Beinahe erblindet durch Hirnaneurysma
Ihr Sehvermögen wurde immer schlechter. Doch erst als Claudia Ewald (45) fast blind war, fanden Ärzte die Ursache und konnten ihr Augenlicht retten.
Eine Odyssee von Arzt zu Arzt hat Claudia Ewald hinter sich – fast wäre sie erblindet. Es begann im Jahr 2006: „Ich konnte auf einmal nur noch verschwommen und sehr unscharf sehen. Es wurde immer schlimmer. Bis zum Jahr 2008 suchte ich diverse Augenärzte und Neurologen auf", berichtet die Verwaltungsfachangestellte. Die Augenärzte verschrieben Augentropfen. Die halfen aber nicht. Die Untersuchungen der Neurologen ergaben auch keinen Befund. Im Oktober 2008 sagte ein Augenarzt der leidenden Patientin wörtlich: „Frau Ewald, Ihre Augen sind völlig in Ordnung."
Fast erblindet
Claudia Ewald war schockiert, fühlte sich nicht ernst genommen. Mühevoll schleppte sie sich durch den Alltag. Bis zum 1. Mai 2009. An diesem Tag feierte Claudia Ewald die Hochzeit von Freunden auf einem Schiff auf der Elbe. Gemeinsam mit ihrem Mann tanzte sie den ganzen Tag bei strahlendem Sonnenschein an Deck. „Als ich dann unsere Glückwünsche in das Gästebuch eintragen wollte, konnte ich meine eigene Schrift nicht mehr lesen und erschrak über die riesigen Buchstaben, mit denen ich unsere Namen in das Buch eingetragen hatte", erzählt Claudia Ewald. Zuerst vermutete sie einen Sonnenstich als Ursache. Doch am Montag im Büro waren ihre Augen noch schlechter: „Ich konnte am Computerbildschirm nicht lesen und die Personalausweise meiner Kunden nicht erkennen. Gesichter konnte ich nur noch verschwommen sehen."
Diagnose Hirnaneurysma
Ihr Mann holte sie von der Arbeit ab. Ihr Hausarzt veranlasste eine Computertomografie. Das Ergebnis war erschreckend: In ihrem Gehirn war ein ungewöhnlicher Fleck zu erkennen. Sofort wurde sie in die Asklepios Klinik Altona in Hamburg eingewiesen.
Dort stellte Prof. Dr. Bernd Eckert, Leiter des Fachbereichs Neuroradiologie, endlich die richtige Diagnose: Claudia Ewald litt unter einem Hirnaneurysma. Blut hatte sich in einem Blutgefäß im Gehirn gestaut. Prof. Dr. Eckert erklärt: „Die Patientin hatte ein Riesenaneurysma im Gehirn. Die Aussackung war größer als 2,5 Zentimeter und drückte auf die Sehnerven. Es bestand die Gefahr einer vollständigen Erblindung und einer Gehirnblutung."
Was wird beim Coiling genau gemacht?
Über einen Mikrokatheter werden kleine Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma geschoben und dort abgelöst – bis die gesamte Innenwand der Aussackung abgedeckt ist. Ist das Aneurysma mit den Coils gut gefüllt, stagniert der Blutfluss im Aneurysma. Das Blut gerinnt und ein Thrombus füllt das Aneurysma aus. Die Gefahr, dass ein Blutgefäß reißt, ist gebannt. Den Eingriff zahlt die Kasse.
Wie genau gelangt denn der Katheter bis zum Gehirn?
Es handelt sich dabei um eine Technik mit Superselektivkathetern, die nur etwa einen Millimeter dick sind. Diese können von der Leiste aus durch die großen Blutadern in stabilen Führungskathetern bis in das Gehirn vorgeschoben werden. Das entspricht einem Weg von zirka einem bis 1,50 Metern. Das Ganze geschieht unter Röntgenkontrolle.
Endovaskuläre Behandlung bei Hirnaneurysma
Glück im Unglück: In der Asklepios Klinik Altona kann Patienten mit zu stark erweiterten Blutgefäßen im Gehirn auf besondere Weise geholfen werden: „endovaskulär". Das heißt: Um die Gefäße im Gehirn zu reparieren und den Blutfluss wieder in Ordnung zu bringen, braucht man den Kopf der Patientin nicht zu öffnen. Der Arzt gelangt über die Leistenarterie bis zur „Baustelle" im Gehirn. Operiert wird also von innen. Ein Mikrokatheter wird bis in die Hirnader geschoben.
Prof. Eckert „füllte" in Claudia Ewalds Gehirn die Aussackungen mit winzigen Platinspiralen, auch „Coils" genannt. Damit die Blutader stabiler wird, wurde zusätzlich ein spezieller Stent (winzige Gefäß-Endoprothese) eingeführt.
Nach OP vorübergehend blind
Claudia Ewald überstand die Operation gut. Es dauerte aber einige Monate, bis sich ihr Sehvermögen besserte. Anfangs verschlimmerte sich die Situation sogar. „Ich konnte nur noch verschwommen und wie im dichtesten Nebel sehen. Alles um mich herum war grau und weiß." Vorübergehend sah sie sogar gar nichts, war blind! „Es war entsetzlich und oft unerträglich!", klagt Claudia Ewald. Zum Glück unterstützten ihr Mann und ihre Tochter sie und machten ihr ständig Mut, dass bald alles wieder gut werden würde.
Sehvermögen wiedererlangt
Prof. Eckert: „Bei einem so großen Aneurysma ist es normal, dass nach der Operation die Schwellung zunächst zunimmt. Die Sehnerven werden vorläufig weiter beeinträchtigt. Je mehr die Schwellung abnimmt, desto besser wird auch das Sehvermögen." Und so war es auch. Claudia Ewald konnte von Woche zu Woche besser sehen. Heute ist sie glücklich: „Ich kann gut gucken und wieder normal lesen und schreiben." Ebenfalls positiv: Die Nachuntersuchungen zeigen, dass sich kein Aneurysma mehr im Gehirn gebildet hat. Claudia Ewald ist heilfroh: „Ich bin endlich geheilt."