowie von Kohlendioxid und Abfallprodukten aus den Organen in die abführenden Blutgefäße.

  • Abwehrreaktion

Eine besonders wichtige Funktion des Bindegewebes ist die Abwehrreaktion. Die im Bindegewebe enthaltenen Abwehr- und Entzündungszellen dienen als Barriere gegen eindringende Fremdkörper und sorgen für die Bekämpfung von Krankheitserregern.

  • Energiespeicher

Das Bindegewebe dient ebenso als Energiespeicher, wofür vor allem das Fettgewebe, das zum lockeren Bindegwebe gehört, verantwortlich ist.

Östrogenmangel in den Wechseljahren
Vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren kann eine Bindegewebsschwäche aufgrund von Hormonveränderungen zu einer Gebärmuttersenkung führen Foto: istock/Nerthuz

Schwaches Bindegewebe: Was sind die Ursachen?

Neben einer genetischen Veranlagung können auch viele andere Faktoren das Bindegewebe nachhaltig schwächen. Warum gerade Frauen oft unter einer Bindegewebsschwäche leiden, hat hormonelle Gründe.

Östrogen sorgt für ein festes Bindegewebe. Mit der verminderten Produktion des weiblichen Geschlechtshormons verlieren Frauen in den ersten zwei Jahren nach Eintritt ihrer Wechseljahre etwa 40 Prozent des funktionellen Kollagens im Unterhautgewebe. Dabei handelt es sich um die stützenden Gewebebestandteile. Die Kollagenfasern werden schwächer und lassen das Unterhautfettgewebe hervortreten, was zu einer welligen Oberfläche der Haut führt. Auch bei jungen Mädchen können in der Pubertät aufgrund der hormonellen Veränderungen Dehnungsstreifen entstehen, besonders bei schnellem Wachstum.

Eine Bindegewebsschwäche kann auch durch eine Übersäuerung des Körpers begünstigt werden. Über das Bindegewebe werden Nährstoffe und Abfallstoffe, zu denen auch Säuren gehören, an die Zellen abgegeben. Bei hohem Konsum säurebildender Nahrungsmittel wie tierische Lebensmittel kann das Bindegewebe übersäuern. Das heißt: Der Körper ist nicht mehr fähig, alle Säuren zu binden, zu neutralisieren und auszuscheiden. Infolge dessen lagert der Organismus die Säuren ein, was nachhaltig das Bindegewebe schwächt.

Die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Cortison) kann auf Dauer ebenfalls eine Übersäuerung des Körpers bewirken und zur Entwicklung einer Bindegewebsschwäche führen.

Bindegewebsschwäche: Diese Symptome treten auf

Wird die Hautoberfläche von dem Bindegewebe nicht mehr richtig gestützt, bilden sich sichtbare Dellen in der Haut, die besonders deutlich am Gesäß und an den Oberschenkeln hervortreten können (Cellulite/Orangenhaut). Bei manchen Menschen zeigt sich die erschlaffte Haut auch am Bauch und an den Oberarmen. Auch Krampfadern und Dehnungsstreifen, die sich überwiegend auf den Brüsten, dem Bauch, den Hüften und den Oberschenkeln bemerkbar machen, können ein schwaches Bindegewebe anzeigen.

Welche Folgen hat eine Bindegewebsschwäche?

Eine Bindegewebsschwäche kann zahlreiche Folgen haben – sowohl äußerlich als auch innerlich.

Bindegewebsschwäche an Beinen fördert Cellulite

Cellulite ist die häufigste Folge einer Bindegewebsschwäche. Die Fasern des Gewebes in der Unterhaut verlaufen bei Frauen, ähnlich wie Säulen, senkrecht zur Hautoberfläche. Erschlaffen die Bindegewebsfasern, können sich wachsende Fettzellen – anders als beim netzförmigen Bindegewebe eines Mannes – leicht durch die Lücken zwischen diesen Säulen nach oben drücken. Durch die darüberliegende Lederhaut dringt das Fettgewebe bis an die Oberhaut vor. Dort führt es zu den sichtbaren Dellen und Auswölbungen.

Daneben treten oft Besenreiser an den Beinen infolge einer Bindegewebsschwäche auf. Ein geschwächtes Bindegewebe führt dazu, dass die Venenwände mit der Zeit ausleiern. Dadurch können die Venenklappen nicht mehr richtig schließen und das Blut kann nicht ausreichend zum Herzen gepumpt werden. Die Folge: Das Blut staut sich in den kleinen Gefäßen und wird in Form von feinen rötlich-blauen Adern unter der Haut sichtbar. Gesundheitlich bedenklich sind Besenreiser nicht – von Gefäß-Spezialist:innen werden sie allerdings als Warnvenen bezeichnet, denn sie können ein Anzeichen für tiefer gelegene Krampfadern sein.

Männliches und weibliches Bindegewebe
Fettzellen können sich im Bindegewebe der Frau (rechts im Bild) viel leichter durchdrängen als beim netzförmigen Bindegewebe eines Mannes Foto: istock/ttsz

Extreme Bindegewebsschwäche kann auch innere Organe betreffen

Auch innerlich macht sich eine stark fortgeschrittene Bindegewebsschwäche bemerkbar. Das Bindegewebe kann so stark an Stabilität verloren haben, dass es die inneren Organe nicht mehr richtig stützen kann. Infolge dessen sinken sie ab. Bei einer extremen Bindegewebesschwäche des Beckenbodens kann es etwa zu einer Gebärmuttersenkung kommen, vor allem nach einer Schwangerschaft.

Normalerweise ist das Beckenbodengewebe in der Vagina straff gespannt. Es stützt Blase und Gebärmutter. Mit den Jahren wird das Gewebe schwächer. Wenn sich die Gebärmutter absenkt, drückt sie auf die Blase, was den Harndrang verstärkt. Beim Wasserlassen kann sich die Blase in manchen Fällen durch die Fehlstellung nicht mehr richtig entleeren. Der Restharn begünstigt schmerzhafte Blasenentzündungen.

Eine Bindegewebsschwäche im Bereich des Beckenbodens kann zudem entzündete und/oder vergrößerte Hämorrhoiden zur Folge habe. Denn die erschlaffte Muskulatur bedingt die schmerzhaften Ausstülpungen im Enddarm.

Ist eine Bindegewebsschwäche gefährlich?

In der Regel nimmt eine Bindegewebsschwäche keine extremen Züge an. Doch ist das Gewebe so geschwächt, dass die Venenwände ausleiern, kann ein Blutstau in den Beinvenen dazu führen, dass der Druck in den Gefäßen steigt. Neben den hervortretenden Krampfadern kann es zu Hautrötungen und -verhärtungen sowie schwerwiegenden Durchblutungsstörungen kommen.

Tipss gegen Bindegewebsschwäche an Beinen, Bauch und Po

Mediziner gehen davon aus, dass sich mit folgenden Maßnahmen Bindegewebsschwäche lindern lässt und ihr effektiv vorgebeugt werden kann:

Ausdauer- und Kraftsport

Jede Art von Bewegung stärkt das Bindegewebe, steigert die Durchblutung, fördert den Stoffwechsel und glättet so die Haut. Es muss nicht gleich die Hochleistungsvariante sein: Ideal sind täglich 30 Minuten Joggen, Schwimmen oder Nordic Walking. Kraftsport-Übungen sollten ebenfalls auf dem Programm stehen, da das Training mit Gewichten Muskeln und Gewebe stärkt.

Nordic Walking beugt Bindegewebsschwäche vor
Jede Art von Bewegung stärkt das Bingewebe. Ideal sind 30 Minuten täglich Foto: istock/f9photos

Wechselduschen

Ergänzend zum Sport kann mit Wechselduschen die Durchblutung der Haut angekurbelt werden. Das sorgt dafür, dass Abbauprodukte aus dem Gewebe geleitet werden.

So wird’s gemacht: Den Wasserstrahl von den Zehen über den Fußrücken übers Knie bis zur Leiste führen – zuerst mit warmem, dann deutlich kürzer mit kaltem Wasser (dreimal wiederholen).

Ausgewogene Ernährung

Ein gesundes Bindegewebe muss mit Nährstoffen versorgt werden. Das gelingt, wenn man viel Gemüse und zuckerarmes Obst auf den Speiseplan setzt. Vor allem Zitrusfrüchte, Grapefruits, Spinat und Kartoffeln sind ideal: Sie wirken entwässernd, fördern die Durchblutung und enthalten bindegewebestärkendes Vitamin C.

Auch Fisch sollte öfter auf den Tisch kommen, ebenso fettarme Milchprodukte sowie Hülsenfrüchte. Der Grund: Sie enthalten viele Aminosäuren, die das Bindegewebe festigen. Zudem ist in Fisch viel Omega 3 enthalten, das die Zellmembran stabilisiert und so dem Ausleiern des Gewebes entgegenwirkt.

Verzichten sollte man hingegen auf verarbeitete Produkte, Fleisch, Wurst sowie auf zucker- und stark salzhaltige Lebensmittel, da sie das Bindegewebe schwächen.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Wird das Bindegewebe ausreichend mit Flüssigkeit versorgt – Expert:innen empfehlen mindestens anderthalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee täglich –, wirkt die Haut straffer und die Abfallprodukte des Stoffwechsels können besser abtransportiert werden.

Massagen und Cremes

Bürstenmassagen und eine wirksame Hautpflege mit Cremes, Lotionen, Ölen und Salben, insbesondere während der Schwangerschaft, können außerdem zu einer oberflächlichen Hautstraffung beitragen.