Baby-Bauchschmerzen: Was können Eltern tun?
Hat ein Baby mit Bauchschmerzen zu kämpfen, müssen Eltern erkennen, ob eine Milchzuckerunverträglichkeit, eine Magen-Darm-Infektion oder etwas anderes hinter den Beschwerden steckt. Viele Mütter und Väter fragen sich bei Baby-Bauchschmerzen: Was tun? Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Säugling-Bauchschmerzen.
Baby-Bauchschmerzen sind Stress pur für die Kleinen und deren Eltern. Kürzlich wurde mir ein Mädchen vorgestellt, das in den ersten Lebensmonaten besonders stark unter Bauchweh litt. Die Tage vor der Konsultation hatte sie ausdauernd stundenlang am Tag geschrien, oft die Beinchen angezogen und viel, viel Luft im Bauch. Die Mutter war ratlos und fragte mich bei diesen Baby-Bauchschmerzen: Was tun, damit die Beschwerden weggehen?
Baby-Bauchweh: Was tun?
Die Mama des Neugeborenen hatte schon alles Mögliche versucht, um bei ihrem Baby das Bauchweh zu lindern. Sie ließ es bei den Stillmahlzeiten auch zwischendurch ein Bäuerchen machen, damit die Luft gar nicht erst in den Darm gelangen kann. Sie hatte auf ihre eigene Ernährung geachtet und keine blähenden Lebensmittel gegessen. Außerdem hatte sie ihrer Kleinen entblähende Tropfen gegen Baby-Bauchschmerzen zu den Mahlzeiten gegeben.
Auch ein Kirschkernkissen kam angewärmt zum Einsatz. Darmflora-aufbauende Kapseln hatte die Hebamme schon vor Wochen aufgeschrieben und diese wurden seitdem täglich verabreicht. All das hatte jedoch nicht gegen die Baby-Bauchschmerzen geholfen. Die Folge des ganzen Stresses war, dass die betroffene Mutter kaum noch Muttermilch hatte und mit den Nerven am Rande der Belastungsgrenze war – verständlicherweise.
Baby-Bauchschmerzen: Tropfen, die helfen
Simeticon-Tropfen gegen Baby-Bauchschmerzen, die auch die betreffende Mutter verabreicht hatte, helfen in den meisten Fällen gut gegen Baby-Bauchschmerzen. Der entblähende Wirkstoff fördert die Auflösung von Gasbläschen im Verdauungstrakt und eignet sich bereits für Neugeborene mit Bauchweh.
Im Pharmaindex "Gelbe Liste" wird folgende Dosierung bei Baby-Bauchschmerzen empfohlen:
Neugeborene: 10 Tropfen (0,4 ml), maximale Tagesdosis 4 x 10 Tropfen (1,6 ml)
Säuglinge (> 4 Wochen bis ≤ 12 Monate): 15 Tropfen (0,6 ml), maximale Tagesdosis 6 x 15 Tropfen (3,6 ml)
Kinder (> 12 Monate bis ≤ 6 Jahre): 15 Tropfen (0,6 ml), maximale Tagesdosis 23 x 15 Tropfen (14 ml)
Sprechen Sie die individuelle Dosierung allerdings immer mit Ihrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt ab.
Neugeborenes hat Bauchweh? Tipps für den Alltag
Als Kinderärztin erstellte ich gemeinsam mit der Mutter einen Plan, damit das Bauchweh ihres Babys gelindert werden konnte:
Stillen nur so viel es geht
Stress bei der Fütterung des Babys vermeiden
alle weiteren Mahlzeiten nur als Flaschennahrung, zubereitet mit Fencheltee statt Wasser
Kümmelzäpfchen, die wirklich gut bei Baby-Bauchweh helfen
Baby-Bauchschmerzen nachts: Massage hilft
Kümmel hilft nicht nur in Form von Zäpfchen gegen Bauchschmerzen beim Baby. Gerade für Neugeborene mit Bauchweh eignet sich eine kümmelhaltige Creme, mit der Eltern das Bäuchlein massieren können – insofern die Schmerzen nicht zu stark sind. Integrieren Sie eine sanfte Massage gegen Baby-Bauchschmerzen nachts einfach in die Abendroutine, das beruhigt und erleichtert das Einschlafen.
Baby-Bauchschmerzen erkennen: Abhören, Abklopfen und Abtasten
Bei der kleinen Patientin in meiner Praxis schaute ich zunächst, ob im Bauch etwas nicht in Ordnung sein könnte. Die Darmgeräusche waren normal – weder vermehrt, noch seltsam klingend. Der Bauch war gebläht, man sah es schon mit bloßem Auge. Bei der Perkussion (Abklopfen des Bauches) hörte es sich ganz deutlich hohl an – also war viel Luft vorhanden.
Das Abtasten ergab keinen auffälligen Befund, der Bauch war weich und nicht schmerzhaft, die Organe nicht vergrößert, die Darmschlingen "quatschten" auch nicht unter den Fingern (dieses Phänomen kommt bei Durchfall oft vor). Die Hautfarbe des gerade einen Monat alten Mädchens war rosig und der Puls in der Leiste kräftig.
Neugeborenes: Bauchweh-Untersuchungen im Überblick
Wir machten eine Blutentnahme, um eine Milchzuckerunverträglichkeit auszuschließen. Ich hielt eine Laktoseinoleranz zwar für eher unwahrscheinlich, wollte aber auf Nummer sicher gehen. Ich gab der Mutter ein Röhrchen für eine Stuhlprobe mit nach Hause, um nach Auswertung der Probe ausschließen zu können, dass eine Magen-Darm-Infektion vorlag, auch wenn sonst nicht viel dafür sprach.
In einem Bauchultraschall, das einige Tage zuvor stattgefunden hatte, war viel Luft im Darm zu sehen, sonst keine weiteren Auffälligkeiten. Da der Bauch in der klinischen Untersuchung ohne pathologischen (krankhaften) Befund war, verzichtete ich auf einen erneuten Ultraschall.
Bauchweh beim Baby: Regulationsstörung als mögliche Ursache
Wir vereinbarten einen Wiedervorstellungstermin in vier Tagen und die Mama ging etwas beruhigter nach Hause. Zum einen wusste sie, dass akut nichts Schlimmes vorlag und zum anderen hatte ich ihr erzählt, wie viele Kinder in den ersten Monaten an diesen Problemen leiden.
Es muss auch gar nicht immer der Bauch die Ursache sein. Viele Wissenschaftler:innen gehen heute davon aus, dass hinter dem vielen Schreien primär eine Regulationsstörung steckt: Die Kinder können sich nicht von allein beruhigen. Durch das viele Schreien und Verschlucken von Luft bekommt das Neugeborene dann Bauchweh.
Ich dachte, für heute sei der Fall erledigt. War er aber leider nicht. Kurz darauf rief die Mama in der Praxis an, die Tochter habe wieder ausdauernd geweint und nun habe sie beim Wickeln plötzlich eine Auffälligkeit entdeckt, die in der Praxis definitiv noch nicht da war. Das Kind hatte nun einen dicken, verschieblichen Knubbel in der rechten Leiste. "Oh-oh...", dachte ich und bat die Mutter, wieder in die Praxis zu kommen. Ich vermutete einen Leistenbruch durch das viele Weinen.
Baby schreit vor Bauchschmerzen: Leistenbruch abklären lassen
Als ich die Kleine in meiner Praxis wiedersah, war die Schwellung in der Tat noch da. Es war ein kleiner, harter Knubbel zu ertasten, der vorsichtig in den Leistenkanal zurückgeschoben werden konnte und danach weder sicht- noch tastbar war. Mir blieb nichts anderes übrig, als Mama und Kind in die Kinderklinik zu schicken, denn die Verdachtsdiagnose eines Leistenbruchs hatte sich erhärtet.
Der Leistenkanal ist kurz nach der Geburt oft noch nicht ganz verschlossen. Kommt es zu anhaltend hohem Druck im Bauch – wie bei ausdauerndem Schreien – kann sich der Darm in den Leistenkanal schieben. So entsteht der Leistenbruch. Da sich der Darm einklemmen kann, sollte ein Leistenbruch rasch behandelt werden. In der Klinik bestätigte sich mein Verdacht leider und die kleine Patientin wurde am Folgetag operiert. Sie hat alles gut überstanden, die Wunde ist verheilt und kaum noch sichtbar.
Säugling-Bauchschmerzen: Frühzeitig checken lassen
Ich kann Eltern aber Entwarnung geben: Ein Säugling mit Bauchschmerzen in den ersten Lebensmonaten entwickelt in den meisten Fällen kein Leistenbruch! Es ist dennoch eine mögliche Komplikation. Wenn Sie also bei Ihrem Kind plötzlich eine Verhärtung in der Leiste ertasten oder einen Knubbel sehen, der vorher nicht da war, könnte es sich um einen Leistenbruch handeln.
Starke Baby-Bauchschmerzen können aber auch von der sogenannten Dreimonatskolik kommen – wenden Sie sich daher bei unklarem Baby-Bauchweh zeitnah an Ihre Kinderärztin bzw. Ihren Kinderarzt.