"Bei einer Divertikulitis muss schnell gehandelt werden"

Schmerzen im linken Unterbauch können erste Anzeichen für Divertikel sein.
Unerklärliche Schmerzen im linken Unterbauch, Verstopfung, Fieber können erste Anzeichen für Divertikel sein. Wenn sie sich entzünden, müssen sie schnell behandelt werden Foto: shutterstock

Sie werden oft nur rein zufällig bei einer Darmspiegelung entdeckt – dabei sind sie sehr häufig: Divertikel. Alle wichtigen Fragen dazu beantwortet Prof. Dr. Joachim F. Erckenbrecht exklusiv bei Praxisvita.

Was sind Divertikel?

Divertikel sind Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die nach außen in den Bauchraum ragen. Sie bilden sich meist dort, wo Gefäße den Darm mit Blut versorgen. Häufig ist der im linken Unterbauch gelegene Dickdarmanteil, das sogenannte Sigma, betroffen.

Wie oft kommen sie vor?

Sie sind weit verbreitet. Man geht davon aus, dass mehr als 50 Prozent der 60-Jährigen und mehr als 65 Prozent der 80-Jährigen Divertikel haben. Aber nicht jeder weiß von seiner Erkrankung.

Was sind die Ursachen?

Warum manche Menschen Divertikel entwickeln und andere nicht, ist nicht bekannt.

Tun Divertikel weh?

Meist nicht. Von jenen Menschen, die Divertikel haben, spüren zwei Drittel überhaupt nichts. Nur ein Drittel bekommt die typischen Schmerzen im linken Unterbauch. Häufig verändert sich der Stuhl, oder die Betroffenen sind immer wieder verstopft.

Gehen sie von allein weg?

Nein. Hat sich ein Divertikel gebildet, bleibt er bestehen. Deshalb sollten Sie mit den Beschwerden immer zum Arzt gehen.

Was wird der Arzt tun?

Er wird mit Ihnen die Vorgeschichte und den Verlauf der Erkrankung besprechen, Ihren Bauch genau abtasten und eventuell auch per Ultraschall untersuchen.

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Das ist gut

  • Ballaststoffreiche Kost beugt der Divertikelbildung vor. Also viel Obst, Gemüse, Vollkorn essen.
  • Ausreichend trinken, rund 2 Liter pro Tag. Sonst können Ballaststoffe nicht quellen, Verstopfung droht.
  • Bewegung bringt auch den Darm auf Trab. Klappt die Verdauung, gibt es seltener Darmprobleme.

Das ist schlecht

  • Zu viel fette Wurst essen – das belastet den Darm nur und liefert keine Ballaststoffe.
  • Blut im Stuhl ist ein Alarmzeichen, das Sie ernst nehmen sollten. Damit stets unverzüglich zum Arzt.
  • Verstopfung nur mit Medikamenten behandeln. Wer zu häufig Abführmittel einnimmt fördert die Darmträgheit.

Kann ich etwas gegen die Beschwerden machen?

Wenn Sie Schmerzen haben, kann eine Wärmflasche oder ein warmes Bad den Darm beruhigen. Medikamente wie "Buscopan", die die glatte Muskulatur im Darm entspannen, können dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Auf ballaststoffreiches Essen sollten Sie bei akuten Beschwerden vorübergehend verzichten. Da Ballaststoffe vom Körper größtenteils nicht verdaut werden, erhöhen sie das Darmvolumen und damit den Druck. Das kann die Beschwerden noch verstärken.

Wann werden Divertikel gefährlich?

Wenn die Darmwand an kleinsten Stellen im Bereich der Divertikel porös wird und Darmbakterien aus dem Darminneren austreten, kann es zu einer Entzündung kommen. Man spricht in diesem Fall von einer Divertikulitis. Dann haben Sie nicht nur Schmerzen, sondern auch Fieber und sollten schnell zum Arzt gehen. Denn die Darmbakterien können in den gesamten Körper streuen, Abszesse an der Leber oder auch eine Herzklappenentzündung auslösen.

Wie behandeln Sie eine Divertikulitis?

In der Klinik bekommen die Betroffenen eine Woche lang Antibiotika, zunächst als Infusion. In dieser Zeit dürfen sie nichts essen, um den Darm zu entlasten.

Nach Abklingen der Entzündung ist Essen wieder erlaubt, und die Patienten erhalten weiter Antibiotika, dann allerdings in Tablettenform. Eine Operation ist zum Glück nur selten notwendig. Dann wird das betroffene Darmstück, meist also das sogenannte Sigma, entfernt und der Darm wieder vernäht.