Autophobie: Symptome, Ursachen und Test
Ganz mit sich selbst allein sein – das brauchen die meisten von uns von Zeit zu Zeit, viele sehnen sich regelrecht danach. Für andere ist das eine Horrorvorstellung, die sogar Panikattacken auslösen kann: Sie leiden an einer sogenannten Autophobie. Woher kommt die Angst davor, allein zu sein, und was kann man dagegen tun?
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Auch, wenn gelegentliches Alleinsein guttut und Raum für Regeneration schafft – nach einer gewissen Zeit des Alleinseins wünschen wir uns alle wieder Kontakt zu Freunden und Familie. Der Gedanke, für immer allein zu sein, ist wohl für jeden beängstigend. Doch bei Menschen mit einer Autophobie ruft schon die Vorstellung, einen einzigen Abend allein zu Hause zu verbringen, Panik hervor.

Angst vorm Alleinsein: Symptome der Autophobie
Die Angst vorm Alleinsein, allein leben zu müssen, verlassen zu werden oder sich einsam zu fühlen, ist bei Autophobiker:innen ins Krankhafte gesteigert und kann ihren Alltag und ihre gesamte Lebensgestaltung bestimmen. Die Vorstellung, allein sein zu müssen, ruft bei ihnen ein Gefühl der Bedrohung und Hilflosigkeit hervor. Folgende Anzeichen können außerdem auf eine Autophobie hinweisen:
Ständiges Bedürfnis unter Menschen zu sein: Betroffene spinnen sich ein enges soziales Netz, haben auffällig viele Sozialkontakte, mit denen sie unentwegt gemeinsame Unternehmungen planen. Sie sind emsig bemüht, jederzeit beschäftigt und unter Leuten zu sein, um möglichst jede Minute des Alleinseins zu vermeiden.
Anhänglichkeit in Partnerschaften: In Partnerschaften leiden Autophobiker:innen häufig an einer ausgeprägten Verlustangst. Um sicherzugehen, dass ihr Partner oder ihre Partnerin bei ihnen bleibt, neigen sie zu ausartenden Liebesbekundungen und zur Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse und geraten so leicht in eine emotionale Abhängigkeit. So kann eine Autophobie die Partnerschaft auch durch Eifersucht und klammerndes Verhalten belasten. Häufig halten Betroffene aus Angst vor dem Singlesein zudem an Partnerschaften fest, in denen sie eigentlich nicht glücklich sind, oder stürzen sich von einer Beziehung in die nächste.
Körperliche Symptome der Angst: Bei akuter Angst, allein sein zu müssen, können die Betroffenen körperliche Symptome wie Herzrasen, beschleunigte Atmung, übermäßiges Schwitzen, Mundtrockenheit, Schwindel sowie Übelkeit und Erbrechen entwickeln – die Angst kann sich bis zur Panikattacke steigern.
Autophobie: Ursachen der Angst vor dem Alleinsein
Die Angst, verlassen und isoliert zu werden, tragen wir alle ein Stück weit in uns – das hat die Natur so eingerichtet. Denn aus evolutionsbiologischer Sicht bedeutet es akute Lebensgefahr, wenn wir aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen werden und auf uns selbst gestellt sind. Während gesunde Menschen aber darauf vertrauen, das nahestehende Menschen nicht plötzlich aus ihrem Leben verschwinden, wenn sie einmal nicht bei ihnen sind, fühlen sich Autophobiker:innen in solchen Momenten sofort verlassen und isoliert.
Die Auslöser dieser gesteigerten Angst vor dem Alleinsein liegen aus Sicht von Psycholog:innen häufig in der Kindheit. Wer als Kind verlassen oder allein gelassen wurde, kann die in diesen Momenten durchgestandene Angst (wenn sie unbehandelt bleibt) ein Leben lang in sich tragen.
Werden Kinder allein gelassen und wissen unter Umständen noch nicht einmal, wann die Bezugsperson zurückkehrt, ist das für sie höchst bedrohlich und kann sogar Todesangst auslösen. Diese ist noch nicht einmal ganz unberechtigt, denn Kinder sind nicht in der Lage, ihr Leben ganz allein zu bestreiten.
Bei Erwachsenen ist das ganz anders: Sie können allein im Alltag zurechtkommen und verfügen prinzipiell auch über die Fähigkeit, sich aus einer misslichen Lage selbst wieder zu befreien. Mitunter kann aber das Gefühl des Verlassenseins und der Hilflosigkeit auch bei Erwachsenen immer wiederkehren, wenn es nicht verarbeitet wurde.
Angst vor dem Alleinsein: Test zur Selbsteinschätzung
Wer den meisten der folgenden Aussagen zustimmt, zeigt womöglich Tendenzen einer Autophobie*:
Den Gedanken daran, Zeit mit mir selbst zu verbringen, finde ich bedrückend bis beängstigend.
Am liebsten hätte ich meinen Partner oder meine Partnerin immer bei mir.
Ich neige dazu, mich nach einer Trennung sofort in die nächste Beziehung zu stürzen, um möglichst nicht lange Single zu sein.
Ich fürchte mich vor Ablehnung oder Zurückweisung durch andere Menschen.
Meine Freizeit ist immer randvoll ausgefüllt mit gemeinsamen Unternehmungen mit anderen.
Ich stelle meine eigenen Bedürfnisse häufig zurück, um meine Beziehungen zu Partner:innen oder Freund:innen nicht zu gefährden.
Es macht mir Angst, alleine zu Hause zu sein – im Zweifel telefoniere ich stundenlang, um die Zeit zu füllen.
*Eine medizinische Diagnose kann der Test nicht ersetzen.
Autophobie: Was tun?
Psycholog:innen empfehlen für die Autophobie-Therapie eine sogenannte Verhaltenstherapie. Dabei werden verinnerlichte Verhaltensmuster und Glaubenssätze herausgearbeitet, um sie dann Schritt für Schritt „umzulernen“ und sich so einen positiveren Umgang mit dem Alleinsein anzugewöhnen.
Nach einer erfolgreichen Therapie haben Betroffene dann wieder mehr Möglichkeiten, ihren Alltag zu gestalten, ohne sich dabei von ihrer Angst vor dem Alleinsein bestimmen zu lassen. Im besten Fall können sie Momente mit sich selbst dann sogar genießen und neue Kraft daraus schöpfen.
Autophobie oder „normale“ Angst vor Einsamkeit?
Wer sich beispielsweise im Alter, wenn soziale Kontakte zunehmend wegbrechen, dafür fürchtet, in Einsamkeit zu leben, hat deshalb nicht automatisch eine Angststörung. Denn eine gewisse Angst vor Einsamkeit ist natürlich und verständlich. Wir alle brauchen unsere Mitmenschen und den regelmäßigen Austausch mit ihnen.
Wer aber das Gefühl hat, die Autophobie übernimmt zunehmend die Kontrolle über sein Leben, sollte sich professionelle Hilfe suchen – erste Anlaufstelle kann beispielsweise der Hausarzt oder die Hausärztin sein.
Quellen:
Autophobia (Fear of Being Alone), in: clevelandclinic.org
What you need to know about autophobia, in: medicalnewstoday.com
Die Angst vor dem Alleinsein, in: oberbergkliniken.de