Ayurvedische Massage: Alles über die traditionelle Technik
Die ayurvedische Massage ist eine Wohltat für Körper und Geist – doch wie funktioniert sie und welche Massagenformen gibt es?

In vielen Hotels, bei Heilpraktikern sowie bei speziellen ganzheitlichen Therapeuten wird oft, neben klassischen Massagebehandlungen, auch die ayurvedische Massage angeboten. Doch was versteht man darunter und worauf sollte man gefasst sein, wenn sich für die spezielle Ölmassage entschieden wird?
Ayurveda-Massage: Woher stammt sie und welcher Gedanke steckt dahinter?
„Ayurveda ist eines der ältesten ganzheitlichen Heilsysteme der Welt”, weiß Dr. Sharmili Mehar, Ayurveda-Expertin im RoSana-Kurzentrum in Rosenheim. „Es wurde vor Tausenden von Jahren in Indien entwickelt und basiert auf der Überzeugung, dass Gesundheit und Wohlbefinden im empfindlichen Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele stehen.“ In der ayurvedischen Lehre kommen verschiedene Methoden und Therapien zum Einsatz – die ayurvedische Massage ist auch als Abhyanga bekannt. Dabei handelt es sich um eine Ölmassage, die als Ansatz zur Heilung, Entspannung und Behandlung verschiedener Krankheiten und Belastungen verstanden wird.
Diese Vorteile bringt Abhyanga
„Die Abhyanga-Massage verschönert das Hautbild, schmiert die Gelenke, kräftigt die Muskeln, fördert die Durchblutung, verbessert den Schlaf, entspannt Körper und Geist und verzögert altersbedingte Erscheinungen“, weiß Dr. Sharmili Mehar. Durch die Massage werden die oberen sowie tiefer gelegenen Gewebsschichten bearbeitet und somit weich und geschmeidig gemacht – dies sorgt für die zahlreichen positiven Effekte auf Körper und Psyche.
Dr. Mehar erklärt, warum schon eine einfache Berührung unseren Körper beeinflussen kann: „Unser erster Kontakt mit der Welt erfolgt über den Tastsinn. Das dazu nötige Medium, unsere Haut, ist dank seiner großen Oberfläche das größte Sinnesorgan. Die Haut hat die Fähigkeit, unterschiedliche Signale zu empfangen und unterschiedlich darauf zu reagieren. Der Tastsinn ist außerdem der erste der Sinne, der funktionsfähig wird.“ Die Kunst der Massage gilt daher als eine der ältesten Heilmethoden, die der Mensch entwickelt hat.
„Durch Berührung wirkt die Massage auf das Nervensystem”, so die Ayurveda-Expertin. Abhyanga stimuliert die Nerven, wodurch wiederum auch unsere Muskeln, Gefäße und Drüsen reagieren und so den Körper in seiner Tätigkeit unterstützen. Massagen verbessern laut Dr. Sharmili Mehar auch das Kreislaufsystem und können dadurch Schmerzen reduzieren.
So funktioniert die ayurvedische Massage
Das Auftragen von Öl auf die Haut, gefolgt von bestimmten Massagetechniken, ist bei der ayurvedischen Massage Abhyanga entscheidend. Häufig wird dabei warmes Kräuteröl aufgetragen. Die Massage soll, der Expertin zufolge, auch dabei helfen, Giftstoffe aus dem Körper zu schleusen. „Das ist eine sehr wichtige vorbereitende Therapie beim Detoxing.”
Wichtig zu erwähnen ist: Es gibt viele verschiedene Ayurveda-Massagetherapien, die zur Anwendung kommen können. Das sind die wichtigsten Behandlungen:
Mit der Technik Shiro Abhyanga (Kopfmassage) lässt sich das Nervensystem beruhigen. Darüber hinaus wird die Durchblutung gesteigert, wodurch Verspannungen gelöst werden können. „Dies bringt Ihre Sinnesorgane wieder zurück in ihren normalen, unbelasteten Zustand“, erklärt die Ayurveda-Therapeutin.
Als Shiro Dhara bezeichnet man im Ayurveda einen Ölstirnguss. Dabei werden die Selbstheilungskräfte aktiviert und Stress abgebaut. Die Behandlung hilft außerdem bei chronischen Kopfschmerzen, Migräne sowie Schlaflosigkeit und wird der Expertin zufolge auch bei Lähmungserscheinungen, Parkinson, zerebraler Atrophie und Tinnitus angewandt.
Pinda Swedana nennt man die Stempelmassage mit Kräuterbeuteln. Mit der Kombination aus Schwitzen und Massage-Entspannung lässt sich der Stoffwechsel anregen – auch bei Gelenkschmerzen und rheumatischen Beschwerden kann die Behandlung für Linderung sorgen. Hierzu erklärt Dr. Sharmili Mehar: „Ein Beutel mit Wurzel-Milch-Reis-Schleim macht den Körper geschmeidig und reduziert die Steifigkeit. Daher ist das Stempeln bei degenerativen und altersbedingten Gelenks- und Muskelbeschwerden, Muskeldystrophie und ähnlichen Beschwerden wirksam.“
Als Udvartana bezeichnet man die Ganzkörpertherapie mit warmem Kräuterpulver. Dieses wird auf die Haut aufgetragen und mit einer speziellen Massagetechnik eingebracht. „Die Ganzkörperbehandlung wirkt sehr tiefenreinigend für Haut und Gewebe und regt den Stoffwechsel an. Es ist deshalb beim Abnehmen sowie auch bei Cellulite gut einsetzbar.“
Bei Pizhichil als spezielle Form von Sarvanga Dhara handelt es sich um eine Ölanwendung für den ganzen Körper – hierbei fließt zunächst warmes Öl langsam über den gesamten Körper. „Von zwei Therapeuten wird anschließend synchron von Kopf bis Fuß massiert. Das führt zu völliger Entspannung und regt die Entgiftung an“, so Mehar. Sinnvoll kann sie bei Hemiplegie (halbseitiger Lähmung), Hemiparese (einer leichten Form der halbseitigen Lähmung) und degenerativen Krankheiten wie Arthrose oder Muskeldystrophie sein.
Für wen ist eine ayurvedische Massage ungeeignet?
Doch nicht für jeden bietet die ayurvedische Massage Vorteile – im Gegenteil: Bei bestimmten körperlichen Beschwerden sollte besser auf eine Behandlung verzichtet werden.
Dr. Sharmili Mehar rät daher Personen mit Fiebererkrankungen oder Erkältung von Abhyanga ab und auch bei hohem Blutdruck ist Vorsicht geboten. Während der Menstruation soll die Massagetechnik der Expertin zufolge ebenfalls nicht durchgeführt werden. Und auch werdende Mütter sollten besser zurückhaltend sein: „In der Schwangerschaft kann Öl nur bei Bedarf sanft auf den Körper aufgetragen werden, eine Massage ist jedoch kontraindiziert.“
Die Ayurveda-Massage bietet viele Vorteile und hat sich auf den verschiedensten Gebieten bewährt.
Quelle:
Dr. Sharmili Mehar, Ayurveda-Expertin am RoSana Kurzentrum, in: rosana.de